Tempo, Taktik, Tor des Monats

Nach hochklassigen, packenden 90 Minuten trennen sich der 1. FC Union Berlin II und der FC Hertha 03 Zehlendorf mit einem 2:2-Unentschieden.

von Matthias Vogel

Was die Top-Teams der Verbandsliga zu bieten haben? Wer dem Nachholspiel der beiden Titelanwärter am vergangenen Mittwoch beiwohnte, hat nun eine Ahnung davon. In einer bis zum Schluss hoch spannenden Partie dominierte Union die erste Hälfte. Die Zehlendorferinnen drehten nach der Pause auf und sicherten sich durch einen Sonntagsschuss von Rosalie Gefrörer noch den verdienten Punkt.

Nach dem Spiel verschwendeten beide Trainer keine Zeit damit, einem möglicherweise verpassten Sieg hinterher zu trauern. Zu sehr hatte sie der Vergleich ihrer beiden jungen Teams begeistert. Unions Coach Oliver Hartrampf war vor allem vom hohen Anfangstempo angetan, in der seine Elf zwar überlegen war, „Hertha uns aber ordentlich Feuer gegeben hat“. Und Gäste-Coach Henrik Suttinger freute sich nicht nur über die Leistung und die Moral seiner Truppe, sondern auch über Union: „Es macht immer Spaß, gegen einen Gegner zu spielen, der nicht nur den Bus vor dem Strafraum parkt.“

Julia Marinowski lieferte die Vorlage für Unions 2:1-Führung – ein toll herausgespielter Treffer. Foto: Matthias Vogel

Obwohl also allgemein nach spielerischen Mitteln gesucht wurde, Chancen zu kreieren, fiel nur ein Treffer aus dem Spiel heraus. Der war allerdings umso schöner. „Nach Steil und Klatsch im Zentrum spielt Lisa Heiseler den Ball über links auf Julia Marinowski hinter die Kette“, beschrieb Hartrampf die Entstehung zur 2:1-Führung. Marinowski spielte dann scharf nach innen, Sandra Weihmann scheiterte aus kurzer Distanz noch an Hertha-Torhüterin Laetitia Scheunemann, Heiseler machte es besser und staubte artig ab (27.).

Das 1:0 war Unions Spielführerin Tiziana Udich früh mit einem bärenstarken Freistoß gelungen. Weihmann war links neben dem Strafraum regelwidrig zu Fall gebracht worden. Ähnlich wie Toni Kroos bei der WM 2018 gegen Schweden ließ sich Udich vom sehr spitzen Winkel nicht abschrecken und ballerte direkt auf das Tor, die Kugel schlug unter dem Dach des Zehlendorfer Gehäuses ein (4.). „Dieses Ding hätte auch im Männerfußball für höchste Gefahr gesorgt“, schwärmte Hartrampf. Der Ausgleich stimmte ihn dann freilich weniger fröhlich, zumal er aus Unioner Sicht höchst unglücklich zustande kam. Eine Hertha-Ecke rutschte einer Eisernen über den Scheitel, von dort prallte der Ball an den Hinterkopf ihrer Kollegin Pauline Gericke und anschließend als Bogenlampe hinter die Torlinie (27.). „Ärgerlich, denn keine Hertha-Spielerin war in der Nähe“, konstatierte Hartrampf.

Mächtig Aufregung dann kurz vor der Pause: Emely Stöckert holte Herthas Offensivkraft Serwaah-Bonsu Danso im Strafraum von den Beinen. Suttinger forderte Strafstoß, der Schiedsrichter gab Eckstoß, Hartrampf sprach von einer „50:50-Entscheidung“. Jedenfalls blieb es vorerst beim Vorsprung für die Köpenickerinnen.

Dass sich das noch änderte, war der Fortsetzung eines sich schon in der ersten Schicht abzeichnenden Trends geschuldet: Zehlendorf erarbeitete sich mehr Spielanteile. Mehr und mehr entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, ohne richtig dicke Torchancen. Hartrampf beschrieb es so: „Das Niveau sank aus technischer und taktischer Sicht ab. Das ist kein Wunder, das Tempo der ersten Hälfte hat Kraft gekostet. Aber es war immer spannend. Man hatte bis zum Schluss das Gefühl, dass beiden Teams der Lucky Punch jeden Moment noch hätte gelingen können.“ Die Voraussetzung für diese heiße Schlussphase hatte Rosalie Gefrörer mit einem großartigen Tor geschaffen. Eine kurz ausgeführte Ecke von der linken Seite bekam sie an der Ecke der Box zugespielt. Sie zog nach innen und packte den Ball fulminant in den oberen rechten Giebel zum 2:2 (76.). „Tor des Monats“, urteilte Suttinger.

Heiße Kandidatin für die Wahl zur Torschützin des Monats: Rosalie Gefrörer. Foto: FC Hertha 03 Zehlendorf

Am Ende blieb es beim gerechten Remis. Union ziert weiter die Tabellenspitze. Für den aktuellen Vierten im Berlin-Liga-Tableau Hertha geht es nach der Corona bedingten Spielpause zu Beginn der Saison jetzt Schlag auf Schlag. Schon am morgigen Samstag, 2. Oktober, gastiert die Suttinger-Elf zum nächsten Gipfeltreffen beim Tabellenzweiten Berolina Mitte (Anpfiff 15.45 Uhr, Kleine Hamburger Straße).

Unions Emely Stöckert (li., im Spiel gegen den FC Inter) im Dusel – ihr Einsteigen gegen Herthas Serwaah-Bonsu Danso kurz vor der Pause hätte auch einen Strafstoß zur Folge haben können. Foto: Matthias Vogel

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