Fritsch-Elf kommt gegen Magdeburg nicht über ein Remis hinaus
von Matthias Vogel
Die Regionalliga-Fußballerinnen des FC Viktoria 1889 Berlin haben zuhause gegen den Magdeburger FFC gepatzt. Nach 0:2-Rückstand bewiesen sie zwar große Moral und egalisierten noch durch Treffer von Marlies Sänger und Dilara Agac – den eigenen Ansprüchen genügte die Punkteteilung freilich nicht.
Die Zuschauer hatten gefühlt gerade erst Platz genommen, als Viki-Torfrau Inga Buchholz schon das erste Mal hinter sich greifen musste. Aus einem Kopfballduell vor dem Lichterfelder Strafraum wurde ein ein perfekter Magdeburger Schnittstellenball, Neele Abraham schob den Ball gekonnt in die lange Ecke. „Der Abstand zwischen Innen- und Außenverteidigerin war viel zu groß“, monierte Viktorias Coach Johannes Fritsch den blitzschnellen Rückstand aus etwa acht Metern Entfernung (1.). Recht viel kleiner war genau dieser Abstand auch nicht beim 0:2. Allerdings ging diesem Treffer ein schlimmer Ballverlust von Anina Sange knapp vor der eigenen Box voraus. Irgendwie blieb sie mit dem Ball auf dem stumpfen Rasen im Lichterfelder Stadion hängen, eine Magdeburgerin schob den Ball sofort in den gleichen Raum wie beim 0:1 und Neele Abraham schob erneut ein, dieses Mal in die kurze Ecke (13.).

Zwischen dem ersten und dem zweiten Schockmoment hätte Jullien Ramirez fast den Ausgleich markiert. Luise Trapp hatte das Spiel schnell auf ihre schnelle Kollegin verlagert. Die zog mit dem Ball am Fuß nach innen und sofort ab: Ihr scharfer Aufsetzer war nicht platziert genug, Magdeburgs Torhüterin Florentine Rudloff konnte parieren. Kurz nach dem 0:2 nährte Marlies Sänger dann die Hoffnungen auf eine schnelle Wende des Spiels. Sie bekam einen Ball in den Lauf gespielt und sprintete auf die Magdeburger Kiste zu, der Rest war gehobene Fußballkunst. Die nachsetzende Gegenspielerin ließ sie von ihrer linken Schulter abprallen, legte sich den Ball auf den gegnerfernen Fuß und hob die Kugel rechts oben in den Giebel (15.).
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In der Folge mühte sich die Viktoria redlich, blieb aber vor der Kiste lange zu harmlos. „Das alte Leid“, klagten Spielerinnen und Funktionäre nach dem Abpfiff kollektiv. Vor der Pause hatte Trapp den Ausgleich auf dem Fuß. Eine Ecke von Dilara Agac stoppte sie am Elfmeterpunkt mit der Innenseite vor und zog mit dem zweiten Kontakt volley ab. Dabei bekam sie allerdings nicht genug Druck auf die Kugel, ein Magdeburger Abwehrbein war dem Torjubel im Weg. Und nach einer Bilderbuch-Kombination über die linke Seite und Ramirez kam Sänger wieder aus 16 Metern zum Abschluss, zu ihrem Leidwesen zischte der Ball knapp rechts am Kreuzeck vorbei. Neele Abraham sorgte mit einer verunglückten Flanke aus dem rechten Halbfeld noch einmal für Gefahr vor dem Viki-Kasten, Buchholz riss eine Hand hoch und klärte souverän.

Nach der Pause ließ Fritsch die Schlagzahl erhöhen. Er beorderte Corinna Statz aus der Kette nach vorne und die sorgte zusammen mit Selina Grosch für ordentlich Betrieb auf der linken Seite. Für den Torerfolg brauchte es dennoch die sensationelle Einzelleistung von Rechtsverteidigerin Dilara Agac. Aus der eigenen Hälfte startete sie ein Solo diagonal über den halben Platz, ließ dabei ein halbes Dutzend verdutzte Magdeburger stehen und verstaute das Spielgerät aus halblinker Position in der langen Ecke des Gästetores (77.). Für diese Energieleistung und die damit verbundene Erleichterung wurde sie von ihrem Team natürlich amtlich „gewhoppert“.

Auch wenn Fritsch in Katharina Geßner, Celine Dey und Tatjana Fandre in der Schlussphase drei frische Kräfte auf einmal brachte und die Viktoria alles nach vorne warf – am Ergebnis änderte sich nichts. Nicht zielstrebig genug, nicht mit der nötigen letzten Überzeugung tauchten die Viki-Girls vor der Magdeburger Kiste auf, die restlichen Versuche blieben am überragend aufspielenden „Abwehrturm“ Wiebke Seidler hängen.

Himmelblauer Frust hier, Zufriedenheit da. Magdeburgs Coach Alexander Auer konnte gut mit dem Remis leben. „Weil wir heute ja auch wirklich mit einer sehr jungen Mannschaft hier waren. Ich finde, die Partie hätte noch auf beide Seiten kippen können, deshalb geht das Ergebnis in Ordnung.“ Weil die Regionalliga in dieser Spielzeit nur eine Serie austrägt, wiegt der Punktverlust für die Viktoria besonders schwer. Unter die ersten Drei wollte Fritsch im Endklassement landen. Ein Ziel, dass mit dem Patzer gegen den vermeintlichen Underdog bereits wackelt.
FC Viktoria 1889 Berlin – Magdeburger FFC 2:2 (1:2). Viki-Girls: Buchholz – Statz, Lux, Purps (74. Dey), Grosch – Gerken (74. Geßner), Sange (78. Fandre) – Ramirez (74. Barsalona), Agac, Trapp – Sänger. Tore: 0:1, 0:2 Abraham (1., 13.), 1:2 Sänger (15.), 2:2 Agac (77.). Zuschauer: zu wenig. Schiedsrichterin: Franziska Koch.



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