Batsch!

Der FC Viktoria 1889 Berlin kassiert im ersten Aufstiegsspiel eine schmerzhafte Niederlage

von Matthias Vogel

Das hat gesessen! Die deftige 1:4-Pleite gegen den SV Henstedt-Ulzburg – Indra Hahn erzielte alle vier Treffer für das Team aus Schleswig-Holstein – fühlt sich für alle mit himmelblauem Blut in den Adern an wie eine schallende Ohrfeige. Das Ärgerliche aus Berliner Sicht: Die Viktoria hätte selbige gut und gerne auch austeilen können.

Wenn das Gesicht brennt, und zwar trotz der Affenhitze nicht wegen der Sonne, dann hat das ja meistens einen Grund. Mit anderen Worten: Die glühende Wange war für die Viki-Girls nicht unverdient, sie hatten durchaus etwas ausgefressen. Erst ließen sie fahrlässig ein halbes Dutzend Bombenchancen aus, dann erlaubten sie sich zwei kapitale Böcke in der Defensive und zack!: 0:2 – das musste bei allen Akteuren, Ersatzspielerinnen, Funktionsteams und 200 Zuschauern zur Pause erst einmal sacken.

Marlies Sänger (re.) spielte eine ganz starke erste Halbzeit für die Viktoria, hatte aber Pech im Abschluss. Foto: Matthias Vogel

Der SV Henstedt-Ulzburg kam nämlich zunächst überhaupt nicht klar mit der Gangart der Viktoria. Ein ums andere Mal steckte die Elf von Viki-Interimstrainer David Pietzryk das Spielgerät durch die Nahtstellen der Gäste. Danya Barsalona steuerte alleine auf die Kiste des SV zu, doch HU-Keeperin Saskia Schippmann war schnell unten und verhinderte den Beinschuss. Zwei Torpedos aus dem Hause Marlies Sänger zischten denkbar knapp am Kasten der Gäste vorbei, Luise Trapp tauchte gefährlich vor dem Gäste-Kasten auf, wieder war Schippmann auf dem Posten. Doch die dickste Möglichkeit zur Führung hatte erneut Barsalona auf dem Fuß. Sänger war durch und spielte mustergültig quer, doch ihre Sturmpartnerin verstolperte kläglich (21.). Nur drei Minuten später geriet der Viktoria-Fanblock in helle Aufruhr: Barsalona war im Strafraum zu Fall gebracht worden, der ersehnte Elfmeterpfiff blieb aus. Kurz vor der Pause zog Katharina Geßner aus zentraler Position mit dem linken Fuß ab, diesmal stand eine Verteidigerin in der Flugbahn des abgefälschten Schusses, Schippmann schien bereits geschlagen.

„Das wir mit einer 2:0-Führung in die Pause gehen konnten, hatte wirklich auch etwas mit Glück zu tun“, resümierte HU-Coach Christian Jürrs nach dem Spiel. „Das hat Viktoria gut gemacht.“ Den Sturm und Drang der Berlinerinnen ungeschoren überstanden, lieferte seine Elf dann aber eben Anschauungsunterricht in Sachen Effektivität. Einen tollen Flugball aus dem Halbfeld nahm Indra Hahn zunächst schick hinter der letzten FC-Reihe an, konnte sich dann ungehindert einmal um die eigene Achse drehen und den Ball links unten in die Ecke schieben (16.). Ihren zweiten Streich verdankte sie einem Missgeschick von Trapp, die ihr einen langen Ball in der Mitte der eigenen Hälfte quasi runterstoppte. Hahn flitzte mit der Kugel am Fuß an die Strafraumkante und überwand FC-Torhüterin Jule Haake mit einem Heber (44.).

Indra Hahn war von der himmelblauen Defensive nicht in den Griff zu bekommen, die Angreiferin markierte alle vier Treffer für HU. Foto: Matthias Vogel

Zu allem himmelblauen Übel zogen die Gäste aus dem Chancenplus der Viktoria zur Pause dann auch noch die richtigen Schlüsse. „Wir haben umgestellt und das hat gut geklappt, Viktoria kam in der zweiten Hälfte aus dem Spiel heraus zu keiner echten Torchance“, stellte Jürrs später zufrieden fest. Der FC mühte sich zwar weiterhin redlich, fand aber tatsächlich kein Mittel mehr gegen die nun tiefer und dichter stehende Abwehr. Dafür ergaben sich Räume für den SV Henstedt-Ulzburg, die er zu Kontern und zu zwei weiteren Treffern in Person von Hahn nutzte. Beim 0:3 (75.) hob sie den Ball schlau über Haake hinweg in die Maschen, ihr vierter Treffer schlug halbhoch in der linken Ecke ein (85.). Ein schönes Freistoßtor von der guten Anina Sange (87.) aus dem rechten Halbfeld sorgte dafür, dass die Viktoria am kommenden Sonntag nicht völlig ohne Hoffnung zum Rückspiel fährt.

Jetzt ist guter Rat teuer für David Pietzryk und seine Co-Trainer. Foto: Matthias Vogel

David Pietzryk war enttäuscht. Nicht von der Leistung seines Teams, sondern davon, dass der Matchplan nicht aufgegangen war. „Das Ergebnis spiegelt den Verlauf der Partie nicht wirklich wieder. Am Ende hat uns auch ein wenig die Kraft gefehlt“, gab er zu Protokoll. Ob der Zug in Richtung 2. Bundesliga bereits abgefahren sei? „Wir haben uns gerade darauf eingeschworen, im Rückspiel zu beweisen, diesen Gegner schlagen zu können. Was am Ende dabei rumkommt, werden wir sehen. Aber klar, drei Tore aufzuholen ist schwer.“


FC Viktoria 1889 Berlin – SV Henstedt-Ulzburg 1:4 (0:2). Viki-Girls: Haake, Lux, Sange, Trapp, Grosch, Künzel, Fandre, Gerken (53. Kaya), Geßner (76. Shigjeqi), Sänger, Barsalona (62. Reh). HU: Schippmann, Hilmer, Hahn, Marquardt, Knobloch, Lux (46. Nagorny), Dziesiaty (88. Pawelec), Fuß, Schulz, Ehlers, Michel. Tore: 0:1, 0:2, 0:3, 0:4 Hahn (16., 44., 75., 85.), 1:4 Sange (87.). Schiedsrichtergespann: Jaqueline Herrmann, Katharina Kruse, Kristina Nicolai. Zuschauer: 200.

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von Anders Noren.

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