Das ist doch wohl der Gipfel!

In Türkiyemspor Berlin und dem FC Viktoria 1889 Berlin kreuzen am morgigen Sonntag die beiden aktuell besten Frauenteams der Hauptstadt die Klingen.

von Matthias Vogel

Mehr Vorfreude, mehr Spannung geht nicht! Gastgeber Türkiyemspor auf Platz 1 der Regionalliga Nordost, punktgleich dahinter die Viktoria. Nur der Tabellenerste kann sich am Ende vom Lied für den Profi-Bereich qualifizieren. Besondere Brisanz erhält das Stadt-Derby durch den Modus dieser Spielzeit: Es wird nur eine Runde ausgetragen. Die Vorschau auf das Match am Sonntag, 24. Oktober, im Katzbach-Stadion an der Dudenstraße wird ausschließlich von einigen ihrer Protagonisten getragen.

Weil es keine Rückrunde gibt in dieser Saison, steht vor allem die Frage nach dem Charakter der Partie im Vordergrund. Die Kontrahenten haben beide 16 Punkte auf dem Konto und sich damit als die beiden heißesten Anwärter auf den Titel heraus kristallisiert. Fällt also eine Vorentscheidung? Wer hat die Nase nach diesem Spieltag vorne, und warum? Gibt es konkrete Tipps?

Die erste Stimme gehört dem jungen Trainer des Gastgebers Türkiyemspor, Deniz Corr: „Also einen Tipp kann ich jetzt nicht abgeben, aber die Zuschauer können sich sicher sein, dass wir alles daran setzen werden, die 3 Punkte im Katzbachstadion zu behalten. Wir sind sehr gut drauf und wollen morgen den Zuschauern auch ein Topspiel bieten.
Viki ist eine eingespielte Truppe, die schon seit Jahren sehr erfolgreich in der Regionalliga spielt. Sie haben 3-4 Herausragende Fußballerinen in der Mannschaft. Allgemein ist das eine Top-Mannschaft. Wir wissen aber um unsere Stärken und werden morgen wie jedes Spiel in dieser Saison mit Herz und Leidenschaft auftreten. Ich denke, dass wir uns in den letzten Wochen den Respekt erarbeitet haben und wollen dem auch gerecht werden. In der Liga ist alles möglich, deswegen würd ich jetzt nicht sagen, dass das morgige Ergebnis schon eine Art Entscheidung ist. Es wird darauf ankommen, gegen die vermeintlich schwächeren Mannschaften gut auszusehen und die Punkte zu holen. Denn ein Ausrutscher kann beiden Mannschaften passieren.“

Und das sagt der Coach der Viktoria, Johannes Fritsch: „Es ist schwer, sich auf Türkiyemspor vorzubereiten. Da spielen ein halbes Dutzend toller Straßenfußballerinnen. Die sind schwer auszurechnen und ihnen ist systemisch nicht leicht beizukommen. Aus unserer Sicht kann es entscheidend sein, wie gut wir unser Umschaltspiel vortragen können, das wir in dieser Saison durchaus als eine unserer Stärken ausgemacht haben. Einen Tipp abgeben möchte ich nicht, ich denke, am Ende wird das effektivere Team den Sieg davontragen.“

Murat Dogan, Abteilungsleiter Frauenfußball bei Türkiyemspor und Corrs Vorgänger: „Das wird ein ganz enges Spiel. Von mir gibt es auch keinen Tipp. Aber wir treten an, um zu gewinnen. Und ich denke, ein Sieg kann wegen der abgekürzten Saison schon vorentscheidend sein. Da kann man sich ein Polster erspielen, das zwar nur drei Punkte dick, aber trotzdem wichtig ist. Beide Teams sind enorm gut drauf und ich glaube, Mentalität und Tagesform werden über Sieg und Niederlage entscheiden. Wir sind guter Dinge, gehen selbstbewusst in die Partie und freuen uns auf einen tollen und spannenden Fußballtag.“

Rocco Teichmann, Sportdirektor des FC Viktoria 1889 Berlin: „Mein Tipp: 2:1 für uns. Wir haben Erfahrung damit, in der Regionalliga oben mitzuspielen und ich denke, das wird sich durchsetzen, auch wenn Türkiyemspor sicher gerade von der Euphorie getragen wird. Klar, beide Teams haben aktuell die beste Ausgangsposition im Rennen um den Titel. Es ist aber auch nur ein Spiel von 16 und es geht nur um drei Punkte.“

Peter Rießler, einstiger Coach und langjähriger Team-Chef der Viki-Girls: „Ich glaube nicht, dass das Ergebnis die Qualität einer Vorentscheidung hat und sehe dem Spiel relativ gelassen entgegen. Ich tippe nie. Das Ergebnis hängt von der Tagesform ab. Unsere Stärke ist die Ausgeglichenheit im Kader und die gute Reserve-Bank.“

Era Szuh, ehemalige ungarische Nationalspielerin und Schlüsselspielerin bei Türkiyemspor: „Was soll ich sagen? Also wir sind natürlich glücklich, dass wir da oben stehen dürfen. Ich empfinde das als Vorteil und es ist ein gutes Gefühl. Wir hatten einen guten Start, aber die Saison ist noch lang und wir spielen ja nur einmal gegeneinander, daher ist das Spiel am Sonntag etwas Besonderes. Viktoria hat eine gute Mannschaft, die spielen schon lange zusammen. Wir sind aber auch gut drauf, haben ein tolles Team mit erfahrenen Spielerinnen und vielen jungen Talenten gemischt. Die Vorfreude ist groß und hoffentlich sind viele Zuschauer dabei. Einen konkreten Ergebnis-Tipp verrate ich nicht, ist aber auf jeden Fall ein Sieg für Türkiyem.

Marlies Sänger, Viki-Urgestein, Leistungsträgerin und nach ihrer gelb-rot Sperre wieder am Start: „Es wird ein enges und kämpferisches Spiel werden, womöglich entscheidet sogar die Tagesform. Fest steht: Wir wollen gegen Türkiyemspor auf jeden Fall gewinnen. Das Zeug dazu haben wir uns in den vergangenen Trainingseinheiten und Spielen erarbeitet – wir müssen es am Sonntag nur noch zeigen und wir brennen darauf. Es ist ein wichtiges Spiel im Hinblick auf die Meisterschaft, aber das ist aktuell jedes, da wir ja keine Rückrunde haben werden.“

Roman Rießler, Ex-Trainer der Viki-Girls und jetzt beim Liga-Rivalen Hohen Neuendorf unter Vertrag: „Ich wünsche der Viktoria aus alter Verbundenheit natürlich den Sieg. Ich glaube aber auch tatsächlich, dass die Erfahrung für sie spricht. Türkiyemspor hat ein halbes Dutzend großartige Individualistinnen in ihren Reihen, die allesamt ein Spiel entscheiden können. Allerdings wirkt die Mannschaft nicht besonders strukturiert und wer weiß, was passiert, wenn sie in Rückstand gerät. Ich tippe 1:3.“

Wer selber tippen möchte, dem sei noch gesagt: Bei Türkiyemspor fehlt Lena-Marie Wolter Cosme verletzungsbedingt, die beiden Youngster, Torhüterin Kevser Gündogdu und Angreiferin Leyila Aydin weilen bei der türkischen U19-Nationalmannschaft. Bei den Viki-Girls ist der Einsatz von Abwehr-Ass Tatjana Fandre fraglich, dazu haben Corinna Statz und Danya Barsalona Trainingsrückstand. Kann alles nichts ändern an der Vorfreude auf ein Fußballfest. Anpfiff ist um 14 Uhr, let’s fetz!

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von Anders Noren.

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