Ein anderes Spiel, die gleiche Analyse

von Matthias Vogel

So, am Ende hieß es im Regionalliga-Spiel zwischen dem Gastgeber SFC Stern 1900 gegen den Tabellenführer 1:4 (0:3) . Damit bleibt es dabei, die Steglitzerinnen sind in der Regel zu stark für die Mannschaften der unteren Tabellenhälfte, können aber die Top-Five der Liga höchstens ärgern. Apropos: Das ärgert 1900er-Coach Harald Planer mehr und mehr.

Und zwar nicht, weil es seiner Elf an Laufbereitschaft, Willen oder der Fähigkeit, taktische Direktiven umsetzen zu können, fehlen würde. Es sind die Zweikämpfe, die Planer für ursächlich hält, warum es für Union & Co einfach nicht reicht. „Union hat es uns vorgemacht. Jedes Duell wird bedingungslos geführt, unsere Konter unterbunden – und zwar ohne Foul.“ Er meint nicht nur die Frau-gegen-Frau-Geschichten bei laufendem Spiel, sondern auch die Standards. „In der Rückrunde sind wir da absolut harmlos. In der Defensive zieht bei uns keiner den Kopf ein, vorne aber schon. Dabei könnte sich bei Ecken und Freistößen auch mal ein einfaches Tor abgeholt werden“, so Planer.

Berlins Fußballerin des Jahres der Saison 2017/18 Lisa Heiseler (am Ball), kommt nach ausgestandener Verletzung immer besser in Form. Beim SFC Stern gelingt ihr ein Tor für Union, ein weiteres bereitet sie vor. Foto Matthias Vogel

Der Sterner Trainer ist merklich müde von der immer gleichen Analyse und von Konjunktiven wie: Hätte Kimberly Lange in der 10. Minute ihren Alleingang auf den Unioner Kasten mit der Führung gekrönt, wäre das Spiel ganz anders verlaufen. „Klar kann das sein, aber Union ist schon auch noch in der Lage, das Tempo zu verschärfen oder einfach anders zu spielen.“ Was er meinte: Auch dann – oder gerade dann – müssten die Zweikämpfe anders geführt werden und zwar von allen, nicht nur von einer Handvoll Sterne.

Mit dem Außenrist in den Knick

Die Topteams nutzen nämlich Vorteile in der One-on-one-Bilanz gnadenlos zu Treffern aus. Zu viel Freiheit für Josephine Ahlswede im Zentrum bedeutete den halbhohen Schnittstellenball auf Lisa Heiseler, die das Zuspiel mit einem Außenrist-Schuss in den Giebel zum 0:1 veredelte (25.). Greta Budde erfreute sich dann nur eine Minute später an ähnlicher Bewegungsfreiheit und steckte durch auf Ahlswede. Sterns Torhüterin Nicole Bartholdi war zwar rechtzeitig zur Stelle, traf den Ball aber nicht richtig, der dann Ahlswede vor die Füße sprang. Der Rest war Formsache für die Eiserne, aus 22 Metern rollte der Ball ins leere Tor.

Josephine Bonsu ist schwer zu halten, hier hat Sterns Leonie Sohr das Nachsehen. Bonsu findet ihren Meister im Gebälk, einmal trifft sie die Latte, einmal den Pfosten. Foto: Matthias Vogel

Nach einer Stunde war dann die erneut großartig aufspielende Marta Stodulska dran. Heiseler steckte zwischen Außen- und Innenverteidiger durch. Stodulska täuschte zweimal den Schuss an. Beim zweiten Mal kippte Bartholdi ab und Unions Top-Torjägerin markierte per Chip das 0:3 und ihren 17. Saisontreffer (57.). Kurz vor Schluss gelang Anina Sange per Foulelfmeter zwar der Anschlusstreffer (84.), zum Aufkeimen von Hoffnung blieb aber gar keine Zeit. Stodulska traf fast im Gegenzug zum 1:4, dabei vernaschte sie zwei Abwehrspielerinnen von Stern und Bartholdi mit einem feinen Sohlen-Trick à la Zidane und brauchte die Kugel nur noch in die leere Ecke des Sterner Kastens schieben (86.).

Planer: „Ich werde den Konkurrenzkampf anheizen!“

Unions Trainer Falko Grothe war angetan von der Leistung seiner Schützlinge: „Gutes Passspiel, tolles Freilauf-Verhalten und insgesamt ein großer Laufaufwand. Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis, weil es gegen Stern auch gerne einmal eng werden kann.“

Anina Sange (Nummer 6) verwandelt kurz vor Schluss einen Foulelfmeter für Stern, für große Jubel-Arien sorgte das freilich nicht. Foto: Matthias Vogel

Sein Steglitzer Pendent will nun aus diesem Kann ein Soll machen. „Das war einfach insgesamt zu wenig. Wir haben jetzt über Ostern eine Menge Zeit, Defizite aufzuholen, und weil jetzt viele Spielerinnen wieder zum Kader gestoßen sind, werden wir eine andere Konkurrenzsituation im Training haben als in den vergangenen Wochen. Und den werde ich auch ordentlich anheizen“, sagte Planer.


SFC Stern 1900 – 1. FC Union Berlin 1:4 (0:2). Sterne: Bartholdi, Göttfried, Sange, Schröder (70. Heuser), Wacker, Selmke (78. Armanious), Lux, Nowak (84. Nowak), Sohr, Lange, Goll. Eiserne Ladies: Eichhorn, Stodulska, Heiseler (83. Pearl), Weidt, Bonsu, Ahlswede (70. Zander Zeidam), Niesler (83. Schindler), Schrey, Götz, Radloff, Budde. Tore: 0:1 Heiseler (25.), 0:2 Ahlswede (26.), 0:3 Stodulska (57.), 1:3 Sange (FE, 84.), 1:4 Stodulska (86.). Zuschauer: 50.

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