Einfach stark!

Zweite Garnitur des 1. FC Union Berlin ist Stadtmeister – zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte

von Matthias Vogel

Es ist eine Bilanz, von der Oliver Hartrampfs Trainerkollegen nur träumen können: Einen Spieltag vor Schluss den Titel der Berlin-Liga eingeheimst, zu Buche stehen bis dato 21 Siege, zwei Unentschieden, keine Niederlage, bei einem Torverhältnis von 134:22. Beeindruckend, doch Um die Brust tatsächlich über die Ziellinie zu bringen, „mussten wir am Sonntag allerdings ganz schön ackern“, kommentierte der Köpenicker Trainer den 3:1-Sieg gegen den FC Internationale.

Es war ein Bild, wie man es dieser Tage aus dem Fernsehen kennt, wenn die Schlachten um die Relegation und die Pokale geschlagen sind: Irgendwer hat die Entscheidung herbeigeführt und wird von seinen Teammates geherzt, geküsst und gewhoppert. Annika Mahlau weiß spätestens seit der 87. Minute des Duells mit Inter wie sich das alles anfühlt. Die ganze Mannschaft kam angerannt, nachdem sie per Handelfmeter die lang währende Führung aus der 13. Spielminute der Gäste – schöner Steckpass, quer gelegt und Lena Ghebreselasie schob ein – egalisiert hatte, und warf sich auf sie drauf. „Ich hatte wirklich Angst, ob Annika da heil wieder rauskommt“, berichtete Hartrampf.

Nur ein paar blaue Flecke: Annika Mahlau ist für ihren Ausgleichstreffer zwar amtlich gewhoppert worden, grundsätzlich aber wohlauf. Foto: Judith Diecke

Der ausgelassene Jubel begründete sich zum einen im Umstand, dass schon ein einziger Zähler zur Meisterschaft gereicht hätte, zum anderen in der Dynamik des Spiels – der Treffer war nach etlichen ungenutzten Chancen für die Eisernen Ladies eine Erlösung an sich. Das machte sich auf dem Feld auch noch bemerkbar, denn bis zum Abpfiff schnürte Kapitänin Tiziana Udich vor den Augen von Oskar Kosche, Geschäftsführer des Hauptvereins, noch einen Doppelpack für den standesgemäßen Sieg (90., 90.+2). Der Rest war Feiern, Singen und Tanzen – und Lob für den Gegner gab es auch noch: „Inter ist nicht nur gekommen, um uns zur Meisterschaft zu gratulieren. Das hat man von Anfang an gemerkt. Sie haben geschickt und sehr euphorisiert verteidigt und uns das Leben wirklich schwer gemacht. Respekt, gerade am Ende einer Saison ist das nicht unbedingt selbstverständlich“, sagte Hartrampf.

Wie wichtig Mahlaus Treffer war, zeigt der Blick auf die Tabellensituation und den Spielplan. Am kommenden Wochenende kicken Hartrampfs Schützlinge beim Tabellenzweiten FC Hertha 03 Zehlendorf, die jetzt fünf Punkte Rückstand auf Union haben. Wäre Inter die Sensation geglückt, wäre es also zu einem Endspiel um den Titel gekommen. Fahrradkette! Es kommt nur zum Schaulaufen am letzten Spieltag (Anpfiff Sonntag, 29. Mai, 15.15 Uhr, Onkel-Tom-Straße 40) und das ist gut so. Die Meisterschaft ist hoch verdient und der einzige Wermutstropfen für die Köpenickerinnen ist, dass sie wegen der Zugehörigkeit ihrer Ersten zur Regionalliga genau dorthin nicht aufsteigen können.

Einen stattlichen Anteil am Köpenicker Torgewitter in dieser Saison hat Sandra Weihmann, aktuell steht sie mit 37 Treffern unangefochten an der Spitze der Torjägerinnen-Liste. Foto: Matthias Vogel

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von Anders Noren.

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