von Matthias Vogel
Die Berlin-Liga der Frauen nahm am ersten Spieltag der Rückrunde ihren erwarteten Lauf. Lediglich mit der deftigen Heimpleite des BSV GW Neukölln gegen Borussia Pankow war nicht zu rechnen. GW-Coach Norbert Sengstock: „Das war einfach nicht gut!“
SFC Stern 1900 II – SV Lichtenberg 47 …… 7:1 (6:1)
„Ein 6-Punkte-Spiel, ganz klar“, beschrieb Sterns Coach Jens Freikowski die Wichtigkeit Duells der Kellerkinder vor dem Anpfiff. Offenbar hatte er sein Team gut darauf eingeschworen, denn es legte los wie die Feuerwehr. Bereits nach vier Minuten lag der Ball im Lichtenberger Gehäuse – Kristin Krömer hatte ihn in aus acht Metern in die rechte untere Ecke geschoben. In der Folge wusste der Tabellenletzte aus Lichtenberg nicht mehr, wie ihm geschah. Hannah Schmitz und Krömer stellten bis zur 21. Minute im schönen Wechsel auf 5:0, Nicole Schröder erhöhte auf 6:0 (37.), ehe Leonie Meyer kurz vor der Pause der Ehrentreffer für die 47er gelang. „Nach der Pause war es eher ein Verwalten“, sagte Freikowski zur zweiten Schicht. Das sei auch deshalb nicht sonderlich schwer gefallen, weil in Philia Henning auch noch Lichtenbergs gefährlichste Spielerin für Joelle Groth in der Kabine blieb. „Das hat uns sicherlich in die Karten gespielt“, sagte Freikowski.

Er konnte es sich leisten, Kristin Krömer und Aldijana Ibrisevic vorzeitig aus der Partie zu nehmen und damit für das Nachholspiel am kommenden Donnerstag gegen den FC Internationale zu schonen. Ein besonderes Lob hatte der Coach für die eingewechselte Rose Holzhauer übrig. „Sie hat ein gutes Berlin-Liga-Debüt abgegeben und das Traumtor von Nicole Schröder vorbereitet.“ Schröder, frühere Regionalliga-Spielerin des Vereins, hatte die Vorarbeit des Youngster per Bogenlampe zum 7:1 veredelt. Freikowskis Resümee: „Nachdem wir als einziges Team in der Hinrunde gegen Lichtenberg verloren hatten, wollten wir das heute wieder gut machen. Dass uns das in dieser Höhe gelingt, hätten wir allerdings nicht erwartet.“
BSV GW Neukölln – Borussia Pankow …… 0:6 (0:3)
„Jetzt freuen wir uns auf Pankow, mit denen haben wir noch eine Rechnung offen!“, hatte GW-Trainer Norbert Sengstock am Sonntag vor einer Woche gesagt – beflügelt vom 4:0-Sieg seiner Elf beim FC Viktoria 1889 Berlin II. Die Freude währte gestern dann nicht allzu lange. Auf der rechten Defensivseite der Neuköllnerinnen wurde ein hoher Ball nicht konsequent verteidigt. Pankow kam in Ballbesitz, die Hereingabe ins Zentrum nutzte Caro Klausch zur Führung für die Borussia. Nur zwei Minuten später erhöhte die Top-Torjägerin der Liga sogar auf 0:2 – Saisontreffer Nummer 15. Mit dem dritten, sehr kuriosen Treffer für den Aufstiegsanwärter kurz vor der Pause war die Messe dann schon zur Pause gelesen. Borussia-Torhüterin Sophia Kirchhoff – in dieser Spielzeit ohnehin in Topform – schlug mit dem Wind im Rücken ab, der Ball tippte zweimal auf und sprang über Kirchhoffs Gegenüber Lisa Schramm hinweg ins Tor (44.).
(adsbygoogle = window.adsbygoogle || []).push({});
Auch in der zweiten Hälfte fand Neukölln kein Mittel gegen stark aufspielende Borussinnen. Lena Pflanz (46.), Franziska Klausch (75.) und Alina Janowitz (86.) schraubten das Ergebnis auf Debakel-Höhe. „Das hätten durchaus noch mehr werden können“, sagte Pankows hoch zufriedene Trainerin Josi Ruß. Sengstock widersprach nicht: „Das war nicht gut von uns, unser Zentrum war ein Totalausfall. Man muss aber auch sagen, dass Pankow das richtig gut gemacht hat. Die haben die Zweikämpfe gesucht und gewonnen, waren uns in allen Belangen überlegen.“ Dass ihm in Laura Lück und Alina Kapheim (beide Sprunggelenksverletzung) gleich zwei Leistungsträgerinnen fehlten, wollte er nicht als Ausrede gelten lassen. Trotz der Ernüchterung: Abhaken, aufstehen und Krone richten lautet das Motto an der Johannisthaler Chaussee. „Wir werden uns weiter reinhauen und vor allem versuchen, die beiden anderen da vorne – Hertha und Union – zu ärgern“, so Sengstock.
Die Berlin-Liga bleibt spannend: Die Borussia (32 Punkte) hängt Tabellenführer Union II (34 Punkte, ein Spiel weniger) und Hertha 03 Zehlendorf (33 Punkte) weiterhin im Nacken.
1.FC Union Berlin II – Friedrichshagener SV …… 6:1 (4:0)
Manchmal ist der Leistungsunterschied zwischen dem Branchenführer einer Liga und dem Tabellenvorletzten beim direkten Aufeinandertreffen gar nicht so deutlich zu erkennen. Beim Lokalderby zwischen Union und Friedrichshagen war das Gefälle allerdings krasser als es das Ergebnis vermuten ließe. „Wenn man eigentlich 30:0 gewinnen muss und am Ende steht es 6:1, dann kann man nicht zufrieden sein“, konstatierte ein ob der mangelnden Chancenverwertung verärgerter Union-Coach Oliver Hartrampf. Alleine 20 Mal seien seine Schützlinge alleine vor der Gästetorhüterin aufgetaucht. „Pfosten, daneben, drüber, an der Schlussfrau gescheitert – da war alles dabei.“ Dazu noch zahlreiche Fernschüsse aus aussichtsreicher Position in den Köpenicker Himmel hinein. Klar, wenn der Gegner einen kaum fordere, dann könne die Konzentration schon darunter leiden. „Aber wer das Union-Trikot überstreift, dessen Anspruch sollte es schon sein, die einfachsten Dinger auch zu versenken“, wetterte der Coach.
Ruhig geschlafen dürfte Hartrampf trotzdem haben, schließlich blieb das Friedrichshagener Gehäuse nicht vollends vernagelt. Vanessa Baugatz gab den Dosenöffner (10.), bis zur Pause lagen die „Eisernen Ladies“ durch Treffer von Lisa Gierth, erneut Baugatz und Saskia Liersch bereits uneinholbar mit 4:0 in Führung. Der Beitrag der hoch aufgeschossenen Innenverteidigerin Liersch zum Kantersieg besänftigte Hartrampf wenigstens ein wenig: „Tiziana Udich hat den Ball diagonal und butterweich auf den zweiten Pfosten gehoben und Saskia hat eingeköpft. Ein sehr schönes Tor und vor allem so abgesprochen.“ Das 5:0 war ein Eigentor von Hanna Schindler, das halbe Dutzend machte Sandra Weihmann voll (65.). Zehn Minuten vor Schluss gelang Friedrichshagen noch der Ehrentreffer.
Wittenauer SC Concordia …… FC Hertha 03 Zehlendorf 0:2 (0:1)
Der Sieg des Tabellenzweiten Hertha entsprang einem harten Stück Arbeit. Concordia verteidigte gut und intensiv, was Gäste-Trainer Henrik Suttinger so kommentierte: „Die zerstören alles, leider auch eine unserer Spielerinnen.“ Freilich ist das Unterbinden Zehlendorfer Kombinationen legitim, Suttinger störte sich auch vielmehr an der harten Gangart des SC. „Selma Teuffert musste mit einer Knieverletzung vom Platz und wir hoffen inständig, dass sie nicht länger ausfällt.“
Concordia war mit der eigenen Leistung zufrieden und ärgerte sich über den Elfmeter, der nach einer halben Stunde zum 0:1 führte. „Hertha war überlegen, wir haben aber gut dagegen gehalten. Bei der Szene, die zum Strafstoß führte, grätscht unsere Spielerin den Ball zur Seite raus, danach fällt die Hertha-Angreiferin über ihr Bein. Für mich war das kein Foul“, sagte Tamara Schwabe, Tochter des SC-Coaches Klaus Schwabe. Serwaah-Bonsu Danso war das einerlei, sie verwandelte für den Favoriten. Nach einer Stunde markierte Stella Schreiber das 0:2 und weil Concordias Offensivbemühungen gen null tendierten – Tamara Schwabe erinnerte sich nur an eine Chance in der ersten Halbzeit nach einer Ecke durch Sophie Hildebrand -, war das die Vorentscheidung.

Gut mitzuhalten, aber letztendlich mit leeren Händen dazustehen, das Gefühl kennt der SC aus dieser Saison nur zu gut. „Wir haben Probleme in der Offensive, die sich durch den Wadenbeinbruch von Jaqueline Behrends im Pankow-Spiel noch verschärft haben. Aber wir sind zuversichtlich, die Klasse halten zu können. Wichtig ist, gegen die direkten Konkurrenten keine Punkte liegenzulassen“, sagte Schwabe.
SV Rot-Weiß Viktoria Mitte – Spandauer Kickers 2:1 (1:1)
Das Team aus Mitte entwickelt sich zum Angstgegner für die Kickers. Schon bei seinem Berlin-Liga-Debüt Anfang der Saison behielt der Aufsteiger mit 3:2 die Oberhand, nach dem Rückspiel stand nun ebenfalls ein knapper Sieg zu Buche. Nicht ganz unverdient, wie SV-Sprecher Stanley Grabe fand, der aber auch ein „ausgeglichenes Spiel“ sah und noch einen „Lattenknaller“ und einen schönen, aber von der eigenen Torfrau gut parierten Fernschuss für Spandau notierte. Die Gäste waren durch einen Treffer von Antonia Platte (20.) sogar in Front gegangen. Ein Querpass durch den Strafraum rutschte der Torhüterin unter ihrem Körper durch, dahinter stand Platte und staubte artig ab.
Die beiden Erfolgserlebnisse für die Viktorianerinnen gingen auf das Konto von Torjägerin Sara Dieng. Erst versenkte sie nach einer Steil-Klatsch-Kombination den Ball zum Ausgleich im Kickers-Netz (40.) und 20 Minuten vor dem Ende der Partie gelang ihr mit einem schönen Heber der Siegtreffer – Spandaus Schlussfrau stand zu weit vor ihrem Kasten. Diengs Doppelpack freute Grabe besonders: „Sie kommt nach ihrer Schwangerschaft immer besser in Form.“ Ebenso lobte er die Defensivarbeit von Patricia Winge, die aufgrund ihres Speeds Sarah Tiede – Spandaus gefährlichste Angreiferin – in einigen Situationen „ablaufen“ konnte. Der Dreier verleiht der Viktoria Sicherheit für den weiteren Liga-Alltag. „Ich denke, wir haben nun mit dem Abstieg endgültig nichts zu tun. Darum hatten wir uns allerdings auch vor dem Spiel nicht gesorgt“, sagte Grabe.
Berolina Mitte – FC Internationale …… 3:0 (0:0)
Dank des ungefährdeten Sieges gegen Inter hat sich Bero vorbei an Neukölln und Viktoria 89 II (spielfrei) auf den vierten Platz des Tableaus geschoben. Nach einer Stunde war die Abwehr der Kassarnig-Elf zum ersten Mal geknackt. Einen scharfen, diagonalen Flachpass von Katharina Vom-Dahl in die Box ersprintete die „Frau mit dem klangvollsten Namen auf einem Spielbericht ever“ vor Inters Torfrau Virginia Kiefer. Elena Prinzessin zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg legte sich den Ball vorbei und schob ein: 1:0. Der zweite Treffer gelang Kim Nenninger per Elfmeter, satt schlug der Ball in der linken unteren Ecke ein (68.). Nenninger war nur zwei Minuten zuvor eingewechselt worden.
Jette Wegner machte in der Schlussminute nach einer Ecke per Kopf das 3:0. Schön anzusehen, aber der Sieg war freilich schon vorher in Sack und Tüten. Bero-Coach Oliver Thomaschewski war hoch zufrieden mit der Leistung seines Teams. „Für Inter war hier heute nichts drin. Und wir hätten durchaus auch höher gewinnen können, der Schiedsrichter pfeift uns zu unrecht zwei Angriffe wegen Abseitsstellung ab und gibt uns einen klaren Elfmeter nicht.“ Er wird es verschmerzen können, zumal durch den Sieg es nun bestens angerichtet ist für das Spitzenspiel am kommenden Wochenende bei Hertha 03 Zehlendorf. „Ein dickes Brett zu bohren, aber wir wollen auch dort punkten“, so Thomaschewski.
Kommentar verfassen