Für die Kassarnig-Elf bleibt im Nachholspiel der Berlin-Liga gegen die zweite Garnitur des SFC Stern 1900 das Tor wie vernagelt
Von Matthias Vogel
Roman Kassarnig war bedient am Donnerstag Abend. Da spielt und drückt seine Mannschaft, sie schießt in der zweiten Hälfte aus allen Rohren, hat insgesamt 70:30-Prozent Ballbesitz – und am Ende nimmt dennoch Stern die drei Punkte mit – 1:2 (0:1).
Der Trainer der Interista kam auch deshalb aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus, weil es nicht das erste Spiel in dieser Saison war, in dem es seiner Elf so ergangen sei. „Uns fehlt einfach das Quäntchen Glück. Heute wollte dieser Kackball einfach wieder nicht ins Netz. Das verfolgt uns wirklich.“ 18 Ecken zählte Kassarnig für sein Team, bei vielen sei es durchaus brenzlig gewesen vor dem Sterner Kasten. „Aber immer war bei den Schussversuchen immer irgendein Körperteil im Weg.“ In der zweiten Halbzeit titschte ein Versuch von Inter-Kapitänin Saskia Halfenberg auf die Latte (79.) und Kate Robinson traf nur den Pfosten.

Von Beginn an war Inter auf dem heimischen Kunstrasen am Vorarlberger Damm Chef im Ring. Chancen resultierten allerdings vorwiegend aus Fernschüssen und die entschärfte die beste Steglitzerin an diesem Tag – Torhüterin Toni Haertel allesamt. Dass es nichts wurde mit Inter-Pässen hinter die letzte gelb-blaue Reihe, begründete Sterns Trainer Jens Freikowski so: „Wir haben gut verteidigt, gut verschoben.“ Dazu Pech für Inter: Aus den wenigen Angriffen für die Gäste resultierten zwei spektakuläre Treffer. Erst traf Vera Dewjatkina den Rücken „irgendeiner Spielerin“ (Freikowski), von dort schoss er hoch und landete halbrechts an die Strafraumkante. Dort nahm Sunhild Hartmann „das Ding“ direkt und beförderte es zum 0:1 in die Maschen (38.). Auch wenn Inter im zweiten Durchgang noch einmal die Schlagzahl erhöhte – es kam noch schlimmer. Nach Vorarbeit von Nicola Linke nutzte Hartmann einen weiteren der seltenen Sterne Offensiv-Ausflüge zum 0:2 (61.) und damit zu ihrem ersten Doppelpack in der Berlin-Liga. Kassarnig war über die beiden Gegentore weniger begeistert: „Unnötig und aus dem Nichts.“
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Alles warf sein Team nun nach vorne, traf in dieser Phase wie erwähnt zweimal Aluminium, machte besonders in Person vom schnellen Winterneuzugang Hannah Reinhardt (Friedrichshagener SV) ordentlich Betrieb über die rechte Seite und kam fünf Minuten vor dem Ende der Partie durch einen Foulelfmeter zum Anschlusstreffer. Kate Robinson war über links durch, wurde vor ihrem Eindringen in die Box von Ursula Schlanser am Trikot gezupft, kam dadurch aus dem Tritt, legte sich den Ball zu weit vor und fiel dann über die Arme von Toni Haertel, die den Ball abgriff. Ein unrechtmäßiger Elfer, befand Freikowski, „berechtigt“, sagte nicht nur Schiedsrichter Gholam-Reza Sorkhi, sondern auch Kassarnig. Saskia Halfenberg verwandelte jedenfalls gewohnt sicher zum 1:2 und sorgte damit für eine turbulente und hektische Schlussphase, die Stern allerdings inklusive der drei Minuten Nachspielzeit schadlos überstand.

Eine Mannschaft, die sich mit den meisten Konkurrenten auf Augenhöhe bewegt, aber nach 90 Minuten meistens mit leeren Händen dasteht, wie lässt die sich aufrichten? „Das muss ich nicht“, kommentierte Kassarnig die Pechsträhne des FC Inter. „Die Mädels wissen ja, was sie leisten. Es ist halt jetzt eklig, über Arbeit und dreckigen Kampf in die Erfolgsspur zu kommen. Aber sie sind bereit dafür.“

Foto: Matthias Vogel
Freikowski wollte nicht von einem verdienten Sieg sprechen, allerdings auch nicht von einem unverdienten. „Das würde sich ja so anhören, als hätten wir Dusel gehabt. Das würde unserem Engagement nicht gerecht werden. Ich würde sagen: Das effizientere Team hat gewonnen.“ Den zweiten Dreier innerhalb von fünf Tagen nimmt 1900 freilich gerne mit. „Das ist wirklich super für uns“, sagte Freikowski, weil der Abstiegsplatz für sein Team (13 Punkte) nun in weite Ferne gerückt ist.
Dem FC Internationale (10 Punkte) bietet sich schon am morgigen Sonntag eine gute Gelegenheit, den Bock umzustoßen. An gleicher Stelle ist der Tabellenletzte SV Lichtenberg 47 zu Gast, Anpfiff ist um 12 Uhr.
Titelbild (Matthias Vogel): Die Mädels vom FC Inter müssen in den kommenden Wochen vor allem eines: zusammenstehen.
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