Tomaschewski-Elf klaubt überraschend alle drei Punkte vom Ernst-Reuter-Sportfeld auf
von Matthias Vogel
Blau-Weiß Berolina Mitte hat mit einem 3:2-Sieg beim Tabellenzweiten Hertha 03 Zehlendorf den Kampf um den Aufstiegsplatz in der Berlin-Liga ungemein spannend gemacht. Zum Leidwesen des erfolgsverwöhnten Hertha-Coach Henrik Suttinger.
So ist das, wenn der Favorit nicht seinen besten Tag hat und der vermeintliche Underdog einen guten. Suttinger haderte nach dem Abpfiff des Topspiels nicht nur mit der Leistung des Schiedsrichters, sondern vor allem mit dem Auftritt seiner jungen Mannschaft. „Da hat heute nicht das falsche Team den Sieg eingefahren“, urteilte er. Nicht mit der gewohnten Energie hätten die Zehlendorferinnen gegen den Ball gearbeitet, Berolina ohne Druck das Spiel aufbauen lassen und selber gute Chancen nicht genutzt. „Dazu kamen zwei desaströse Fehler von unserer Torhüterin Laetitia Scheunemann – sonst sicher die beste Torhüterin der Liga.“ Vor allem wurmte Suttinger das 0:1. Beros Abwehr-Ass Jessica Albrecht war kurz in des Gegners Hälfte zum Freistoß angetreten und zielte tatsächlich aus dieser großen Distanz unvermittelt auf das Hertha-Tor. Der Ball schlug zum Entsetzen Suttingers unter der Latte ein. „Der Ball kam mit Gegenwind. Für so ein Ding kannst du Laetitia normalerweise um 3 Uhr nachts aufwecken.“ 0:1, eine halbe Stunde war gespielt, doch es sollte noch schlimmer kommen für Hertha.

Bero hatte bis dato immer wieder mal sein Heil in der Offensive gesucht. Kurz nach der Pause war das nicht anders. Katharina Vom-Dahl dribbelte auf rechten Seite auf die Grundlinie, bekam nach einem Doppelpass die Kugel wieder, zog nach innen und schob ein zum 0:2 (48.). Die Tatsache, dass sie beim Zuspiel sich immer noch auf der Grundlinie befand, brachte Suttinger deutlich mehr auf die Palme als das aus seiner Sicht „etwas zögerliche“ Verhalten seiner Torhüterin in dieser Szene. „Das muss dann zwangsweise Abseits sein“, warf er Schiedsrichter Andreas Konietzny zu, doch sein Protest verhallte ungehört.
(adsbygoogle = window.adsbygoogle || []).push({});
Auch nach dem Treffer änderte sich zunächst nicht viel am Spiel. „Hertha war schon über die 90 Minuten das bestimmende Team“, stellte Gäste-Coach Oliver Thomaschewski zwar klar, für den letzten Punch vor dem Bero-Kasten brauchten die Zehlendorferinnen allerdings noch einen Schuss vor den Bug. Irina Schorlemer schlug von der rechten Seite den Ball in die Box und Viktoria Kogan spitzelte ihn zum 0:3 ins Tor (75.). „Da dachte ich, wir sind durch“, sagte Tomaschewski, „aber da hatte ich mich getäuscht.“
Kurz nach ihrem Treffer, verursachte nämlich Kogan einen Foulelfmeter. Leonie Wetzorke verwandelte zum Anschlusstreffer (81.). Die Schlussphase kommentierte Suttinger so: „Ab da haben nur noch wir gespielt.“ Eine besonders heikle Situation entschied dann die Partie zugunsten des Teams aus Mitte. Bero-Torhüterin Alishya Tanoku war nach einem Gestochere um den Ball vor ihrer Nase schon geschlagen, dann kam Emma Lamprecht angesaust und kratzte die Kugel noch von der Linie. „Ich glaube, er war dahinter. Zuschauer, die Höhe der Grundlinie standen, auch“, sagte Suttinger. Tomaschewski wollte sich nicht festlegen, jedenfalls blieb es beim 1:3. Der zweite Zehlendorfer Treffer durch Lena-Melina Schulze fiel dann zu spät, nämlich in der Nachspielzeit.

„Bero war heute bissiger und wir hätten in der ersten Halbzeit einfach unsere Tore machen müssen“, resümierte Suttinger. Clara Dreher hatte da die Latte getroffen, Serwaah-Bonsu Danso und Ella Mettner klare Kopfballchancen ausgelassen und auch Aurelia Haesler und Leonie Wetzorke hätten laut ihrem Trainer jeweils einen Treffer auf dem Fuß gehabt. Suttinger wollte deshalb auch nicht den Schiedsrichter für die Niederlage verantwortlich machen. „Aber ich bin wirklich einmal mehr dafür, dass wenigstens in den Topspielen der Berlin-Liga Gespanne geschickt werden.“
Die Elf von Berolina Mitte hat mit dem tollen Erfolg ihre Ambitionen auf einen der ersten fünf Plätze im Endklassement dick unterstrichen. Einen kleinen Jux konnte sich Oliver Thomaschewski in Anspielung an die Anreise der Hertha zum Hinspiel mit dem Vereinsbus nicht verkneifen: „Vielleicht hat es uns Glück gebracht, dass wir heute auch mit dem Bus gekommen sind. Auch wenn es nur der von der BVG war.“
Titelbild: Oliver Tomaschewski (Bildmitte) und sein Team feiern den überraschenden Sieg gegen den Tabellenzweiten. Foto: privat
Kommentar verfassen