Berlin-Liga: Borussia Pankow löst unerwartet schwere Aufgabe bei Viktoria Mitte mit Hängen und Würgen
von Matthias Vogel
Nicht, dass der 1:0-Sieg des Favoriten unverdient gewesen wäre, das Chancenplus lag bei der Ruß-Elf. Allerdings präsentierten sich die Rot-Weißen stark und waren dicht an einem Punktgewinn dran. Gut für die Borussia, dass Caro Klausch auch an einem verkorksten Tag gut für ein Tor ist.
Nicht nur, weil das Line-Up des Aufsteigers konsequent nicht auf fussball.de veröffentlicht wird, ist es schwer, den SV Rot-Weiß Viktoria Mitte einzuschätzen. Der Verein erfreut sich offenbar weiterhin regen Zulaufs und deshalb kann die Aufstellung von vor einem Vierteljahr heute durchaus schon wieder Schnee von vorgestern sein. Selbst Kapitänin Carolin Salzmann sagt amüsiert: „Du bist zwei Wochen nicht da und kennst schon wieder eine Handvoll Spielerinnen nicht.“ Unter den Neuen sind dann eben auch sehr fähige Spielerinnen dabei und deshalb ist das Spiel der Rot-Weißen nicht mehr nur auf Top-Stürmerin Sara Dieng zugeschnitten.

Das bekam Borussia Pankow früh zu spüren. Gut, auch Dieng hatte in der Anfangsphase der Partie ein, zwei gute Möglichkeiten, den Außenseiter in Führung zu bringen. Aber es war eben auch Madlen Weinhardt, die für Wirbel sorgte und einen Treffer auf dem Fuß hatte (9.). Pankows Trainerin Josi Ruß warf jedenfalls ihre Idee, mit einer Dreierkette und zwei Stürmerinnen spielen zu lassen flugs über den Haufen und stellte auf die bewährte 4:5:1-Formation um. Das machte sich schlagartig bemerkbar, die Borussia bekam die Partie nun besser in den Griff und kreierte ihrerseits Chancen. Mehrfach mussten die Gastgeberinnen sich im Strafraum mit allem was sie hatten in das Getümmel vor ihrer Torhüterin Lara Segebarth werfen, um einen Gegentreffer zu vermeiden, den Rest klärte Segebarth selbst.
(adsbygoogle = window.adsbygoogle || []).push({});
Die dickste Möglichkeit hatte Franziska Klausch, die nach einer Ecke am zweiten Pfosten lauerte, prompt den Ball bekam, den dann aber in bester Mario-Gomez-Manier über das Tor setzte (39.). Kurz darauf wurde die immer stärker aufspielende Monique Kerschowski auf der rechten Seite blank gespielt. Sie passte den Ball dann auf Torraumkanten-Höhe scharf und flach in die Mitte und Lucie Ruß nur die berühmte Stiefelspitze zu spät kam (43.). Aber auch wenn Pankow nun das Heft in der Hand hielt, so deutlich wie gedacht war die Überlegenheit nicht, weil die Viktoria auf allen Positionen amtlich dagegenhielt und die umsichtige Caro Salzmann sowie die schnelle Patricia Winge in der Innenverteidigung den Laden gut zusammenhielten.






Oben links: Messalina Ebel lieferte eine starke Partie ab, sorgte für Ruhe im zeitweise hektischen Spiel der Borussia. Oben rechts: Die sehr fleißige Lucie Ruß wickelt sich um Wanda Ostermann herum. Mitte links: Caro Salzmann (re.) klärt vor Loredana Kucera. Mitte rechts oben: Josi Ruß ist erleichtert – drei Punkte eingefahren. Mitte rechts unten: Lucie Ruß. Unten: Sara Dieng, verfolgt von Georgina Weinholz, hatte in der Anfangsphase gute Möglichkeiten zum Führungstreffer für die Viktoria. Fotos: Matthias Vogel
Hätte Alina Janowitz weniger Power, dafür mehr Präzision walten lassen, hätte es keine Diskussionen um das folgende Tor des Tages durch Caro Klausch gegeben. So schon. Kerschowski war auf der rechten Seite durch, von der Grundlinie bediente sie Janowitz im Rückraum. Und die zimmerte den Ball mit einer Wucht an den Querbalken des Viktoria-Gehäuses, so dass der immer noch vibrierte, als der Nachschuss von Klausch in Slow-Mo an Segebarth vorbei ins Tor kullerte. Die Beanstandung der Viktoria: Janowitz soll Segebarths Sicht behindert haben, die Gastgeberinnen wollten deshalb eine Abseitsstellung gepfiffen haben. Die Pfeife des Schiedsrichters Dominik Berisha blieb allerdings stumm: 0:1 (47.).
„Es wird besser und besser“, wertete Salzmann nach der Partie den Auftritt ihrer Viktoria. „Heute hat uns leider nur ein Tor gefehlt. Ärgerlich, denn die Chancen dazu waren da.“ Vor allem an eine wird sich das Rot-Weiße Lager noch eine Zeit lang erinnern. Nach einer Ecke von Dieng verlängerte Anne Köpp Villarroel per Kopf ins Zentrum. Dort kam die eingewechselte Franziska Wistuba frei zum Schuss, vor allem zu ihrem eigenen Entsetzen landete ihr Versuch über dem Pankower Kasten im Fangzaun (72).

Weil es in der Schlussphase weitere zwei Male turbulent und unübersichtlich herging in der Borussia-Box, ballte Josi Ruß nach dem Schlusspfiff erleichtert beide Fäuste. „Das war kein gutes Spiel von uns, wir haben uns sehr schwer getan. Aber das ist mir jetzt gerade auch egal. Der Dreier ist wichtig. Viktoria hat das gut gemacht und ich könnte mir vorstellen, dass hier noch einige Teams Punkte lassen werden.“ In der Tabelle bleibt Pankow nach diesem Nachholspiel am Klassenprimus Union und Hertha dran, die Viktoria steht auf dem viertletzten Platz. Eine kleine Hilfe zur Einschätzung des SV: Nicht mehr lange!
Kommentar verfassen