Fußballerinnen des FC Hertha 03 Zehlendorf erreichen ohne Relegation das gesteckte Ziel: Aufstieg in die Regionalliga
von Matthias Vogel
Unmissverständlich hatte Hertha-Coach Henrik Suttinger vor der Saison die Marschrichtung vorgegeben. Jetzt ist es vollbracht, seine talentierte Truppe hat sich einen Platz in der dritten Liga erobert. Weil der SSV Besiegdas 03 Magdeburg offenbar die Auflagen für die Regionalliga nicht erfüllt, blieb den Zehlendorferinnen ein Aufstiegsspiel erspart.
Ein bisschen verhielt es sich für den FC so, als würde in der Bundesliga ein Treffer vom Video Assistant Referee (VAR) überprüft: Die Freude konnte bis dato nicht zur Schau getragen werden. Schon lange hatte Hertha 03 ja das Aufstiegsrecht quasi in der Tasche, weil Klassenprimus Union II nicht dorthin aufsteigen konnte, wo Union I schon ist und weil der Tabellendritte Borussia Pankow nach der Niederlage im direkten Vergleich sechs Spieltage vor Schluss – Hertha behielt mit 3:0 die Oberhand – im weiteren Verlauf der Saison ein bisschen wirkte, als sei der Stecker gezogen. Hertha vergrößerte den Abstand und drei Spieltage vor Ende der Spielzeit kam dann noch die Meldung der Borussia, gar nicht für die nächste Etage gemeldet zu haben.

Suttinger klemmte sich nach dem letzten Saisonspiel, in dem seine Schützlinge mit einem 4:2-Sieg über die Konkurrenz aus Köpenick in einem rassigen Spiel vor 150 Zuschauern ihre Regio-Reife eindrucksvoll bestätigten, ans Telefon. Und dort hing er praktisch bis zum gestrigen Mittwoch. Zunächst war ihm zu Ohren gekommen, dass der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV), dem die Regionalliga Nordost angegliedert ist, dem Meister der Verbandsliga Sachsen-Anhalt SSV Besiegdas 03 Magdeburg, ein Aufstiegsspiel versagt, weil er nicht alle Auflagen für den Spielbetrieb dieser Liga erfülle. Dann erhielt Suttinger die frohe Kunde: „Der Trainer von Besiegdas hat mir bestätigt, dass sie am Montag die Ablehnung ihres Einspruches erhalten haben und somit nicht für die Relegationsspiele zugelassen sind. Dazu habe Hertha bereits die Bestätigung, alle Auflagen zu erfüllen. „Das NOFV-Präsidium bestimmt am 17. Juni offiziell alle Regionalligisten der kommenden Saison. Das soll wohl aber nur noch Formsache sein“, sagte der FC-Coach.
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Der „VAR“ hat den „Treffer“ also anerkannt, verzögert dürfen Fäuste geballt, Hände gen Himmel gestreckt oder Mannschaftsbilder mit den Aufstiegsshirts über Social Media ausgespielt werden. Die Freude über das sportliche Facelifting ist groß. Einst kickte Zehlendorf bereits in der Regio, rutschte dann nach und nach ab, erst in die Berlin-Liga, dann in die Landesliga. Dort übernahm Suttinger die Mannschaft – das war 2015 – und führte sie sofort als Meister zurück in die Verbandsliga. Kontinuierlich wurde in der Folge der Kader mit der starken Bundesliga-B-Jugend entwachsenen Spielerinnen ergänzt und umgebaut, wuchs mehr und mehr zusammen, wurde stärker und stärker.

In die nun abgelaufene Saison starteten 29 Spielerinnen. „Keine zuviel“, stellte ihr Trainer am Ende fest. „Verletzungen, Corona bedingte Ausfälle, Auslandsaufenthalte – es war wichtig, dass die Personaldecke so dick war“, so Suttinger. Erfreulich aus seiner Sicht: In Kapitänin Katharina Hoffmann, Jennifer Kandetzki, Isabella Trincia, Riyane Merabti und Selma Teuffert sind noch fünf Spielerinnen aus der damaligen Meisterschaften mit dabei. „Das ist schon cool“, findet er.
Die neue Regio-Saison wird es in sich haben
Für die kommende Saison haben einige etablierte Berliner Vereine der Regionalliga bereits ihre Visiere hochgeklappt. Der 1. FC Union Berlin will rauf, Herthas Nachbar FC Viktoria 1889 Berlin auch. Und in Kreuzberg tüftelt Türkiyemspor ebenfalls am Aufstieg in die 2. Bundesliga. Dazu kommen die stets ambitionierten Ost-Vereine wie RB Leipzig II oder FC Carls Zeiss Jena II und – sollte der aktuelle Meister in der Aufstiegsrelegation am Hamburger SV scheitern – die Reserve des 1. FFC Potsdam. Wie sich die Zehlendorferinnen in diesem Spannungsfeld positionieren können, das ist die Frage, die natürlich auch Suttinger beschäftigt.

Der Klassenerhalt ist das vordringliche Ziel, dafür hat der Coach bereits seine Fühler nach punktuellen Verstärkungen ausgestreckt. In einem Fall musste er sogar tätig werden. Seine Torhüterin Laetitia Scheunemann wechselt zu Türkiyemspor, Herthas Nummer 2 Sophie Kernchen ist wegen ihres Studiums nicht als Vollzeit-Ersatz planbar. Suttinger hatte bei der Suche Erfolg: Unions bisherige Ersatztorhüterin Marie Ulrich trägt künftig blau statt rot.
Am letzten Augustwochenende dieses Jahres steht das erste Punktspiel auf der Agenda, eine Woche zuvor bereits die erste Pokalrunde. Sorge um die Trainingsbeteiligung trotz kurzer Pause macht sich Henrik Suttinger nicht: „Dafür sind alle viel zu heiß auf die neue Herausforderung.“
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