Mit dem „1. C4C-CUP“ setzt die Bero-Initiative „Clubs 4 Change“ ihr Engagement gegen sexualisierte Gewalt im Sport fort
von Matthias Vogel
Die Frauenabteilung des SV Blau-Weiß Berolina lädt am Samstag, 25. Juni, von 14 bis 18.30 Uhr zum „1. C4C CUP“ auf ihrem Sportplatz an der Kleinen Hamburger Straße ein. Das bunte Fußballfest ist die nächste Aktion der Initiative „Clubs for Change“ (C4C), die 2021 von Spielerinnen und Trainern der Sparte ins Leben gerufen wurde und sich der aktiven Prävention von sexualisierter Gewalt im Sport verschrieben hat. „Wir wollen vor allem sensibilisieren für das Thema und Spenden sammeln“, sagt Bero-Kapitänin Katharina Vom-Dahl.
Als Fußballverein mit einer der größten Frauen- und Mädchenabteilungen Berlins und feste Instanz im Berliner Fußball hatte der SV BW Berolina Mitte das Projekt ins Leben gerufen, um eine Vorreiterrolle in der Prävention von sexualisierter Gewalt auf Vereinsebene einzunehmen und anderen Vereinen aufzuzeigen, wie mit dem Thema der sexualisierten Gewalt proaktiv umgegangen werden kann. Als weiteres Ziel wurde formuliert, eine Kultur der Aufmerksamkeit zu fördern, die sich für einen fairen und respektvollen Sport einsetzt und jegliche Formen von Gewalt unterbindet. Zentrale Werte des Sports wie Vertrauen, das Miteinander und Teamgeist wurden in den Mittelpunkt gestellt und natürlich sollte das Signal aus Mitte so viele Menschen wie möglich erreichen. Im vergangenen Jahr konnte eine Satzungsänderung erwirkt werden, dazu gab es vereinsinterne Schulungen und Workshops für Spieler:innen und Trainer:innen. Die erste, sehr erfolgreiche Aktion war ein medienwirksamer Lauf, an dem mehr als 200 Sportler:innen teilnahmen.

Die Bero-Frauen hielten es bei der Planung des nächsten Events ganz mit den Worten von Sabine Andresen, Professorin für Sozialpädagogik und Familienforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, die sagt: „Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Sport wird auch nach wie vor nicht bei allen geliebt sein. Das braucht einen sehr langen Atem und hartnäckiges Dranbleiben. Und das Dranbleiben darf nicht den Betroffenen überlassen bleiben.“ Auch in diesem Jahr solle folgerichtig das Thema weiterhin in den Fokus der Fußball- und Vereinslandschaft in Berlin gerückt werden, „deshalb haben wir den 1. C4C CUP organisiert“, sagt Vom-Dahl. Alle Startbeiträge der Teams und vor Ort gesammelte Spenden würden an eine gemeinnützige Organisation gespendet. Geladen sind Mannschaften aus ganz Berlin, der sportliche Teil wird durch ein vielfältiges kulinarisches Angebot, ein Kinderprogramm und Musik von DJ Nippy abgerundet.
Die Initiative hat für sich und alle Nachahmer die Dringlichkeit ihres Engagements formuliert. Denn auch wenn das Thema sexualisierte Gewalt im Sport durch öffentlich bekannt gewordene (Missbrauchs-)Fälle verstärkt in den Fokus der medialen Berichterstattung rücke, so bliebe es weiterhin ein großes Tabuthema. Oftmals blieben die Vergehen unentdeckt, die Täter*innen würden geschützt und die Betroffenen nicht ausreichend unterstützt oder gar ernst genommen. Dabei sei sexualisierte Gewalt ein Teil des Sports. Dies sei zuletzt durch Berichte von 115 Betroffenen vor der Kommission zur Aufklärung von sexuellem Kindesmissbrauch im Sport verdeutlicht worden.
Fachleute gehen von einer hohen Dunkelziffer aus
Expertinnen und Experten würden darüber hinaus von einer hohen Dunkelziffer ausgehen. Betroffene hätten häufig lebenslang mit schwerwiegenden Folgen für Gesundheit und Psyche zu kämpfen. Durch die Berichte werde ein grundsätzliches Problem deutlich: Viele wüssten nicht, wohin sie sich wenden sollen, wenn sie über die Übergriffe sprechen möchten und wo sie Hilfe bekommen können. Zu diesem Ergebnis käme auch die Studie „Safe Sport“, die Ausmaße und Formen von sexualisierter Gewalt im Leistungssport untersucht hat. Die Studie unterstreiche, dass in Vereinen mit einer klar kommunizierten „Kultur des Hinsehens und der Beteiligung“ das Risiko für alle Formen sexualisierter Gewalt signifikant geringer ist.
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Deshalb hält es die Initiative für unbedingt erforderlich, dass schnellstmöglich ein flächendeckender Kulturwandel im (Breiten-)Sport eingeleitet werde, in dessen Zuge jegliche Formen von sexualisierter Gewalt unterbunden oder im mindesten aufgeklärt würden. Es gelte, Aufmerksamkeit, Aufklärung und insbesondere Prävention in den Fokus zu rücken. „Neben Verbänden und übergeordneten Institutionen des Sports stehen hier aus unserer Sicht insbesondere Vereine in der Bringschuld“, sagt Katharina Vom-Dahl. In Sportvereinen werde schließlich täglich durch engagierte, kompetente und verantwortungsvolle Gestaltung des Kinder- und Jugendsportangebots und des Vereinsalltags die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen unterstützt und Selbstbewusstsein sowie gleichzeitig Werte wie Achtung und Respekt füreinander vermittelt.
Der organisierte Sport trage dabei eine hohe Verantwortung für das Wohlergehen aller Engagierten und Aktiven. Dazu gehöre auch, sich für den Schutz von Mitgliedern vor sexualisierter Gewalt einzusetzen. Ziel müsse es sein, dass in Vereinen ein Bewusstsein geschaffen wird, was sexualisierte Gewalt ist, wie sie entsteht, und was dagegen getan werden kann. Vom Vorstand, über Übungsleiter*innen, Mitglieder*innen bis zum/zur Platzwart/in und Vereinsheimbetreiber*in solle jeder und jede für das Thema sexualisierte Gewalt sensibilisiert sein. Sport müsse unbedingt ein gewaltfreier Raum bleiben. „Und deshalb hoffen wir jetzt auf ganz viele Besucher des 1. C4C-CUPS, die uns dabei helfen, ein weiteres Zeichen zu setzen“, so Vom-Dahl.
Titelbild: SV Berolina Mitte
PS: Für die Redaktion von rasenperlen.com ist die Initiative „Clubs for Change“ aufgrund ihres „Nachsetzens“ nun endgültig zur „Perle des Monats“ avanciert. Das war überfällig. Am Ende des Jahres wird es davon zwölf geben, aus denen dann die „Perle des Jahres“ gewählt werden kann.
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