von Matthias Vogel
Die beiden Aspiranten auf den Meistertitel der Regionalliga Nordost, der derzeit Klassenbeste 1. FC Union Berlin und dessen Schatten FC Viktoria 1889 Berlin, haben mindestens noch eine unangenehme Aufgabe zu meistern: Sie müssen auf den „Sterner“. Den Anfang machen die Eisernen, das Gastspiel beim SFC Stern 1900 am morgigen Sonntag beginnt um 13.30 Uhr.
Der „Sterner“ hat einen seiner einstigen Schrecken verloren und niemand ist traurig darüber. Vor knapp zwei Jahren wurde der olle Glitscheteppich durch einen relativ hochflorigen Kunstrasen ersetzt. Seither fällt man deutlich weicher, wenn der Gegner wieder einmal zu spät kommt und nur noch das Bein anstatt den Ball erwischt. Und am nächsten Tag hat man nicht mehr das Gefühl, gestern auf einem Parkplatz gekickt zu haben. Was für Gäste in Steglitz unangenehm bleibt, ist das Spiel an sich. Sterns Trainer Harald Planer lässt stets antreten, um zu gewinnen. Erst recht zuhause. Und mit diesem Plan sind seine Frauen nie alleine. Der SFC Stern 1900 erfreut sich einer vergleichsweise großen Fangemeinde und es steht zu erwarten, das sich „die zwölfte Frau“ gegen den Stadtrivalen aus Köpenick mächtig groß machen wird morgen.

Dass Planer fast euphorisch klingt am Smartphone („Wir freuen uns riesig auf das Spiel morgen“), war eher weniger zu erwarten. Denn nicht mit allen Rückrunden-Auftritten seiner Mädels konnte er zufrieden sein, allen voran die blutleere Performance gegen RB Leipzig vor 14 Tagen. Den Roten Bullen war die Heimstärke der Sterne nämlich reichlich egal und so schenkten sie ihnen mal eben ein halbes Dutzend Buden ein. „Vier davon haben wir uns selber reingehauen“, schimpft Planer noch heute. Die Rehabilitierung folgte aber auf dem Fuß, trotz mehr Ballbesitz für Hohen Neuendorf entführte das Team aus Steglitz am vergangenen Wochenende alle drei Punkte aus der Niederheide. „Letztlich auch hoch verdient, das war eine gute Leistung“, konstatierte Planer. Verursacht Formanstieg gepaart mit einem attraktiven Gegner schon Vorfreude? Möglich, bei Planer kommen aber noch zwei Umstände hinzu. „Es stehen mir wieder mehr Spielerinnen zur Verfügung, das macht uns flexibler. Und: Unsere Position ist perfekt. Wir haben nichts zu verlieren, der Druck lastet auf Union.“
Union? Läuft wie ein Uhrwerk.
Wohl wahr, doch in Köpenick gibt man sich gelassen. Wobei sich Union-Trainer Falko Grothe ja immer gelassen gibt. Kann er ja auch. Seine Equipe läuft in der Rückrunde wie ein Uhrwerk, eilt von Sieg zu Sieg und wer glaubt, die Eisernen hätten am vergangenen Wochenende Schwäche gezeigt, weil sie „nur“ 2:1 bei Leipzig-Süd gewonnen haben, den belehrt Grothe gerne eines Besseren: „Die treten wirklich nicht wie eine Mannschaft auf, die etwas mit dem Abstieg zu tun hat. Ich war zufrieden mit dem Ergebnis.“ Auf dem „Sterner“ erwartet Grothe ein enges Match. „Bislang waren die Duelle immer hart umkämpft“, sagt er. Aber er rechnet mit dem besseren Ende für Union: „Das Hinspiel haben wir recht souverän, das Pokalspiel knapp mit 1:0 gewonnen – wobei das Ergebnis aus meiner Sicht den Spielverlauf nicht angemessen widergespiegelt hat. Ich bin optimistisch, dass wir auch morgen gewinnen.“

Einschließlich morgen sind es noch vier Spieltage, an denen sich die Meisterschaft entscheidet. Jeweils vier Teams können den beiden Favoriten noch in die Suppe spucken. Stern und Jena gleich beiden. „Haben wir vor“, bestätigt Planer. „Ich bin mir sicher, Viktorias Coach Roman Rießler wird morgen mit einem Auge nach Steglitz schielen, was bei uns passiert.“ Klar würde Rießler es gefallen, wenn Union hart auf dem weichen „Sterner“ landet. Sein Problem: Planer und seine Sterne wollen auch gegen die Viktoria am 12. Mai mit vollem Einsatz das Zünglein an der Waage spielen.
Titelfoto (Matthias Vogel): Emina Wacker (am Ball) erzielte im Spiel bei Hohen Neuendorf das Tor des Tages für den SFC Stern 1900.
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