von Matthias Vogel
Die Frage nach dem Standort ist geklärt. Der Viktoria-Express steht nicht nur stabil auf dem Gleis, er ist auch schon zügig unterwegs. Mit einer Gala-Vorstellung wurde der Magdeburger FFC am Sonntag Nachmittag entzaubert. 5:1 hieß es am Ende für die Rießler-Elf.
Lichterfelde. „So so, gegen Magdeburg kann man also auch gewinnen“, so sprach es der Sprecher des Lichterfelder Stadions zur Verabschiedung der 100 Zuschauer in sein Mikrofon. Damit formulierte er den Gedanken aus, der Roman Rießler spätestens nach dem 4:1 von Louisa Trapp nach knapp einer Stunde sicher kurz durch den Kopf schoss. Nur zwei Pünktchen hatten seine Viki-Girls in der Vergangenheit aus den zahlreichen Begegnungen mit Magdeburg geholt. Mit Trapps Treffer war es amtlich: Das Wort „Angstgegner“ und der Terminus „Die liegen uns einfach nicht“ sind im Wörterbuch Viktorianisch-Fußball nicht mehr mit dem FFC verknüpft.
Betriebsunfall Gegentor
Zum ersten Mal hieß es nach einer Viertelstunde „Vorsicht am Magdeburger Bahnsteig“. Chef-Viki-Girl Marlies Sänger – erneut glänzend aufgelegt – hatte zum Solo-Lauf angesetzt, war in den Strafraum eingedrungen und konnte dort nur mit unlauteren Mitteln gebremst werden. Den fälligen Elfmeter verwandelte Anja Kähler zur Führung. Die Fahrgäste aus Sachsen-Anhalt guckten nicht nur aus dem Fenster, sondern beteiligten sich an der rasanten Regionalliga-Fahrt und schöpften Hoffnung, als Paula Eigenberger zu vehement in der Viki-Box einstieg. Foulelfmeter für Magdeburg, Tabea Alsleben vollstreckte: 1:1. Das in dieser Szene etwas ungeschickte Zweikampfverhalten der kurz zuvor eingewechselten Eigenberger führte Rießler später auf die Unerfahrenheit seiner Spielerin zurück. Was ihn viel mehr interessierte war aber, wie das gesamte Team auf den Gegentreffer reagierte. „Er hatte keine Wirkung, es hat ihn einfach als Betriebsunfall verbucht. Da haben wir uns weiterentwickelt“, stellte er fest.

Beleg dafür war die postwendend erzielte erneute Führung. Trapp eroberte sich auf der rechten Seite den Ball, spielte ihn schnell ins Zentrum, von wo aus Kähler – eigentlich selber in blendender Schussposition – Julia Reh auf der halblinken Position blank spielte. Reh versenkte das Spielgerät mit einem satten Schuss aus 13 Metern zum 2:1 in den Magdeburger Maschen (19.). Und dann? Wachablösung im Führerhaus, Hülya Kaya übernahm für den Rest der ersten Schicht den Zug. Zweimal steuerte sie alleine auf das Tor der Gäste zu, zweimal brachte sie den Ball nicht unter. Dafür verwertete sie kurz vor dem Pausenpfiff ein überlegtes Zuspiel von Reh zum 3:1 (43.).

Es war auch für den neutralen Zuschauer eine eindrucksvolle Performance, die Viktoria am zweiten Spieltag hinlegte. Spielzüge aus der eigenen Hälfte bis vor die Magdeburger Kiste, schöne Bälle durch die Schnittstellen der letzten Reihe, Balleroberungen in der Magdeburger Hälfte durch auffallend aggressives Pressing und Effizienz vor dem Tor. „Ich habe noch kein stärkeres Spiel meiner Mannschaft gesehen, zumindest nicht über die volle Distanz“, sagte Rießler nach der Partie. Nach der Pause stockte die Offensiv-Fahrt unter Volldampf zehn Minuten lang. Doch auch in dieser Phase, als Magdeburg es noch einmal merklich wissen wollte, hielt Viktoria konsequent dagegen. Die beste Chance der Gäste – ein halbhoher Schuss aus 20 Metern, entschärfte Torhüterin Inga Buchholz in bester Olli-Kahn-Manier – zum Glück ohne bis zur Eckfahne abzurollen. Nach ihrem Aufbäumen waren die FFC-Kickerinnen dann endgültig zum Zuschauen verdammt. Das 4:1 durch Trapp, die nach einer dieser sehenswerten Kombinationen von der rechten Seite angesaust kam, nicht mehr zu behindern war und sich aus nächster Distanz die kurze Ecke aussuchte, ließ sämtlich Hoffnungen zerplatzen, Viktorias Sonderzug an die Tabellenspitze noch aufzuhalten. Die eingewechselte Beslinda Shigjeqi setzte noch das 5:1 obendrauf (88.). Nächster Halt: Stadion Lichterfelde, 2. September, Abfahrt um 14 Uhr, zusteigen werden die Fahrgäste von RB Leipzig.
Einziges Manko: Das Gleisbett
„Richtig gut heute, aber wir sollten die Kirche dennoch im Dorf lassen. Magdeburg hat einen neuen Trainer und einen personellen Umbruch hinter sich, die müssen sich erst noch finden“, ordnete Rießler das Ergebnis ein. Verärgert war der Viki-Coach über das nicht optimal gepflegte Gleisbett. „Der Rasen war viel zu hoch, das Bezirkssportamt hätte mähen müssen. Beide Mannschaften spielen für gewöhnlich schnellen Kombinationsfußball, der Rasen hat das Spiel langsam gemacht.“ Zudem mutmaßte Rießler, dass der stumpfe Belag auch bei den verletzungsbedingten Wechseln eine Rollen gespielt haben könnte. „Die Spielerinnen sind einfach hängengeblieben.“ Nadine Heinrich von Viktoria und die Magdeburgerin Sarah-Sophie Jacobs verletzten sich schwer und mussten jeweils mit dem Krankenwagen abgeholt werden. Auch Joy-Luan Spiller vom FFC musste bereits nach zehn Minuten das Feld verlassen.
FC Viktoria 1889 Berlin – Magdeburger FFC 5:1 (3:1). Viktoria: Buchholz, Kähler (66. Nesges), Agac, Fandre, Heinrich (13. Eigenberger), Reh, Kaya, Purps, Sänger, Schulte, Trapp (66. Shigjeqi). Tore: 1:0 Kähler (16.), 1:1 Alsleben (18.), 2:1 Reh (19.), 3:1 Kaya (43.), 4:1 Trapp (56.), 5:1 Shigjeqi (88.). Schiedsrichterin: Katharina Kruse. Zuschauer: 100.
rasenperlen.com bedankt sich herzlich bei Roman Rießler für die "Kirche im Dorf" und fünf Euro ins Redaktions-Phrasenschwein.
Erstmal muss man sagen das bei dieser Rasenhöhe garnicht Angepfiffen werden durfte. Das ich so was Unfähres noch nicht gesehen habe. Bei jedem Zweikampf wurde nochmal Nachgetreten.
Ach und nochwas. Ihr habt gegen eine U18 gespielt
Justus, wen meinst du denn mit „Ihr“?