von Matthias Vogel
Freunde des Berliner Frauenfußballs haben am morgigen Sonntag, 27. Mai, gar keine Wahl: Sie müssen um 11 Uhr an der Dörpfeldstraße in Köpenick sein. Dort heißt es nämlich für den 1. FC Union: Alles oder nichts. Gegner im Kampf um den Aufstieg in die Zweite Bundesliga ist die SGS Essen II.
Köpenick. Es sind unheimlich bewegende Wochen für die Eisernen Mädels. Erst die Last-Minute-Meisterschaft in Magdeburg, dann mit dem Flieger zum ersten von drei Qualifikationsspielen zur Zweiten Bundesliga nach Sindelfingen und ein achtbares 0:0 nach Hause gebracht. Zeit, sich dafür – berechtigter Weise – auf die Schultern zu klopfen, ist keine. Morgen schon kommt der zweite Anzug des Bundesligisten Essen nach Köpenick und der Modus will es so: Die Partie hat K.o.-Charakter. Einmal spielt jeder gegen jeden, nur der Erste der vierköpfigen Gruppe steigt auf, Essen hat die ersten Partie mit 3:0 gegen den FFC Magdeburg gewonnen. Schon ein Remis könnte also zu wenig sein für die Berlinerinnen.
Der Wiederaufstieg wäre ein „nice to have“
Druck? I wo! Klar, nur zu gerne würde Union aufsteigen, allen voran Trainer Falko Grothe. Allerdings wäre es eher ein „nice to have“ als ein „must“. „Schon die Meisterschaft ist ein Riesending für uns“, sagte Grothe vor dem nächsten Spiel des Jahres seiner Elf. Weil damit weder vor, noch am Ende der Saison zu rechnen gewesen sei. „Wir haben nach dem Abstieg viele Abgänge gehabt und wussten nicht, ob die jungen Spielerinnen schon in deren Fußstapfen treten können. Dazu hatte Magdeburg eine sehr solide Vorrunde gespielt.“ Der Favorit leistete sich zu Beginn der Rückrunde dann ein paar Fehltritte, Union legte sich auf die Lauer und schlug dann im letzten Spiel zu: 1:0-Sieg in Magdeburg. Vielleicht ein glücklicher Sieg, der aber offenbar nochmals Auftrieb gab. „In Sindelfingen haben wir unser bestes Saisonspiel gezeigt“, so Grothe.

Jetzt also Essen, ein Team, das der Union-Coach vor Beginn der Aufstiegsrunde sogar als ein wenig schwächer als Sindelfingen eingeschätzt hätte. Der deutliche 3:0-Sieg der Ladies aus dem Ruhrpott deutet zumindest auf amtliche Offensivkraft hin. Grothe fehlt ein halbes Dutzend bewährter Kräfte: Katharina Bödeker, Nathalie Scheffler, Marie Weidt und Marta Stodulska sind absent, Lisa Heiseler (Kreuzbandriss) und Elisa Emini (Syndesmoseband-Riss) fallen längerfristig aus. Für Grothe kein Grund zum Jammern: „Wir haben einen auch in der Qualität sehr breiten Kader und zuletzt haben die, die ich gegen SIndelfingen hineingeworfen habe – Greta Budde und Lisa Fröhlich auf der Zehn – ein Bombenspiel gemacht.“
Der Zweck heiligt nicht alle Mittel
Der Wiederaufstieg in die Zweite Liga wäre das nächste „Riesending“ für Union, aber der Zweck wird nicht alle Mittel heiligen, wie Grothe verspricht: „Wir werden sicher nicht mauern oder anfangen, Bälle nach vorne zu kloppen.“ Nein, den für seine Mannschaft typischen technischen Fußball, das saubere „Von-hinten-Herausspielen“ und das zielstrebige Kreiieren von Torchancen sollen die Zuschauer sehen. Klingt nach einem Leckerbissen. Wie gesagt: Berlins Frauenfußball-Fans haben keine Wahl, sie müssen einfach zum Fritz-Lesch-Sportplatz.
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