Tut Tuuuuut!!! Hier kommt Hertha 03!!!

Dank eines 2:0-Sieges bei einem starken Bero-Team rückt der FC Hertha 03 Zehlendorf Tabellenführer 1. FC Union Berlin II auf die Pelle

von Matthias Vogel

Mit Geduld und Spucke haben die Hertha-Mädels die schwierige Aufgabe beim SV Blau-Weiß Berolina Mitte sehr gut gelöst und damit ihren Siegeszug in der Berlin-Liga fortgesetzt. Ein Tänzchen von Serwaah-Bonsu Danso und das Stürmer-Näschen von Isabella Trincia halfen dabei, den straff und blendend organisierten Bero-Abwehrverbund zu knacken.

Hertha-Coach Henrik Suttinger mag es nicht, wenn die gegnerischen Mannschaften „den Bus vor dem Strafraum“ parken – also tief stehen und mit allen – auch weniger ästhetischen – Mitteln versuchen, ein Gegentor durch seine spielstarke Elf zu verhindern. Mit dem Mannschaftsbus vor den „Bero“ in der Kleinen Hamburger Straße vorzufahren, fand er am vergangenen Samstag hingegen okay. Und so dürften zeitig anwesende Zuschauer, Anwohner und Passanten – in diesem Kiez vorwiegend mit dem Fahrrad unterwegs – nicht schlecht gestaunt haben, als eine nach der anderen Hertha-Kickerin aus dem riesigen Vehikel hüpfte – schon in voller Montur. Schon einmal Regionalliga-Feeling erzeugen? „Nein, nein“, sagt Suttinger. „Bei Bero hat man wenig Platz für die Erwärmung, deshalb haben wir uns intensiv in Zehlendorf aufgewärmt und sind dann mit dem Bus gefahren, vor allem, um der Mannschaft die Bedeutung dieser Partie noch einmal klar zu machen.“ Das war grundsätzlich weise, denn Bero war der erwartet unangenehme Gegner.

Bero gab keinen Zentimeter preis, die Folge waren viele Zweikämpfe im Mittelfeld. Hier duellieren sich Jo Mayer (li.) und Herthas Stella Schreiber. Foto: Matthias Vogel

Als vor gut einem Jahr zahlreiche Leistungsträgerinnen den Verein in Mitte verließen und Oliver Thomaschewski den Trainerstuhl besetzte, fragte sich ganz Frauenfußball-Berlin, wie Bero diesen enormen Aderlass würde wegstecken können. Die Antwort ist nun, nach dem 6. Spieltag, für jeden klar ersichtlich. Platz 3 steht gerade zu Buche, eine Zwischenbilanz, mit dem sicher nicht alle gerechnet haben. Thomaschewski schon: „Wir haben uns in der Vorbereitung zusammengesetzt und ein Saisonziel formuliert. Die Spielerinnen durften ihr Votum abgeben und wir haben uns auf einen Platz unter den ersten fünf geeinigt.“ Wie er es geschafft hat, in relativ kurzer Zeit ein derart stabiles Team zu formen? „Wir haben zum einen gute Neuzugänge bekommen und haben dann den Fokus auf unsere Defensivarbeit gelegt. Die muss passen, das ist die Basis“, sagt der Coach. Von dieser Basis aus sollen dann die Offensivkräfte zu gelegentlichen Ausflügen vor das gegnerische Tor abheben. Die Bilanz gibt der Thomaschewski-Marschroute Recht: Seine Elf kassiert im Durchschnitt lediglich einen Treffer, erzielt aber zwei.

Auch gegen die favorisierten Zehlendorferinnen machte Bero die Sache in der Defensive lange hervorragend, ganz ohne den sprichwörtlichen Bus vor der Box. Konsequent und schnell verschob das ganze Team dorthin, wo der Ball bei der Hertha auch gerade zirkulierte. Die Gäste fanden kaum eine Lücke in diesem Verbund. Und so erschöpfte sich die Anzahl ihrer nennenswerten Tormöglichkeiten während der ersten Hälfte in einem strammen Halbvolley von Rosalie Gefrörer aus 20 Metern, der knapp am linken Pfosten vorbeisauste (9.) und einem Flachschuss von Isabella Trincia von der Strafraumkante aus, zentrale Position, der ihr eigentlich über den Spann rutschte, genau deshalb aber so gefährlich wurde. Denn dadurch verlud sie Bero-Torhüterin Alyshia Tanoku, die prompt auf dem Sprung in die linke Ecke war. Glück für Mitte, dass der Ball nur an den rechten Pfosten klatschte (31.). Stets angetrieben von Kapitänin Katharina Vom-Dahl war Bero um Nadelstiche bemüht, kam aber nur durch einen Freistoß vor die Hertha-Kiste und zweimal jeweils nach einer Ecke – in allen drei Fällen nicht zwingend genug.

Gegen Luka Gorogranz (re.) kam Herthas Serwaah-Bonsu Danso auf der rechten Angriffsseite nicht zur Entfaltung. Auf der linken dann schon, sie bereitete spektakulär das 0:1 vor. Foto: Matthias Vogel

„Ich ärgere mich schon ein bisschen, dass unsere Idee nicht aufgegangen ist. Wir hätten gerne einen Punkt hierbehalten“, sagte Thomaschewski nach der Partie. Aus seiner Sicht seien nämlich beide Gegentore vermeidbar gewesen. Suttinger hatte Serwaah-Bonsu Danso zur Pause vom rechten Flügel auf den linken beordert, „weil sie dort nicht so richtig zur Geltung kam“. Drei Minuten nach Wiederanpfiff machte sich das bezahlt. Danso fummelte auf engstem Raum drei Gegenspielerinnen aus – einfach grandios. „Soll sie doch“, sagte Tomaschewski, nicht ohne Anerkennung. „Aber deshalb darf im Zentrum trotzdem niemand völlig blank stehen. Das darf uns einfach nicht passieren!“ Passierte aber eben, und Gefrörer konnte aus etwa acht Metern den Ball rechts unten zum 0:1 einschieben (48.) – Saisontreffer Nummer vier.

Die bei Bero aufblühende Gloria Odosi – hier verfolgt von Clara Dreher – deutete ihre Gefährlichkeit durchaus an. Die Perspektive täuscht, auch dieser Ball war etwas zu lang, Hertha-Torhüterin Laetitia Scheunemann err. Foto: Matthias Vogel

Mit zunehmender Spieldauer klappte Bero nun das Visier logischer Weise höher und höher, wurde offensiver. Einige Spielzüge starteten auch vielversprechend, fanden allerdings stets mit dem letzten Ball ein zu frühes Ende, der immer einen Tick zu ungenau gespielt wurde. Hertha behielt optisch weiterhin das Zepter in der Hand, für die Vorentscheidung brauchte es allerdings ein Gastgeschenk. Einen Rückpass von Luka Gorogranz auf Tanoku „roch“ Trincia, sprintete dazwischen und spitzelte den Ball zum vielumjubelten, weil erlösenden 0:2 in die Maschen (80.). Fast tragisch, denn Gorogranz war der Grund, warum Suttinger Danso auf die andere Seite gestellt hatte, so gut hatte die ehemalige Zehlendorferin gegen ihre schnelle und robuste Ex-Kameradin gespielt. Und deshalb haderte Tomaschewski auch ein wenig mit den Launen des Fußballs: „Ausgerechnet ihr ist das passiert.“ Sauer war Beros Coach aber nicht. Eher schmerze ihn noch immer das Unentschieden bei Concordia Wittenau Mitte September als die heutige Niederlage, so sagte er.

Als Bero kommen musste, war Charlotte Wagner merklich um die Offensive bemüht. Aber auch für sie gab es letztlich kein Durchkommen. Foto: Matthias Vogel

Trösten können sich Tomaschewski und Gorogranz ohnehin damit, dass in den verbleibenden zehn Minuten der Partie eher das 0:3 als der Anschlusstreffer in der Luft lag. Ein abgefälschter Fernschuss von Gefrörer trudelte nämlich noch an den Pfosten, den Nachschuss entschärfte Tanoku. Was hängen bleibt? Auf dem „Bero“ werden in dieser Saison wohl nicht viele Mannschaften gewinnen, Hertha hat in all den nachgeholten und vorverlegten Spielen seine Aufstiegsambitionen dick unterstrichen und klettert auf Platz 2, zudem gibt es auch Spiele mit Zehlendorfer Beteiligung, bei denen der Bus nicht auf, sondern vor dem Platz parkt.


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