Eröffnet: die Hatz auf die Sahne-Bonbons

von Matthias Vogel

Oh ja, das wird gut. Die beiden besten Berliner Frauenfußball-Teams der wenigstens vergangenen fünf Spielzeiten kreuzen am morgigen Sonntag, 24. Oktober, um 14 Uhr zum x-ten Mal die Klingen. Der 1. FC Union empfängt den FC Viktoria 1889 zum Top-Spiel der Regionalliga Nordost, Staffel Nord. Unions Trainerin Juliane Guhr sieht ihr Team als „kleinen Underdog“, was aber nichts mit ihrer generellen Marschroute zu tun hat: „Wir müssen punkten, weil die Ergebnisse ja in die Playoffs mitgenommen werden.“

Anders ausgedrückt: Sollte Viktoria alle drei Sahne-Bonbons auf dem Rasen des Fritz-Lesch-Sportplatzes an der Dörpfeldstraße 89 eintüten und auf dem Nachhauseweg genüsslich lutschen, würde es für Union enorm schwierig werden, bei der Vergabe des Titels ein Wörtchen mitzuschnacken. Die jeweils besten vier Teams aus den beiden Staffeln spielen in der Meisterrunde nicht mehr gegeneinander, sofern sie sich in der Quali bereits begegnet sind. Prestige, Rivalität und Brisanz – alles ist also drin in dieser einen Partie morgen, und Guhr beschreibt die Situation so: „Es ist in dieser Saison offiziell zwar noch nicht unser Ziel, aufzusteigen. Aber natürlich wollen wir uns die Möglichkeit offenhalten.“

Eine der ersten Geigen fidelt Lisa Heiseler im Unioner Konzert. Foto: Matthias Vogel

Der Zugzwang für die Eisernen Ladies erhöht sich durch ihr Auftakt-Remis beim Aufsteiger FSV Babelsberg 74 (0:0) – zumindest dann, wenn die Brandenburgerinnen den Sprung in die Playoffs schaffen. „Würden wir morgen verlieren, lägen wir dann schon fünf Punkte hinter der Viktoria.“ Guhr sieht ihre Elf allerdings bestens gerüstet für das Spitzenspiel. Kein Wunder, ihre Truppe ist bislang ohne Gegentor und hat in den drei Spielen nach dem überraschenden Dämpfer zu Beginn der Saison jeweils ein wahres Offensiv-Spektakel initiiert: 5:0 gegen Hohen Neuendorf, 8:0 bei Türkiemspor und zuletzt 7:0 bei Stern 1900.

Weil etwas schwächere Gegner kein Maßstab für Union sein dürfen, hat Guhr freilich genauer hingesehen: „Defizite lagen zuletzt noch im Spiel im letzten Drittel, daran haben wir in der vergangenen Woche mit sehr viel Spielfreude gearbeitet“, gab sie zu Protokoll. Ein weiterer Schwerpunkt sei der Spielaufbau gewesen. „Bei der 0:1-Niederlage im Pokal lief Viktoria sehr hoch an. Wir wollen versuchen, trotzdem kontrolliert aufzubauen, weil gegen eine so kopfballstarke Defensive sonst der Ball postwendend zurückkommt. Und das muss die volle Spielzeit Bestand haben.“

Celine Dey bildet zusammen mit Vanessa Lux ein tolles Innenverteidiger-Paar für die Viktoria. Foto: Matthias Vogel

Das hat die erst seit dieser Saison im Amt befindliche Trainerin der Eisernen richtig gemacht, so viel steht fest. Denn Roman Rießler, Trainer der Gäste, denkt auch in diesem richtungsweisenden Match nicht im Traum daran, von seiner Linie abzuweichen. „Wir wollen Union vor uns hertreiben, ob mit oder ohne Ball.“ Rießler hat die Entwicklung unter Guhr verfolgt und sich von der jüngsten Union-Gala auf dem „Sterner“ berichten lassen. „Juliane und die Mannschaft haben offensichtlich gut zueinander gefunden, ich rechne mit einer deutlich stärkeren Mannschaft als noch im Pokal.“

Warten die Eisernen Ladies im 1:4:3:3 auf den Rivalen? Begegnen die Himmelblauen dieser Formation im 1:4:2:3:1? Hat Viktoria alle Leistungsträgerinnen an Bord? Bringt die enorme Leistungsdichte des Köpenicker Kaders den Erfolg? Dinge, die es abzuwarten gilt. Am Ende des Liedes werden in dieser Begegnung auf absoluter Augenhöhe wieder einmal die Tagesform, die gewonnenen Zweikämpfe, die Schwere der Defensiv-Fehler, die Anzahl der angezogenen Sprints und die der Läufe in die Tiefe für die entscheidenden Töne sorgen. Es ist das Spiel der Spiele in Berlin, Wille und Einstellung müssen einfach taktisches Geplänkel überwiegen.

„Auf dem Platz ist erstmal alles vergessen!“

Eine, die bereits bei beiden Mannschaften unter Vertrag stand und morgen vermutlich für die Viki-Girls in der Startelf aufläuft – Angreiferin Hülya Kaya – sieht leichte Vorteile für die Viktoria: „Man kann bei einem Stadtderby nie sagen, wie es ausgeht. Aber wir haben in den vergangenen Wochen gut trainiert und genauso gut ist die Stimmung. Wir sind heiß und wollen den Abstand auf Union unbedingt vergrößern.“ Ihr zweites Statement ist noch einmal ein Fingerzeig in Richtung Bedeutung der Auseinandersetzung. „Ich verstehe mich mit den Unionerinnen gut und freue mich auf bekannte Gesichter. Nichtsdestotrotz ist auf dem Platz erstmal alles vergessen!“

Wer wissen will, wie die berühmte Wahrheit auf dem Platz tatsächlich aussieht, sollte sich den Leckerbissen nicht entgehen lassen: Zuschauer sind erlaubt.

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