Es rührt sich was in „Prenzlberg“

SV Empor Berlin steigt in den Mädchenfußball ein

von Matthias Vogel

Frohe Kunde aus „Prenzlberg“. Der SV Empor Berlin möchte zur kommenden Saison ein E-Juniorinnen-Team melden. Die Gründung der Mädchenabteilung folgt erfreulicher Weise einer Umfrage unter den Mitgliedern. Und die klare Mehrheit ist der Meinung: Es ist höchste Zeit dafür. Die Initiatoren Wiebke Niemann, Spielerin der 7er-Mannschaft des Vereins, und Julian Fiebig, bislang Trainer im Juniorenbereich, erhalten also bei der Umsetzung des Projekts vollste Unterstützung im Verein.

Vor etwa einem Jahr hatte Wiebke Niemann, die vor drei Jahren auch für die Gründung der Frauenmannschaft verantwortlich war, nach Beschluss der vereinsinternen „AG Zukunft“ die Umfrage gestartet. Mehr als 200 der insgesamt etwa 1100 Mitglieder der Fußball-Sparte schickten den Fragebogen an die Arbeitsgruppe zurück, 90 Prozent davon sprachen sich dafür aus, dass der Mädchenfußball im Verein „stärker“ bis „deutlich stärker“ zu fördern sei. Seither drehen Niemann und Julian Fiebig an den wichtigen Schrauben einer Gründung. Erst machten sie von Prenzlauer Berg bis Pankow kräftig Werbung für das Empor-Osterferiencamp – Kitas und Schulen wurden mit Flyern eingedeckt. „Daraus entstand dann ein Kontaktpool mit nun 31 Mädels“, sagt Niemann. Folgerichtig wurde dann eine wöchentliche Trainingseinheit angeboten. „Erst tummelten sich dort immer um die zehn Spielerinnen, mittlerweile kommen 14. Das ist schon ein echter Erfolg“, findet sie.

Kapitänin Leonie Vetter, hier im Spiel gegen den TSV Mariendorf, führte die Kleinfeld-Frauen des SV Empor Berlin in die Landesliga. Foto: Sebastian Raeppold

Die Gruppe soll nun für den kommenden Spielbetrieb gemeldet werden und nach dem Sommer als E-Juniorinnen-Team ihr erstes Pflichtspiel bestreiten. Danach soll es step by step weitergehen. „Ziel ist natürlich eine durchgängige Jugendarbeit, also Teams in jeder Altersgruppe zu stellen“, sagt Fiebig. Wie trainiert wird, können sich Funktionäre und Trainer getrost bei der erfolgreichen Juniorenabteilung abgucken. Gerade erst sind die A-Junioren in die die Regionalliga aufgestiegen, dorthin also, wo die B-Junioren schon sind. Fiebig hat während seiner neunjährigen Zeit beim Verein selbst nahezu alle Altersgruppen trainiert, weiß also, wovon er redet, wenn er sagt: „Wir werden für die Mädchen sicher die gleichen Ansätze verfolgen. Die Trainingsqualität muss stimmen, wir wollen auch leistungsorientierten Fußball anbieten. Wir werden sehen, wie schnell sich unsere Ideen umsetzen lassen.“

Im Zuge der bisher starken Jugendarbeit hat der Verein übrigens schon bewiesen, dass er auch Mädchenfußball kann. Helene Wildner, Mona Sarr und Anouk Westphal – alles Talente aus der Empor-Schmiede, die zusammen mit den Jungs ausgebildet wurden und über diesen Weg sogar den Sprung in die DFB-Auswahl geschafft haben. Westphal wird übrigens in der kommenden Saison die Kickschuhe für die Frauen des 1. FC Union Berlin in der Regionalliga schnüren.

Bei den Empor-Junioren ausgebildet, in die DFB-Auswahl berufen und künftig für Eisern Union am Ball: Anouk Westphal, hier im U16-Länderspiel gegen Dänemark. Foto: DFB

Auch bei den Frauen geht es empor, die Kleinfeldmannschaft schaffte unter der Ägide von Trainer Sven Tetzlaff, der vom SV Lichtenberg 47 kam und seit der Gründung die sportlichen Geschicke lenkt, den Aufstieg in die Landesliga. „Gerne hätten wir schon eine Großfeldmannschaft an den Start gebracht, dafür reicht die Anzahl der Spielerinnen leider noch nicht ganz. Da sind wir zwar nicht unter Zeitdruck, aber mittelfristig brauchen wir ein 11er-Team, ganz klar. Deshalb freuen wir uns über jeden Neuzugang“, so Niemann.

Seine Base hat der SV Empor Berlin im Friedrich-Jahn-Sportpark. Der SV Berolina Mitte und der SV Rot-Weiß Viktoria Mitte, beides Vereine, die erfolgreich Mädchen- und Frauenfußball anbieten, sind nicht weit entfernt ansässig. Für Fiebig kein Grund zur Sorge: „Das Einzugsgebiet ist riesig, es sollte kein Problem sein, Nachwuchs zu akquirieren.“ Er wähnt sogar einen Vorteil in der Empor-Hand: „Es gibt einige Mädchen, die schon in Vereinen kicken aber gerne da spielen würden, wo ihre Brüder am Ball sind – nämlich bei uns.“ Auch, dass die Anlage derzeit streng genommen zu wenig Platz für eine Expansion bietet, schreckt Fiebig nicht: „Seitens der Stadt wird im Zuge der geplanten Sanierung des Geländes auch über einen weiteren Kunstrasenplatz nachgedacht. Das würde unsere Kapazitäten schon enorm entlasten.“


Titelbild: Sebastian Raeppold

Kommentar verfassen

von Anders Noren.

Nach oben ↑

%d Bloggern gefällt das: