Bei BSV Grün-Weiß Neukölln verliert das Team aus Lichterfelde nach starker erster Hälfte unglücklich, souveräne Borussia siegt bei Concordia, Union mit Kantersieg gegen die Kickers
von Matthias Vogel
BSV GW Neukölln – FC Viktoria 1889 Berlin II …… 2:1 (1:0)
„Viktoria hat das gerade in der ersten Hälfte gut gemacht und war da klar besser – bis zum 16er“, sagte Norbert Sengstock nach der Partie. Sein Nachsatz beschrieb den Verlauf auf dem seifigen Teppich an der Johannisthaler Chaussee wohl sehr treffend. Denn die Viktoria kombinierte sich während der ersten Schicht häufiger schick in aussichtsreiche Position vor dem Neuköllner Kasten, alleine die Chancenverwertung blieb aus. Als bestes Beispiel diente Katha Engelmann, Interimstrainerin der Gäste, der Lauf von Anna-Sophie Fechner alleine auf das von Lisa Schrama gehütete GW-Tor. „Der Ball ging haarscharf am Pfosten vorbei und sie ärgert sich selber am meisten über dieses Ding“, sagte sie nach der Partie.
Wie Effizienz geht, bewies einmal mehr Nele Becker im Dress der Neuköllnerinnen. Sie spritzte in einen unsauberen Rückpass von Elisa Lindacher zu Torhüterin Davina Leitzke und spitzelte den Ball zur bis dato schmeichelhaften Führung ein (33.). „Wir sind in die Pause gegangen und wussten wirklich nicht, wie wir in Rückstand geraten konnten“, schilderte Engelmann die himmelblaue Gemütslage nach 45 Minuten.
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Als Fechner dann zeigte, wie sie es in der ersten Hälfte machen wollte und eine ähnliche Möglichkeit zum Ausgleich nutzte – der Ball schlug in der linken unteren Ecke neben Schrama ein (67.) -, keimte noch einmal Hoffnung auf bei der Viktoria. Eine Viertelstunde danach war selbige erstickt: Nele Becker nutzte den zweiten Schnitzer der Gästeabwehr zum Siegtreffer für Neukölln (82.). „Wir sind in der Rückwärtsbewegung und bereits am Ball, klären aber nicht konsequent“, beschrieb Engelmann die Situation, die Becker dann aus 15 Metern zum Torerfolg nutzte. Für Becker der vierte Treffer binnen acht Tagen.
Der BSV hat nicht zum ersten Mal ein Spiel in der Schlussphase zu seinen Gunsten gedreht, die Spandauer Kickers können seit letzter Woche ein Lied davon trällern. Große Moral? „Das schon“, sagte Sengstock. „Aber sie verlassen sich für meinen Geschmack zu sehr darauf. Deshalb greife ich mir schon ab und an die Führungsspielerinnen und sage ihnen ganz klar, wenn sie zu wenig bringen.“
„Sehr ärgerlich“, befand Engelmann schlussendlich, „ein Unentschieden wäre gerechter gewesen“, gab Sengstock zu. Für das Rennen um Platz vier in der Tabelle bedeutet das Ergebnis: Die Viktoria ist vorerst raus, Neukölln bleibt im Geschäft.
SC Concordia Wittenau – Borussia Pankow …… 0:3 (0:1)
Noch vor einer Woche hatte sich die Concordia eine kleine Chance gegen das Schwergewicht aus Pankow ausgerechnet. Gerade hatte die Mannschaft von Coach Klaus Schwabe den SV Friedrichshagen mit 2:0 auf dessen Platz bezwungen und da war ja auch noch das Hinspiel gegen die Borussia vor zwei Wochen, als die Gelbhemden den Favoriten fast zum Ausrutschen brachten (0:1). „Wir hatten da nur aufgrund eines individuellen Fehlers verloren“, so Schwabe, wie gesagt vor Wochenfrist.

Im Rückspiel am heutigen Sonntag rückte das Top-Team die Verhältnisse nun wieder zurecht. 20 Minuten waren gespielt, als die SC-Defensive zunächst eine Ecke klärte. Caro Klausch brachte die Kugel wieder in die Gefahrenzone und Torhüterin Stephanie Hanisch durchaus auch ihre Fäuste dazwischen. Doch der Ball fiel Franziska Klausch vor die Füße und die ließ sich nicht lange bitten: 0:1.
„So stark wie vor zwei Wochen war Concordia heute nicht“, urteilte Chef-Borussin Josi Ruß nach der Partie. Das habe aber nur zum Teil den Ausschlag für den deutlichen Sieg gegeben. Beide Klausch-Schwestern sowie Lorena Erlacher, Pankow vor der Winterpause von einem bayerischen Regionalligisten zugeflogen, hätten zum anderen einen Bombentag erwischt.
Vielleicht hat Erlacher in Bayern auch für einen Billardverein gespielt. Ihr erstes Tor würde diese These untermauern. Erst tanzte sie mehrere Gegenspielerinnen aus, soweit war das noch dem Fußball zuzuordnen. Dann aber: Ihr strammer Schuss klatschte an den Pfosten, der Nachschuss prallte von der Torhüterin ab und erst das zweite, direkte Nachfassen bescherte Pankow den erneuten Torjubel (60.). Der Treffer des Tages besiegelte dann den Triumph der Ruß-Truppe, fünf Minuten vor dem Ende der Partie. Monique Kerschowski konnte in Höhe der Box-Ecke von der rechten Seite flanken und Erlacher veredelte das Zuspiel per Dropkick zum 0:3. Prädikat „sehr schön“, wie eine zufriedene Josi Ruß befand.
- FC Union Berlin II – Spandauer Kickers …… 9:1 (4:0)
Für Unions Trainer Oliver Hartrampf war der überdeutliche Sieg seiner Garde schwer zu bewerten. Die Kickers kamen nämlich praktisch unbewaffnet in der Offensive: Toptorjägerin Sarah Tiede und ihre Sturmpartnerin Antonia Platte waren nicht am Start und Yvonne Hartmann, zuletzt schmerzlich vermisste Angreiferin, musste für die verletzte Lisa-Mari Zürner das Tor hüten. „Spandau stand nur hinten drin, war überhaupt nicht an einem Spielaufbau interessiert“, beschrieb Hartrampf die Konsequenz. „Und so blöd es klingt bei dem Ergebnis: Gegen solche Gegner fehlen uns manchmal noch die richtigen Lösungen.“

Warum es dennoch recht bald mit dem ersten Treffer klappte, habe mit der individuellen Klasse seiner Schützlinge zu tun gehabt. Sandra Weihmann packte also einen Freistoß aus 17 Metern knallhart unter die Latte (11.). In der Folge fielen die Tore für die Eisernen in schöner Regelmäßigkeit und wie reifes Obst. Bis zur Pause stellten erneut Weihmann, Luise Wille und Julia Marinowski auf 4:0, danach versenkten noch Tiziana Udich (2), Weihmann, Marinowski und Lisa Gierth die Kugel im Netz. Besonders Gierths Fernschuss aus 25 Metern unter den Querbalken des Kickers-Gehäuses wollte Hartrampf auch unter seiner Rubrik „Individuelle Klasse“ gelistet wissen. Der Ehrentreffer für Spandau gelang Samantha Dobbert in der Schlussminute.
In dieser Aufstellung war Spandau kein Prüfstein für den Tabellenführer. „Nicht gut“, findet Hartrampf, der für die Topspiele gegen Pankow und Hertha gerüstet sein will. Deshalb nutzen die Köpenickerinnen ihr spielfreies Wochenende in 14 Tagen für einen Test gegen den Regionalligisten SFC Stern 1900. Kommende Woche muss Union auf dem Weg zum Titel erst einmal Viktoria II bezwingen. Anpfiff ist am Sonntag, 27. Februar, um 12 Uhr auf dem Nebenplatz des Stadions Lichterfelde.
Berolina Mitte – Friedrichshagener SV …… 6:0 (2:0)
Eingerahmt von Toren der beiden Innenverteidigerinnen Jessica Albrecht (22.) und Jette Wegner (85.) gelangen Bero insgesamt ein halbes Dutzend Treffer gegen den Tabellenvorletzten aus Friedrichshagen. Überhaupt war Trainer Oliver Thomaschewski davon angetan, dass jedes Tor von einer anderen Spielerin erzielt wurde. „Es ist schön, wenn dem Gegner von überall Gefahr droht.“ Der Coach attestierte den Gästen eine deutlich bessere Leistung als noch vor drei Wochen beim 9:0-Hinspielsieg des Mitte-Teams in Friedrichshagen. „Das war trotz des deutlichen Resultats keine einfache Aufgabe heute“, sagte er.

Das 2:0 gelang Elena Prinzessin zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg vor der Pause (41.), danach traf Katharina Vom-Dahl zum 3:0 (47.), zwang Gloria Odosi Tabea Brils zu einem Eigentor und markierte Viktoriya Kogan das 5:0 (81.). Mit dem Sieg festigt Bero den vierten Platz im Tableau und scheint gerüstet für das Topspiel kommende Woche bei Borussia Pankow. Tomasschewski: „Das wird ein ganz harter Brocken.“
SV Lichtenberg 47 – FC Hertha 03 Zehlendorf …… 0:4
Die Tendenz des Resultats ist keine Überraschung, schließlich empfing der Tabellenletzte Lichtenberg den Tabellenzweiten aus Zehlendorf. Aber dass die Elf des Trainers Fabian Bauer die Niederlage relativ gut eingrenzen konnte, stand weniger zu erwarten. Bauer war dann auch nicht unzufrieden nach der Partie: „Wir haben dagegen gehalten so gut es eben ging und das haben wir ganz ordentlich hinbekommen.“ Sein Gegenüber Henrik Suttinger hätte sich indes eine bessere Torquote seiner Schützlinge gewünscht: „Also acht Tore müssen wir machen. Drei- oder viermal rettet Alu für Lichtenberg.“

Serwaah-Bonsu Danso brachte den Favoriten in Front (21.), Nele Seiter erhöhte auf 0:2 (39.). Zur Pause brachte Suttinger dann Stürmerin Isabella Trincia, die dem Team wegen Auslandsaufenthalt lange nicht zur Verfügung stand. „Isa“ dankte es ihm mit ihrem 50. Liga-Tor für die Hertha-Frauen (67.). Abwehr-Chefin Clara Dreher gelang dann noch das 0:4 nach einer Ecke (81.). Die Hertha bleibt im Kampf um den Aufstieg in die Regionalliga auf Kurs, in der kommenden Woche ist der FC Internationale zu Gast.
Titelbild: Auch Luise Wille durfte beim Kantersieg von Union einen Torerfolg feiern. Foto: Ines Trommer
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