Im Topspiel der Regionalliga Nordost gewinnen die Fußballerinnen von Türkiyemspor Berlin gegen den 1. FC Union Berlin sicher mit 3:1 (2:1).
von Matthias Vogel
König Fußball schrieb dabei wieder einmal ein für ihn typisches Drehbuch: In Pia Zander Zeidam und Josephine Bonsu machten ausgerechnet zwei Ex-Unionerinnen den Sack für die Corr-Elf zu.
Vielleicht war es kein hochklassiges Regionalliga-Spiel, das die etwa 150 Zuschauer im Kreuzberger Katzbach-Stadion sahen. Packend war es trotzdem. Haken und Ösen gehören ja ohnehin dazu in einem Stadtderby, aber auch der Spielverlauf hatte es in sich. Union begann stark und ging recht bald durch Carolin Fredrich verdient in Führung (17.). Türkiyemspor musste sich allerdings nur kurz schütteln, schon in der 24. Minute glich Angelina Lübcke aus.

„Ab jetzt bitte nach Drehbuch!“, motzte König Fußball und die 22 Spielerinnen hörten zu. Erika Szuh donnerte kurz vor der Pause einen tippitoppi Freistoß auf das Köpenicker Gehäuse. Dessen Wächterin Sarah Duszat parierte in höchster Not bravourös, den „zweiten Ball“ veredelte Zander Zeidam irgendwie zur Führung für Türkiyemspor (41.). Den Spielverlauf bis hierher wertete der Kreuzberger Trainer Deniz Corr so: „Union hatte zu Beginn eine ganz starke Phase und kann mit ein bisschen Glück zur Pause auch führen. Aber gen Ende der ersten Hälfte haben wir das Spiel immer besser unter Kontrolle bekommen.“
Daran sollte sich nach dem Seitenwechsel auch nichts mehr ändern. Türkiyemspor war klar der Chef im Ring gegen eine sich redlich mühende junge eiserne Ladies. Bezeichnend: Die einzige Torchance erspielten sich die Gäste mit der letzten Aktion des Tages: Latoya Bach war mit einem feinen Stechpass zentral in Szene gesetzt worden und stürmte alleine auf Türkiyem-Torhüterin Kevser Gündogdu zu. Die behielt allerdings die Oberhand. Hätte Bach triumphiert, wäre ihr Treffer zur Makulatur verkommen. Denn seit der 59. Minute lagen die Gastgeberinnen bereits mit 3:1 in Front. Ganz nach dem Gusto des Fußballkönigs in Person von Josephine Bonsu. Ein Zuspiel ins Zentrum hob sie per Halbvolley mit dem rechten Fuß aus etwa 18 Metern in die Maschen des Unioner Gehäuses. Überragend gemacht! Nach diesem vorentscheidenden Treffer zum 3:1 war es schwierig, sie unverletzt aus dem Berg Teamkolleginnen, der sich über ihr anhäufte, zu bergen.
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Murat „Der Krake“ Dogan – Architekt des Aufschwungs des Frauenfußballs bei Türkiyemspor – zeigte sich mit diesem Zwischenstand nicht wirklich zufrieden. „Normalerweise müssen wir jetzt mit 6-, 7- oder 8:1 führen. Das muss besser werden“, grummelte er. Ganz unrecht hatte er nicht, vor Bonsu’s Treffer hatte Aylin Yaren bereits eine ganz dicke Chance, von der Strafraumgrenze aus wuchtete sie aber den Ball mit dem schwächeren rechten Fuß über das Tor. Und nach dem 3:1 gab es eine Szene, die so wirkte, als würde der König-Fußball-Gott nun sagen: Es reicht! Für einen „Shot to nothing“, einem hohen Ball aus der Türkiyemspor-Hälfte in das Zentrum vor dem Union-Tor, fühlte sich niemand aus der Köpenicker Abwehrkette verantwortlich, Duszat kam auch nicht aus ihrem Kasten, also sprintete Zander Zeidam nach ungläubigem Zögern zum Ball und scheiterte dann im 1:1 gegen Unions Keeper, offensichtlich, weil sie zu überrascht war.

Richtig erbaut war Deniz Corr ob der vielen liegengelassenen Torchancen dann auch nicht. „In einigen Situationen wären wir mit etwas mehr Ruhe zum Erfolg gekommen.“ Aber – wie bekannt – fragt schnell keiner mehr nach der Ansehnlichkeit eines Spiels, wenn die drei Punkte in der Tüte sind. Neun sind es nun insgesamt für Türkiyemspor, nur Jena II ist besetzt nach drei Spieltagen wegen des besseren Torverhältnisses den Platz an der Sonne. Wenigstens bis zum nächsten Spieltag sind die Fronten in der Stadt geklärt und Türkiyemspor trägt bis dahin den Titel „Bestes Frauen-Team der Stadt“.
Türkiyemspor Berlin – 1. FC Union Berlin 3:1(2:1). Des Kraken fette Beute: Gündogdu, Wagner, Zander Zeidam (80. Arslan), Almasalme, Michalke (80. Hartwig), Janitzki, Lübcke, Szuh, Yaren, Bonsu, Yavuz (54. Aydin). Eiserne Ladies: Duszat, Scheffler (46. Ahlswede), Gericke (84. Schindler), Fredrich, Scheel (66. Reichenbach), Frank, Görsdorf, K. Orschmann, Kähler (66. Bach), Klug (75. Pearl), Schrey. Tore: 0:1 Fredrich (17.), 1:1 Lübcke (24.), 2:1 Zander Zeidam (41.), 3:1 Bonsu (27). Schiedsrichterin: Anne Büttner. Zuschauer: 150.
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