Klassenprimus Union II vergrößert durch einen 4:0-Triumph über Borussia Pankow seinen Vorsprung.
von Matthias Vogel
Im vorverlegten Topspiel der Berlin-Liga bewegen sich der 1. FC Union Berlin II und Borussia Pankow lange auf Augenhöhe. In der Schlussphase machen die Hartrampf-Schützlinge die Sache dann doch noch deutlich: 4:0 heißt es schließlich vor heimischer Kulisse.
So recht raus mit der Sprache wollte eine merklich enttäuschte Josi Ruß zunächst gar nicht. „Weil dir das ja auch keiner abkauft“, sagte die Trainerin der Pankower Borussia nach der Partie. Dann aber doch: „So deutlich, wie es das Ergebnis vermuten lässt, war die Überlegenheit von Union nicht. Zumindest nicht bis zur 75. Minute.“ Ihre Elf habe nämlich wenigstens drei hochkarätige Chancen gehabt, die den Verlauf der Partie aus Pankower Sicht hätten positiv beeinflussen können. Der Lattenknaller von Monique Kerschowski etwa, beim Stand von 1:0 für Union, oder der gefährliche Kopfball nach einer Ecke von Georgina Weinholz vor der Pause, oder das Solo von Sina Krüger danach, die – alleine vor Unions Keeperin Sherley Schulz – den Ball nicht im Köpenicker Gehäuse unterbrachte.

Es begann früh gut für den Tabellenführer. Schon in der 8. Minute bekam Sandra Weihmann den Ball mustergültig durch die letzte Pankower Abwehrreihe gesteckt, sie umkurvte die herauseilende Torhüterin Sophia Kirchhoff und schob zur Führung ein. Zehn Minuten vor dem Seitenwechsel gelang den Köpenickerinnen das 2:0 nach einer Ecke. Sie führten sie aus und zirkelten dann von der linken Seite, Höhe Strafraumkante, den Ball scharf auf den zweiten Pfosten. Die Borussia rückte zwar zeitig auf, jedoch nicht komplett. Eine Spielerin hob die Abseitsstellung von gleich drei Unioner Angreiferinnen auf und Lucia Schwoche war es dann, die entschlossen einnetzte. Unions Coach Oliver Hartrampf teilte die Ruß’sche Meinung von einer lange ausgeglichenen Partie mit guten Chancen auf beiden Seiten, empfand aber bereits zu diesem Zeitpunkt den Spielstand auch nicht als unverdient: „Ich finde, wir hatten schon die bessere Spielidee.“
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Ruß stellte um, machte aus der Fünfer- eine Viererkette und ließ den Rest deutlich weiter vorne pressen. Was das auf dem Feld zur Folge hatte, quittierten beide Coaches daneben mit Unverständnis. Ruß schüttelte den Kopf, weil sich ihr Team der schwächsten Phase von Union in diesem Spiel eher anpasste, als ordentlich auf’s Gaspedal zu drücken („Das verstehe ich einfach nicht!“), und Hartrampf ärgerte sich, weil seine Schützlinge versuchten, sich mit Kurzpass-Spiel und Dribblings aus der Umklammerung zu lösen, anstatt die erste Angriffsreihe der Gäste und den großen Raum bis zu deren Viererkette mit längeren Pässen zu überspielen. „Ist doch nicht wie beim Skispringen, wo die B-Note sich im Endergebnis widerspiegelt“, schimpfte er noch einen Tag später.

Immerhin, seine entsprechend lautstarke Ansage quer über den Platz an der Hämmerlingstraße habe dann Früchte getragen. „Ich denke, es war die 65. Minute, in der die Mädels angefangen haben, meinen Vorschlag selber zu verinnerlichen“, sagte Hartrampf. Fortan sei es wieder besser gelaufen. Und das endete flugs in Zählbarem: Diagonal aus der Borussia-Box heraus wurde der Ball auf Julia Marinowski zurückgelegt. Die ließ ihn durch für die besser postierte Nele Wilknitz, die aus zentraler Position per strammem Flachschuss aus 20 Metern das 3:0 markierte – der Genickbruch für die Ruß-Elf. „In der Schlussviertelstunde war komplett die Luft raus. Da hätte uns Union zerschießen können“, berichtete die Trainerin zerknirscht. Mehr als ein weiteres Tor für Union sprang dann tatsächlich nicht heraus. Marinowski veredelte eine scharfe Hereingabe nach Steckpass hinter die Kette mit dem 4:0 (83.). Hartrampf fand das Ergebnis aufgrund dieser überlegen geführten Schlussphase durchaus angemessen. „Es waren genügend gute Chancen für ein 7:0 oder 8:0 da.“
Pia Gutta fällt lange aus: Mittelfußbruch
Wermutstropfen für Union an diesem Tag war die schwere Verletzung der 18-jährigen Pia Gutta. „Sie wurde von hinten umgegrätscht, obwohl der Ball längst weg war. Und dafür gab es nicht einmal gelb“, monierte Hartrampf. Für Gutta ist die Hinrunde vorbei: Mittelfußbruch.
Für Ruß und ihre Borussia rückt nach dieser Niederlage das Ziel „Stadtmeisterschaft“ in amtliche Ferne – Neun Punkte liegen bereits zwischen den beiden Teams. Hartrampf hingegen sieht zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison den Fisch noch längst nicht in der Dose. „Das nächste Spiel bestreiten wir in Neukölln, das wird erst einmal eine ganz harte Nummer.“ Auch für Pankow sieht der Spielplan nach der nun einsetzenden dreiwöchigen Pause gleich den nächsten Kracher vor: Der aktuelle Tabellenzweite Hertha 03 Zehlendorf gastiert am 31. Oktober auf dem Kunstrasenrechteck an der Pichelswerder Straße.
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