Die Frauen des SV Rot-Weiß Viktoria Mitte gehen zur neuen Saison in der Berlin-Liga an den Start
von Matthias Vogel
Es ist ein Beitrag, der in 20 Jahren die Leser der Viktoria-Chronik zumindest die Augenbrauen heben lassen wird: Ohne konkretes oder aktives Zutun sind damals, nach der Saison 2020/2021, die Fußballerinnen ihres Herzensvereins an einem „Welche Farbe auch immer“-Tisch aufgestiegen. Dann werden sie folgende Zeile, so oder so ähnlich, lesen: „Und das kam so:“ – und sie werden die Geschichte verschlingen.
Zunächst: Berlin-Ligist SC Staaken ist nicht minder kurios – weil durch Corona bedingt – in die Regionalliga aufgestiegen. Nach Abbruch der jüngsten Berlin-Liga-Saison hatte der SC als eine der wenigen Teams für das Stockwerk höher gemeldet und den besten Punkte-Quotienten erzielt – nach drei Spieltagen, aber nur zwei Spielen. Der unverhoffte Lift nach oben schaffte einen zusätzlichen Platz in der Berlin-Liga. Den suchte der Verband nun zu besetzen, fragte bei der Viktoria an und bekam von der Abteilungsleitung das „Go“.

Wieso Viktoria Mitte? Das Team des Trainers Antonio Schmid hatte zum Zeitpunkt des Abbruchs der Landesliga lediglich den fünften Tabellenplatz belegt. Der Moabiter FSV, der SC Charlottenburg, der SV Blau-Gelb Berlin und der SV Buchholz standen nicht nur im Tableau vor den Rot-Weißen, sondern hatten auch den besseren Punkte-Quotienten.
Der Hund liegt in den Bedingungen für den Abbruch und in der Vergangenheit begraben. Die Landesliga-Saison wurde im Gegensatz zur Berlin-Liga-Spielzeit annulliert, also nicht gewertet. Deshalb hat man sich beim Berliner Fußball-Verband eine Falte gemacht und das letzte finale Tabellenbild mit Gültigkeit betrachtet. Das stammt aus der Saison 2019/2020. Damals stiegen der Wittenauer SC Concordia und die Reserve des SFC Stern 1900 in die Berlin-Liga auf, auf Platz 3 landete der SV Buchholz, auf 4 Viktoria Mitte.
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Der SV Buchholz hat nun offenbar abgelehnt. Nächster Kandidat war Rot-Weiß, und der sagte zu. Et voila: Ein neuer Berlin-Ligist ward geboren, schneller als ohnehin erwartet oder gedacht. „Es ist schon verrückt, man kann eineinhalb Jahre nach einer Saison noch aufsteigen“, sagte Martin Meyer, Trainer des FSV Moabit und beim BFV als Leiter der Qualifizierungsmaßnahme tätig, quasi als Betroffener. Das tat er ohne Gram, er und sein FSV hätten eh abgelehnt. Das Gleiche sagte übrigens auch Daniel Kübler, Trainer des SC Charlottenburg.
Viktoria Mitte hat ordentlich Potenzial, der Club kann die Berlin-Liga bereichern. Schmid wusste das schon vor diesem kuriosen Aufstieg. Ob der Zeitpunkt für die nächst höhere Liga richtig ist, wusste er hingegen nicht. Seine Freude hielt sich daher ein wenig in Grenzen, zumal: „Die Abteilungsleitung hat sofort zugesagt, ich hätte mir ein wenig Bedenkzeit gewünscht.“
Staaken, Viktoria Mitte, Aufstiegsspiele zur 2. Bundesliga für die Viktoria aus Lichterfelde – Corona hat Auswirkungen auf Entscheidungen im Amateur-Fußballsport, die heftig sind und polarisieren. Was diese für die betroffenen Vereine bedeuten, wird sich weisen. Fest steht aber, dass in 20 Jahren Leser*innen der Vereins- oder Verbandschroniken noch immer von ihnen erstaunt sein und über sie diskutieren werden.
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