von Daniel Kübler
Zwei Spiele. Einmal 90 Minuten, einmal 120 Minuten. Plus Elfmeterschießen. Naja, einer war es, aber der war entscheidend. In einem an Dramatik kaum zu überbietenden Rückspiel siegte der SV Askania Coepenick gegen den FC Stern 1900 II zwar mit 3:1, musste aber wegen der 0:3-Hinspiel-Schlappe den Steglitzerinnen den Aufstieg in die Landesliga und den damit verbundenen Jubel überlassen.
Köpenick. Die Relegation um den Aufstieg in die Landesliga war nichts für schwache Nerven. Beide Teams gönnten sich jeweils einen guten und einen schwächeren Tag. Im Rückspiel am vergangenen Sonntag erwischte Askania den guten Tag, nährte nach dem Anpfiff mit jeder Minute den nie aufgegebenen Traum vom Aufstieg und als Jennifer Hösselbarth in der 90. Minute zum 3:0 einklinkte, war der Landesliga-Himmel so nah. Aber da war ja noch eine Hannah Schmitz … .

Doch der Reihe nach: Askania wusste um die Schwere der Aufgabe, ein 0:3 gegen eine durchaus spielstarke Mannschaft wie Stern 1900 II wett zu machen. „Ich habe den Mädels nicht viel Tatktisches mit auf den Weg gegeben. Einfach nur rausgehen und Fußball spielen und immer dran glauben. Das haben alle prima umgesetzt“, bilanzierte Askania-Coach Christian Kock nach Abpfiff und wirkte dabei gar nicht so niedergeschlagen, wie man es vielleicht hätte erwarten können. „Wir sind durch die Hintertür in die Relegation gerutscht und waren nach dem Hinspiel fast draußen. Und dann kommen diese unglaublichen 90 Minuten.“ Tatsächlich hatte Askania nahezu alles im Griff. Nicht jeder Ball kam an und auch die Askania-Abwehr wackelte zwei- oder dreimal, aber dennoch hatten die Südost-Berlinerinnen das Spiel unter Kontrolle. Eine gute Partie machte dabei Fatinha-Josee Ossowski im Abwehr-Zentrum, die nahezu jeden Zweikampf – egal ob in der Luft oder am Boden – gewann. Frühzeitig sorgte dann Lena Kowal für das 1:0 – und Askania wollte mehr. Als Jana-Alisa Neumann nach einer Stunde auf 2:0 erhöhte, war deutlich zu merken, dass einigen Stern-Mädels auf dem Platz ordentlich die Angst in die Kleider gefahren war: Jetzt bloß nicht mehr patzen und alles aus der Hand geben. Doch dann kam die 90. Minute und eben doch das 3:0 durch Hösselbarth.
Schwindende Kräfte + Elfmeter = Ende aller Aufstiegsträume
Die Hälfte der Stern-Spielerinnen sank zu Boden, als hätten sie bereits alles verloren. „Wir wissen selber nicht, was da heute passiert ist. Eigentlich waren wir gut vorbereitet. Unterschätzt haben wir auch niemanden. Es war heute einfach nicht mehr drin.“ sagte Stern-Trainer Jens Freikowski nach aufreibenden 120 Minuten. Psychologisch sprach nun jedenfalls alles für Askania: Ein 0:3 egalisiert in der letzten Minute, der Gegner geschockt , das hätte durchaus Flügel verleihen können. Doch ein weiterer Faktor fiel mehr ins Gewicht: Der 90-Minuten-Kraftakt hatte Askania geschlaucht, die Kräfte ließen nach. Als Hannah Schmitz, die im Hinspiel bereits alle Sterner Treffer markiert hatte, dann auch noch einen an Aldijana Ibrisevic verursachten Foulelfmeter sicher zum 3:1 verwandelte (98.), war die Lähmung in der Askania-Elf perfekt. Die Entstehung war unglücklich, das Foul weder böse noch gewollt. Doch die Berührung war offensichtlich und der Elfmeterpfiff die richtige Entscheidung. Askania versuchte danach zwar noch einmal alles, doch die Akkus waren leer. Stern war mit dem 3:1 mehr als zufrieden und beschränkte sich auf die Defensive und brachte das Ergebnis über die Zeit.
Das Rückspiel isoliert betrachtet, war Askania Coepenick sicher der Aufsteiger der Herzen. Über beide Spiele gesehen ist der Triumph von Stern 1900 II dennoch verdient, weil man im Hinspiel einfach mehr investierte und effektiver war. Askania kann auf die gezeigte Leistung trotzdem stolz sein. Die Feierlichkeiten auf dem Gelände gingen dann auch bis weit in die Nacht hinein. Wer leidenschaftlich kicken kann, kann auch leidenschaftlich feiern. Nachweis eindrucksvoll erbracht.
Askania Coepenick – SFC Stern 1900 II 3:1 n.V. (3:0; 1:0). Askania: Peters, Godawa, Ossowski, Barde, Stassen, Joseph, Hösselbarth, Pohl, Grassmann, Kowal, Kallenbach. Eingewechselt wurden: Neumann, Kameter, Rusch, Finger. Stern: Grätz, Schlanser, Fuchs, Schultz, Cuenca Bautista, Roth, Rehländer, Ibrisevic, Schmitz, Barth, Härtel. Eingewechselt wurden: Hartmann, Hartwig, Faulhaber, Romanowski. Tore: 1:0 Kowal (15.), 2:0 Neumann (60.), 3:0 Hösselbarth (90.), 3:1 Schmitz (FE, 98.). Schiedsrichter: Lux (Fortuna Biesdorf). Zuschauer: 200.
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