Titelkampf spitzt sich zu, Wende im Abstiegskampf

Die drei Topteams der Berlin-Liga aus Köpenick, Zehlendorf und Pankow geben sich keine Blöße, Friedrichshagen jetzt in großer Not

von Matthias Vogel

Topspiele in Lichterfelde und Pankow halten, was sie versprechen *** Sterner Zweite mit drittem Sieg in Folge *** Kickers beenden Negativ-Lauf *** Lichtenberg gibt Rote Laterne ab *** Hertha überrollt Inter

SV Rot-Weiß Viktoria Mitte – SFC Stern 1900 …… 0:3 (0:1)

Machen und tun, und am Ende gewinnt dennoch der Gast. So lässt sich die Heimpleite der Viktorianerinnen gut beschreiben. Laut SV-Sprecher Stanley Grabe habe Rot-Weiß gut begonnen, sei aber schon in der 7. Spielminute von einem Sterner Konter kalt erwischt worden. Nicole Schröder schloss ab, allerdings wäre das Tor zu verhindern gewesen, meinte Grabe. „Torhüterin und Verteidigerin waren sich in dieser Situation uneins.“

Stets umringt von Gelbhemden war Mittes Torjägerin Sara Dieng. Foto: Viktorianerinnen

Der Aufsteiger blieb bemüht, die Scharte auszuwetzen. Doch die Steglitzer Defensivfraktion hatte die beiden Mitte-Spitzen Sara Dieng und Youngster Dana Gadzoska gut im Griff und so blieb es bei zwei Abseitstoren von Gadzoska. „Richtige Entscheidung jeweils“, kommentierte Grabe und: „Stern hat das gegen Dieng gut gemacht. Sie wurde immer gedoppelt und kam kaum zur Entfaltung.“ Als kurz nach der Pause Viktorias Abwehr-As Patricia Winge bei dem Versuch, den Ball nach einem Gewühl in der Box auf dem Weg zum 0:2 noch von der Linie zu kratzen, ins eigene Tor traf (47.), war das Unglück der Gastgeberinnen schon fast perfekt. Vera Dewjatkina hatte allerdings noch etwas beizutragen: Sie traf per Freistoß aus 30 Metern zum 0:3 (71.).

„Ich habe schlechte Laune, unsere Torhüterin ist auch schon frustriert abgedampft“, sagte Grabe nach dem Spiel. Auch wenn Stern gut aufgestellt gewesen sei – Maria Kleinfeld gab beispielsweise die Gastspielerin aus der Ersten – , habe man sich mehr erhofft. In der Tabelle rutschte Mitte um zwei Plätze ab, rangiert jetzt auf dem 9. Rang, Stern klettert auf den 7. Platz und hat sich mit dem dritten Dreier in Folge endgültig aller Abstiegssorgen entledigt.


FC Hertha 03 Zehlendorf – FC Internationale …… 6:1 (4:0)

Jennifer Kandetzki eröffnete früh den Torreigen für den Tabellenzweiten Zehlendorf. Für FC-Coach Henrik Suttinger der Schlüssel für den deutlichen Erfolg: „Ich fand Inter eigentlich gar nicht schlecht, aber sie haben zu lange gebraucht, um sich vom Schock des 0:1 zu erholen.“ „Zu lange“, das bedeutete in diesem Fall 20 Minuten. Denn nach dieser Zeitspanne stand es bereits 4:0 für den Favoriten. Clara Dreher (10.), Lilli Genthe (15.) und Leonie Wetzorke erzielten die Treffer. Den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer von Inter beantwortete Hertha dann noch mit einem quasi erzwungenen Eigentor (70.) – Serwaah-Bonsu Danso war von außen angesaust gekommen und hatte scharf ins Zentrum gepasst – und einem Tor der eingewechselten Emily Urbscheit (80.).

Clara Dreher (re.) feiert mit Serwaah-Bonsu Danso ihren Treffer zum 2:0. Foto: Hertha03Frauen

Zehlendorf hat seine Hausaufgaben gemacht, bleibt auf Aufstiegskurs, Inter hat am kommenden Wochenende gegen den Friedrichshagener SV die Möglichkeit, die Niederlage auszuwetzen. Aus seinem starken Kollektiv wollte Henrik Suttinger Abwehrchefin Clara Dreher herausgehoben wissen, die schon seit Saisonbeginn der Pfeiler der Hertha-Defensive ist. Dazu freute er sich über das Comeback von Elina Frieauff. „Sie stand nach zehnmonatiger Verletzungspause erstmals wieder in der Startelf.“


Borussia Pankow – SV Blau-Weiß Berolina Mitte …… 2:0 (1:0)

„Das war ein hartes Stück Arbeit“, ächzte Pankows Trainerin Josi Ruß nach der Partie. Bero war im Topspiel Dritter gegen Vierter der erwartet schwere Gegner. Immer wieder lief die Tomasschewski-Elf die Borussia früh an, unterband deren Spielaufbau und kreierte Chancen. „Wir haben wenigstens zweimal Aluminium getroffen und insgesamt wäre aufgrund des Spielverlaufs ein Punkt das Mindeste gewesen für uns heute“, so der Bero-Coach.

Im Topspiel der Berlin-Liga behält Pankow mit etwas Glück die Oberhand über Berolina Mitte. Foto: privat

In der ersten Halbzeit packte Jessica Albrecht einen ihrer gefürchteten Long-Distance-Freistöße an die Latte des Pankower Tors, für das Verwerten des Abprallers sei sein Team in der Situation nicht gedankenschnell genug gewesen, sagte Tomasschewksi. Elena Prinzessin zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg setzte den Ball in der zweiten Halbzeit an den Innenpfosten, sehr zur Beunruhigung von Ruß: „Den habe ich schon drinnen gesehen.“ In einer weiteren brenzligen Szene für Pankow war Beros starke Kapitänin Katharina Vom-Dahl bereits durch, machte aber am Elfmeterpunkt einen Haken anstatt zu vollenden und konnte dadurch noch am Torschuss gehindert werden. Ein Schuss der eingewechselten Simay Ince strich hauchzart am Kasten der Borussinnen vorbei – wieder nichts.

Duell der Spielführerinnen: Katharina Vom-Dahl (vorne, Bero) behauptet den Ball gegen Verena Baier. Foto: Borussia Pankow

Fast kam Tomasschewski nicht um die fünf Euro für das Phrasenschwein vorbei, schließlich war es ja tatsächlich so: „Wenn du vorne deine Dinger nicht machst, bekommst du sie eben hinten rein.“ Zehn Minuten vor dem Ende der Partie – Thomasschewski wähnte zu diesem Zeitpunkt sein Team der Führung nahe, Ruß hatte sich mit einem „typischen 0:0-Spiel“ abgefunden – , hatten Verena Baier und Lorena Erlacher eine Idee. Baier chippte den Ball über die letzte Bero-Reihe, Erlacher nahm den Ball elegant in Richtung Tor mit und schob an der guten Torhüterin Mia Kestermann vorbei zur Führung ein (80.).

„Ab da hatten wir die Partie dann endlich im Griff“, sagte Ruß. Das hatte auch mit dem 2:0 kurz darauf zu tun. Bero – nun natürlich weiter aufgerückt – wurde von einem schönen Ball von Caro Klausch, Pankows Bester an diesem Tag, in die Tiefe ausgehebelt. Adressatin Alexandra Friese netzte ein (83.) und machte dadurch den Sieg der Borussia fix.

„Das war heute etwas glücklich, Bero hat das richtig gut gemacht. Letztendlich muss man sich dieses Glück aber auch erarbeiten und das haben wir die gesamte Saison über gemacht.“ Thomasschewski nahm die Niederlage nicht allzu schwer, obwohl seine Elf mit einem Sieg durchaus noch ein Wörtchen um den Aufstieg hätte mitreden können. „Dafür ist es in dieser Saison zu früh. Union, Hertha und Pankow zählen nicht zu den Gegnern, die wir schlagen müssen, um unser Saisonziel – Platz 5 – abzusichern.“ Er sei sehr zufrieden mit der Leistung des Teams und nun gelte es, sich auf die Partie am kommenden Wochenende gegen die Spandauer Kickers vorzubereiten: „Das ist ja auch kein einfacher Gegner.“


Spandauer Kickers – SC Concordia Wittenau …… 2:0 (2:0)

Die Kickers änderten im Vergleich zu den vergangenen Wochen gegen den Drittletzten des Berlin-Liga-Tableaus ihre Taktik. „Spiel bestimmen, unsere Regeln geltend machen“, lautete die Devise ihres Trainers Heiko Ladinig. Der Coach ließ seine Truppe früh anlaufen und das führte zu einem sehr frühen Führungstreffer in der 2. Minute. „Bis zur 15. Minute war alles wunderbar, dann haben wir wieder einmal das Fußballspielen eingestellt. Fortan war „hoch gewinnt“ Trumpf.“

Zweimal half der Concordia auch das Nachlaufen (schwarze Trikots) nichts: Am Ende hieß es 2:0 für die Kickers. Foto: Spandauer Kickers

Immerhin kam Spandau zehn Minuten vor dem Seitenwechsel noch zu einem weiteren Treffer, allerdings hatte auch Concordia drei gute Möglichkeiten. „Einen müssen sie machen, da war es eher die Kunst, kein Tor zu erzielen“, berichtete Ladinig. In der Pause habe er dann versucht, das Spiel der Kickers zu korrigieren, an die erste Viertelstunde zu erinnern. Die Anfangsphase der zweiten Hälfte gehörte dennoch den Gästen. „Allerdings ohne wirklich gefährlich zu werden.“

Als der Concordia-Druck nach einer Stunde verebbte, gewannen die Kickers wieder die Oberhand und hätten ihrerseits in zwei, drei Szenen das Ergebnis deutlicher gestalten können. „Maria Gehrmann hat wohl die dickste Chance auf dem Fuß“, so Ladinig. Am Ende blieb es beim 2:0 und Ladinig war froh: „Drei Punkte geholt und endlich mal zu null gespielt.“


FC Viktoria 1889 Berlin II – 1. FC Union Berlin II …… 1:3 (1:3)

Wie ausgewechselt präsentierte sich die zweite Garde der Viktoria im Vergleich zum vergangenen Wochenende. Zunächst ging der Tabellenführer in einer sehr sehenswerten Berlin-Liga so schnell deutlich in Führung, dass dem himmelblauen Lager Angst und bange werden musste. Erst wuchtete Sandra Weihmann eine Ecke volley aus spitzem Winkel ins Netz (17.), dann lief Hannah Kratz nach einem langen Ball aus der eigenen Hälfte und Kopfballverlängerung allen davon und hatte dann noch die Nerven, die Kugel gefühlvoll über Viktorias Torhüterin Davina Leitzke hinweg über die Linie zu heben: 0:2 (25.). Schließlich leistete sich die Viktoria noch einen Fehler im Spielaufbau, am Ende der Unioner Angriffskombi stand Weihmann und markierte das 0:3 (33.).

Torhüterin Shirley Schulz hatte gegen Anna-Sophie Fechner (9) und dem Rest von Viktoria II alle Hände voll zu tun. Foto: Marc Westen

Statt zu hadern, rafften sich die Gastgeberinnen auf und kamen durch einen Treffer von Anna-Sophie Fechner noch vor der Pause zum Anschlusstreffer. In halblinker Position bekam sie den Ball von Nele Amarell in den Lauf, setzte sich gegen ihre Bewacherin durch und knallte den Ball in die rechte untere Ecke des ansonsten bravourös von Köpenicks Torhüterin Sherly Schulz bewachten Tores (41.). Dieses Ergebnis hatte bis zum Ende der Begegnung Bestand, weil die Viktoria in der letzten Viertelstunde vor der Pause und bis 20 Minuten nach dem Seitenwechsel beste Chancen ungenutzt ließ.

Maggi Lorenz – Leihgabe aus dem Regionalliga-Kader – steuerte alleine auf Schulz zu und scheiterte an ihr, genauso wie Pia Ortner mit einem strammen Freistoß. Fechner war nur der Pfosten im Weg und für Elisa Lindacher war bei ihrem Versuch aus nächster Nähe nach Querpass ebenfalls bei Schulz Endstation. Unions Trainer Oliver Hartrampf sagte: „In dieser Phase hätte die Partie kippen können. Sherly ist in vielen Spielen unterbeschäftigt. Heute war sie gefordert und prompt da: stark.“

Viktorias Interimstrainerin Katha Engelmann war zerknirscht: „Einen Punkt hätten wir verdient gehabt.“ Foto: Marc Westen

Die Gefühlslage von Viktorias Interimstrainerin Katha Engelmann war nach der Partie ambivalent: „Ärgerlich, dass wir nichts Zählbares mitnehmen, das hätten wir uns heute verdient gehabt. Aber die Art und Weise, wie wir heute gespielt haben, war toll. Damit können wir wirklich zufrieden sein.“ Das, was Hartrampf sah, hatte auch Engelmann auf dem Schirm, nämlich dass der Branchenführer in der Anfangsphase unglaublich effektiv war und die Partie in den letzten 25 Minuten auch wieder im Griff hatte. „Da haben wir auch nochmal Tormöglichkeiten, allerdings nicht mehr sonderlich zwingende.“


Titelbild: Der SV Lichtenberg 47 feiert seinen 1:0-Triumph im Kellerduell mit dem Friedrichshagener SV. Den Siegtreffer erzielte Philia Henning bereits in der 1. Spielminute. Lichtenberg gibt mit diesem Dreier die Rote Laterne an Friedrichshagen ab. Foto: SV Lichtenberg 47

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von Anders Noren.

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