von Matthias Vogel
In der Regionalliga Nordost kommt es am Sonntag, 25. August, zur Auseinandersetzung der großen Rivalen – zumindest aus Hauptstadt-Sicht. Die Eisernen Ladies erwarten die Viki-Girls und für Spannung auf dem Fritz-Lesch-Sportplatz sorgt nicht nur der Derby-Charakter, sondern auch der Zeitpunkt der Zusammenkunft. Beide Teams haben nach dem Auftakt am vergangenen Wochenende noch nicht wirklich eine Ahnung, was sie imstande sind zu leisten.
Den DFB-Pokal, in dem beide Teams gleich in der ersten Runde ausgeschieden sind, einmal ausgeklammert, lassen die ersten Pflichtspiele der Kontrahenten kaum Rückschlüsse auf das Leistungsvermögen zu. Gut, der FC Viktoria 1889 Berlin bezwang den FC Erzgebirge Aue sicher mit 3:0, doch Trainer Roman Rießler war per Analyse war zwar zufrieden, aber nicht euphorisch: „Gegen einen wirklich überforderten Gegner hat unsere Leistung ausgereicht. Aber es kommen andere Gegner und ich bin mit der Chancenauswertung nicht zufrieden und auch spielerisch können wir das besser.“ Sand im Getriebe auch beim 1. FC Union Berlin, bei der Zweitliga-Reserve des FF USV Jena kam die Truppe des Coaches Falko Grothe nicht über ein 2:2-Unentschieden hinaus. Positiv war, dass die Köpenickerinnen Moral zeigten, indem sie erst in den Schlussminuten den Ausgleich erzielten. Negativ war laut Grothe aber, lange Zeit in der zweiten Hälfte keinen Druck auf den Ball bekommen zu haben. Im Gegensatz zu den Himmelblauen hatte seine Elf aber auch einen wirklich starken, mit vier Spielerinnen aus der Ersten verstärkten Gegner vor der Brust. „Und selbst gegen die wären drei Punkte möglich gewesen.“ Advantage Union?

Rießler sagt: „Ja!“ Nicht nur wegen des ersten Spieltages. „Union hat das jüngste Punktspiel und das Pokal-Finale nicht unverdient gegen uns gewonnen. Für uns sind die morgen der Favorit.“ Die taktische Marschroute wird so sein, wie es die Erkenntnisse aus diesen beiden empfindlichen Niederlagen und der personelle Umbruch verlangen. Viktoria wird im Gegensatz zu den vergangenen beiden Spielzeiten weniger den gepachteten Hurra-Stil pflegen, sondern die Spielweise dem Gegner anpassen. Gegen Schwergewichte der Liga fordert Rießler von seinem Team das Mittelfeldpressing ein. Brandgefährliche Flugbälle hinter eine zu weit aufgerückte Abwehrkette sollen der Geschichte angehören. Aus der kompakten Defensive soll es bei Balleroberung zackig nach vorne gehen.
Unions Abwehrriegel vs. Viktorias Konter-Trio
Geeignete Protagonistinnen für Tempogegenstöße haben die Lichterfelderinnen zur Genüge in ihren Reihen: Luise Trapp, Corinna Statz und Danya Barsalona sind sehr flott auf den Beinen. Rießler wäre mit einem Punkt in der Ferne zufrieden. Dabei muss er nicht nur auf seine Langzeitverletzten verzichten, gegen Union fehlt ihm auch noch Sturmtank Beslinda Shigjeqi. Immerhin lichtet sich das himmelblaue Lazarett, zum Beispiel ist Außenverteidigerin Dilara Agac wieder so weit fit, dass sie auf der Auswechselbank Platz nehmen kann.

Falko Grothe hat sich freilich auch Gedanken gemacht. Er hat vernommen, dass Viktoria in dieser Saison flexibler agieren möchte. „Ich rechne mit mehr Zeit beim Spielaufbau und mit weniger Platz für Konter morgen“, sagt er. „Da gilt es dann für uns, Lösungen zu finden.“ Der Zeitpunkt des Spiels ist ihm egal. „Zweiter Spieltag oder fünfter, entscheidendes Rückspiel oder Pokal-Finale. Die Spiele gegen Viktoria sind immer etwas Besonderes. Ich sehe sie sogar als isoliert von der restlichen Saison an. Deshalb sind unsere Spielerinnen hoch motiviert.“ Nicht alle hat Grothe beim Kräftemessen an Bord. Nadia Pearl, Celine Frank und Katharina Boedecker fehlen. Das ist für die Eisernen ob ihres breiten und spitzen Kaders für gewöhnlich zu verschmerzen, Falko Grothe konnte zuletzt ein Elf-gegen-elf-Abschlussspiel im Training kicken lassen. „Das macht schon Spaß“, sagt er.
Eine der besten Schiedsrichterinnen pfeift
Spielglück, Tagesform des Teams, Tagesform von Schlüsselspielerinnen, der größere Willen des Kollektivs, die richtige Taktik – Faktoren, die den Verlauf und das Ergebnis der Begegnung der beiden aktuell besten Teams Berlins maßgeblich beeinflussen können, gibt es genug. Wer an den richtigen Stellschrauben gedreht hat, wird sich ab 14 Uhr auf dem Rasen an der Dörpfeldstraße 89 zeigen. Für die brisante Partie hat der Verband eine seiner besten Schiedsrichterinnen eingeteilt: Sandra Stolz ( Pritzwalker FHV 03 ) leitete bereits 54 Spiele der Frauen-Bundesliga, 22 Vergleiche der 2. Bundesliga und das DFB-Pokalfinale der Frauen der Saison 2017/18.
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