Den Bock umgestoßen

Thomas Remark hat es verlangt, sein Team hat geliefert: Der SFC Stern 1900 besiegt Rostock mit 1:0

von Matthias Vogel

Der neue Mann an der Seitenlinie der Steglitzer Regionalliga-Fußballerinnen heißt bekanntlich Thomas Remark. Am 5. Oktober feiert er seinen 62. Geburtstag. Das hofft er zumindest. Denn sollten es seine Mädels in den nächsten Begegnungen wieder so spannend machen, fürchtet er um seine Gesundheit: „Habe schon meiner Frau gesagt, in einigen Spielen bin ich dem Herzinfarkt nahe.“

Das meint er freilich nicht ernst. Aber Remarks Pumpe musste einfach schneller schlagen während des Matches gegen den Rostocker FC. Weil ein Dreier gegen ein Team der gleichen Kragenweite in dieser kurzen Saison so wichtig ist und weil seine Gelbhemden sich trotz großem Chancenplus und deutlich mehr Ballbesitz eine Stunde lang Zeit für den erlösenden Treffer ließen. Dann aber: Anne Seifert wird steil auf die Reise geschickt, packt das Spielgerät aus der Drehung an die Latte des Rostocker Kastens, Emina Wacker erweist sich als handlungsschnell und köpft den Abpraller hinein ins Sterner Glück. Großer Jubel in gelb-blau. Und Remark? Konstatiert: „Das war aufgrund des Spielverlaufs zu 100 Prozent verdient. Wir hätten durchaus auch 3:0 oder 4:0 gewinnen können.“

Weniger Personal bedeutet für Abwehr-Ass Alina Cibusch (gelb) künftig mehr Arbeit. Foto: Matthias Vogel

Er war überhaupt sehr angetan von der Vorstellung seines Teams. „Ich freue mich, dass die Mannschaft den Bock umgestoßen hat. Man kann als Trainer immer erzählen und erzählen, wie es funktionieren kann. Wenn man aber auf dem Platz den Erfolg nicht erlebt, wird es knifflig. Man braucht das Momentum. Alle wollten heute den Sieg unbedingt und sie haben gesehen: Wenn man nicht nachlässt, wird man für den Aufwand auch belohnt. Einfach toll!“

Kaum war das Lob ausgesprochen, spiegelte Remark auch schon die gegenwärtige Situation wider. Und die sieht in personeller Hinsicht – fast möchte man sagen traditionell bei Stern – nicht rosig aus. Unter der Woche geht es zur 1. Hauptrunde im Polytan-Pokal zum TSV Mariendorf, dem aktuellen Tabellenführer der Landesliga. Ein Spaziergang für Stern möchte man meinen. „Sehe ich anders, zumal das Spiel gegen Rostock sehr kräfteraubend war“, sagt Remark. Denn: Torhüterin Nicole Bartholdi hat sich gegen Rostock eine Blessur am Knie zu gezogen und fällt nicht nur für das Pokalspiel, sondern auch für das schwere Punktspiel am kommenden Wochenende bei RB Leipzig II aus. Zu den Langzeitverletzten Kerstin Gohlke, Kimberly Lange und Charlotte Bruch schreiben sich dieser Tage zum Beispiel auch Louiza Armanious (Auslandssemester), Ella Barthelemy (Urlaub) und etliche mehr in das Absentenheft ein. „Für das Leipzig-Spiel habe ich elf Absagen, ich hoffe wirklich auf Unterstützung aus unserer Zweiten.“

Resonanz des Teams: „Wir haben uns spielerisch verbessert.“

Generell ist der routinierte Trainer aber sehr zufrieden mit der Entwicklung seiner Elf. „Athletiktrainer Marco Boening steuert den Fitnessbereich und ich übernehme das Fußballerische – bislang ergänzen wir uns ganz hervorragend. Die Resonanz der Mädels ist sehr positiv, zum Beispiel sagen sie, dass sie sich schon jetzt spielerisch verbessert haben. Das können wir nach der kurzen Zeit ja gar nicht beurteilen, von daher sagt das viel aus für uns.“ Dank des Sieges klettert Stern auf den 11. Platz der Tabelle.


SFC Stern 1900 – Rostocker FC 1:0 (0:0). Sterne: Bartholdi, Kleinfeld, Gaese, Gierig, Roll (46. Dewjatkina), Wacker, Armanious, Seifert (71. Weinberg), E. Barthelemy (86. Nowak), Boldt, Cibusch. Tor: 1:0 Wacker (58.). Schiedsrichterin: Jaqueline Lünser. Zuschauer laut fussball.de: 0.

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von Anders Noren.

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