von Matthias Vogel
Steglitz. Das Ballbesitz-Verhältnis dürfte tendenziell schon entschieden sein, wenn die Regionalliga-Fußballerinnen des SFC Stern 1900 am morgigen Sonntag, 13. Oktober, die Konkurrenz des 1. FC Union Berlin empfangen. Die Eisernen werden drücken, die Sterne werden kontern. Offen bleibt zum Glück das Ergebnis. Das Stadtderby wird um 15 Uhr angepfiffen.
Ein halbes Dutzend Spieltage sind gespielt, in der Tabelle trennen die Kontrahenten von morgen ein Rang und ein lumpiger Punkt. Aber der Schein trügt. Genau zwischen dem fünften (Union) und dem sechsten Platz (Stern) dürfte auch in dieser Saison die Grenze zwischen der Upper Class und dem mitspielenden Volk verlaufen. Und Unions Coach Falko Grothe stößt mit seiner bisherigen Saisonbilanz genau in dieses Horn: „Bislang hatten wir die vier vorderen, Jena II und Hohen Neuendorf als Gegner. Jetzt kommen vier, die hinter uns in der Tabelle stehen. Danach ist es sicher einfacher für mich, unsere Saison zu beurteilen.“

Grundsätzlich ist Grothe zufrieden, auch wenn seine Eisernen Ladies aus den Unentschieden gegen Viktoria, Jena und zuletzt vor zwei Wochen gegen den Magdeburger FFC aus seiner Sicht gut und gerne einen Sieg hätten machen können. Defensiv hat der Union-Coach ohnehin nichts zu beandstanden, lediglich die Offensive habe in diesen Spielen nicht die gnadenlose Effektivität an den Tag gelegt, die das Team in der abgelaufenen Saison ausgezeichnet hatte. „Aber wir haben eine sehr gute Entwicklung diesbezüglich hingelegt“, sagt Grothe.
Die jungen Eisernen sind das, was sie sein sollen: wild.
Weil dem so ist und auch, weil die neuen Jungen im Team genauso sind, wie sie sein sollen, nämlich wild, reist Grothe sehr optimistisch an den „Sterner“. Sechs Kickerinnen aus dem Jahrgang 2002 habe er im Kader, dazu eine Spielerin Baujahr 2003. „Und keine von denen hat bislang einen Hänger. Der Unterschied zu den erfahreneren Spielerinnen ist gering oder nicht vorhanden.“ Ausfälle wie der von Flügel-Pfeil Josi Bonsu, deren Sprunggelenk zweiten Spieltag in der Partie gegen RB Leipzig durch mehrere Tritte einem echten Überlebenstest unterzogen wurde, oder von Top-Torjägerin Marta Stodulska hätten sich dadurch stets sehr gut auffangen lassen.

Gegen Stern fehlen Union Torhüterin Monique Eichhorn, die gegen Magdeburg die Rote Karte gesehen hatte. Im selben Spiel bekam Celine Frank kurz vor Ende der Partie auch noch die Ampelkarte serviert. Ausfälle, die schwer wiegen, aber Grothe eben wegen des großen guten Kaders kein Kopfzerbrechen bereiten. „Sarah Duszat geht in die Kiste, sie genießt unser vollstes Vertrauen“, so der Coach. Das Spiel machen, die wenigen Räume, die Stern gewährt, nutzen, und auf die flotten Stürmerinnen Lisa Weinberg und Kimberly Lange achten – dann sollte es schon klappen mit dem Dreier.
Bei den Gastgebern teilt man Grothes Meinung bezüglich der Gewichtsverteilung. „Defensive ist morgen Trumpf“, gibt Sprecherin Sophia Skuratowicz zu Protokoll. Einzige Spitze werde wohl Kimberly Lange sein, Emina Wacker weile noch im Urlaub. Der Kader bei Stern ist – beinahe traditionell – auch gegen Union schmal, aber immerhin können, weil die Landesliga-Vertretung der Steglitzerinnen spielfrei ist, drei Spielerinnen die Bank verstärken: Hannah Schmitz, Kerstin Gohlke und Ersatztorhüterin Antonia Hertel sind mit am Start.

Die Laune ist in jedem Falle gut auf dem Sterner. Der Tag der Amateure ist angesagt. Die Männer spielen vor den Frauen und wer Stern kennt, der weiß, das die Stimmung auf den Rängen an solchen Tagen blendend ist. Unabhängig davon stellt Skuratowicz fest: „Spiele gegen Union sind immer etwas Besonderes. Die Favoritenrolle ist klar vergeben, aber wir erinnern uns auch gerne an unser erstes Regionalliga-Jahr vor drei Jahren, da haben wir gegen sie 2:2 gespielt.“ Die Zuschauer als 12. Frau?
Leonie Sohr: „Wir sind auf einem guten Weg.“
Sterns Trainer Harald Planer hat das Ziel vor Augen: Anschluss zur Upper Class. Er kämpft dabei seit Jahren mit der Widrigkeit, nie das gesamte Potenzial seiner Mannschaft ausschöpfen zu können. Immer fehlen mehrere gute Spielerinnen, weilen im Auslandsstudium, sind verletzt oder im Urlaub. Seine Kapitänin Leonie Sohr fasste vor diesem Hintergrund den Saisonstart der Steglitzerinnen so zusammen: „Es ist noch nicht zufriedenstellend, aber wir sind auf einem guten Weg. Es gab Spiele, in denen sind wir unter unseren Möglichkeiten geblieben und haben Punkte verschenkt. Auf der anderen Seite haben wir in anderen Begegnungen gezeigt, was selbst in einem dezimierten Sterner Kader steckt.“