Ersatzgeschwächte Moabiter Elf geht in Kreuzberg unter
von Matthias Vogel
Kreuzberg. Hier volle Kapelle, dort eine ellenlange Vermisstenliste, hier ein Sahnetag, dort ein schwarzer. Und dann heißt es eben am Ende eines Fußball-Samstages überdeutlich 6:1. Leidtragende waren die Landesliga-Fußballerinnen des Moabiter FSV – sie waren bei ihrem Gastspiel beim FSV Hansa 07 einfach chancenlos und hatten besonders bei den Standardsituationen häufig das Nachsehen.
Torhüterin Sofie Manthe, Sara Allouch, Hannah Haacke, Julia Rölle, Neuzugang Inga Müller, Felizitas Schlechta … – auf ein halbes Dutzend Spielerinnen musste Moabits Coach Martin Meyer gegen die Hansa-Truppe mindestens verzichten und die wartete in der heimischen „Ritze“ in Bestbesetzung auf. Deshalb war Kai Weber, Trainer der Kreuzbergerinnen, auch nicht allzu euphorisch nach dem überzeugenden Sieg. „Wir wissen ihn schon gut einzuordnen. Klar kann ich zufrieden sein, aber ich habe mir eigentlich eher notiert, was wir heute nicht so gut gemacht haben.“ Dazu gehörte der Schlussakkord der Partie, als sich die nie aufsteckende Elf aus Mitte mit Erfolg noch einmal streckte, um wenigstens den Ehrentreffer zu verbuchen. Die beste Moabiterin an diesem Tag, Kapitänin Pia Etzold, setzte sich mit dem letzter Kraft auf dem Flügel gegen zwei Gegenspielerinnen durch und flankte in die Box, in der eine völlig verwaiste Katharina Frey den Ball in aller Seelenruhe stoppen und in die lange Ecke kicken konnte (86.). Eindeutig hatte Hansa schon abgeschaltet, so deutlich in Front, so kurz nur noch zu spielen. „Ärgert mich“, kommentierte Weber den einzigen Grund zur Moabiter Freude.

Ansonsten hatte er auch nicht viel zu beanstanden. Vom ersten Treffer an, Nina Maria Fintzen packte eine Ecke per Kopf in die Maschen (13.), wurde die Überlegenheit seiner Mannschaft immer größer und mit jedem weiteren Tor die Gegenwehr geringer. Iris Forcadell Ciuret markierte mit einem schönen Schlenzer aus halbrechter Position im Strafraum in die linke Ecke des Moabiter Gehäuses das 2:0 (35.) und dann behielt Sophie Duschl im Duell mit Regina Kirchmaier in der Box die Oberhand, nachdem ein Querschläger von Luana Lorenz den Ball überhaupt erst wieder in die Gefahrenzone gefrachtet hatte. Oben rechts schlug das Spielgerät ein. Ungut für Moabit, quasi mit dem 3:0 ertönte nämlich der Pausenpfiff.
Umstellung bringt nicht den erhofften Umschwung
Meyer stellte um, zog Emilia Semper in die Viererkette zurück und Lioba Virchow ins Mittelfeld vor und ganz kurz sah es danach aus, als könnte Moabit die Begegnung deshalb offener gestalten. Nach einem missglückten Schlag von Gäste-Torhüterin Therese Mausbach verpuffte allerdings jegliche Hoffnung. Fintzen bekam den Ball vor die Füße und hob ihn sofort und gefühlvoll aus 25 Metern über Mausbach hinweg zum 4:0 ins Tor (56.). Sophie Duschl mit ihrem zweiten Streich per Kopf (65.) und Johanna-Sophie Nase mit einem Abstauber – jeweils nach einer Ecke – machten das halbe Dutzend voll, ehe Frey Schadensbegrenzung betrieb.

Doppeltorschützin Sophie Duschl freute sich über den Kantersieg. „Weil Toreschießen bislang nicht unsere Stärke war und wir in der Vorbereitung verstärkt daran gearbeitet haben.“ Martin Meyer zollte dem Plus an Routine und Cleverness auf Hansa-Seite Respekt und suchte nach dem Positiven: „Ich bin stolz darauf, das die Mädels das durchgezogen haben und sich nicht hängen haben lassen. Freys Tor dient als Dokument.“ Kai Weber sagte: „Wir wollen schon noch vorne mitmischen, auch wenn an den Spandauer Kickers kein Weg vorbei führen wird. Ich hoffe nur, dass nicht wie in der Vorrunde dem Anfangslauf ein steiler Leistungsabfall folgt.“
FSV Hansa 07 – Moabiter FSV 6:1 (3:0). Hanseaten: Gramm, Schuster, Pek, Fintzen, Messow, Pürstinger, Tolle, Schmidt, Ciuret, Duschl, Hüntelmann. Ooch uffm Feld: Dube, Nase, Bixel, Wunderer. Moabienchen: Mausbach, Heyde, Etzold, Semper, El Rahal, Lorenz, Kovtun, Virchow, Kirchmaier, Frey, Linke. Notfallkoffer: Schlechta (nicht benötigt). Tore: 1:0, 4:0 Fintzen (13. , 56.), 2:0 Forcadell (35.), 3:0, 5:0 Duschl (45. , 65.) 6:0 Nase (72.), 6:1 Frey (86.). Schiedsrichter: Ayatullah Adanur. Zuschauer: 10.
Titelbild (Matthias Vogel): Sophie Duschl trifft nach einer Ecke per Kopf zum 5:0.
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