von Matthias Vogel
Die nächste Runde im Polytan-Cup steht auf der Agenda und das Los bescherte den Fans des Berliner Frauenfußballs den Vergleich zwischen den beiden Regionalligisten FC Viktoria 1889 Berlin und SFC Stern 1900. Anpfiff ist am Donnerstag, 8. Oktober, um 19.30 Uhr im Stadion Lichterfelde. War da nicht noch was? Doch, klar! Vor gut zwei Wochen servierte die Viktoria in der Punktrunde Stern mit 8:0 ab – auswärts. Für wen ist dieses überdeutliche Ergebnis Fluch? Und für wen Segen?
Viki-Vorturner Roman Rießler – ein stets selbstbewusster Vertreter seiner Zunft – ist sich jedenfalls nicht sicher: „Jeder weiß, dass sich so ein Ergebnis unterbewusst auch negativ auf ein erneutes Duell auswirken kann. Der Gegner wird unterschätzt und dann kann es gerade im Pokal ganz schnell gehen, und plötzlich hat der vermeintliche Underdog die Oberhand.“ Seinem Gegenüber Johannes Fritsch, seit dieser Saison Chef-Sterne-Koch, traut er überdies in jedem Fall zu, aus dem Debakel seiner Mannschaft die richtigen Schlüsse gezogen zu haben und entsprechende Umstellungen vorzunehmen. Was die Skepsis Rießlers aber am meisten befeuert: Die Form seiner Elf. Gar nicht zufrieden ist er derzeit mit dem, was er im Training sieht. „Zu statisch, zu langsam, zu wenig variabel. Und von den Spielerinnen aus dem zweiten Glied kommt zu wenig“, wetterte er etwa nach der Montagseinheit.

Die Botschaft an seine Viki-Girls ist unmissverständlich. „Wir sind in der Pflicht. Es gibt kein Rückspiel, heute passiert es, oder eben nicht. Ich möchte von Anfang an sehen, dass wir darauf brennen, den Titel des Landespokal-Siegers zu verteidigen.“ Ein wenig wird Rießler wohl auch am Personal-Karussell kurbeln. Der Einsatz seiner pfeilschnellen Flügelspielerin Danya Barsalona ist wegen einer Blessur fraglich, Jule Reh hat also Chancen auf die Start-Elf. Dazu spielt Rießler mit dem Gedanken, Top-Scorer Hülya Kaya von Anfang an zu bringen, auch wenn die nach ihrer Knieverletzung noch nicht wieder zu 100 Prozent fit ist. Aus taktischer Sicht soll es für die Himmelblauen über die Außen laufen, Rießler erwartet ein kompaktes Steglitzer Zentrum.
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Das wollte Johannes Fritsch zwar nicht unbedingt öffentlich bestätigen. Ein Dementi gab es allerdings auch nicht. „Wir glauben zu wissen, wo wir Viktoria am besten bespielen können“, sagte er nur. Fritsch konnte es sich dabei nicht sonderlich einfach machen. Denn angesetzt ist das Pokal-Derby zwar auf dem großzügig bemessenem Rasenplatz im Stadion Lichterfelde, wetterbedingt könnte aber das Bezirkssportamt noch sein Veto einlegen und die Frauen auf den deutlich kleineren Kunstrasen schicken. „Wir haben uns für beide Fälle Strategien zurecht gelegt“, sagte Fritsch, und zwischen den Silben war dabei ganz leise zu hören, dass Stern engere Spielfeldgrenzen und gewohnter Untergrund lieber wären.

Fritsch und seine Sterne werden es nehmen müssen wie es kommt, und das werden sie trotz der Klatsche im Ligaspiel tatsächlich zuversichtlich tun. Der nach der deftigen Niederlage merklich niedergeschlagene Coach des SFC stellte während des jüngsten Tests gegen den Berlin-Ligisten SC Staaken (3:1) und einem Blitzturnier (Jeder gegen jeden a 45 Minuten) gegen den ambitionierten Landesligisten Rot-Weiß Viktoria Mitte (2:0) und der zweiten Garde des 1. FC Union Berlin (1:1) eine klare Leistungssteigerung fest. Gerade das Remis gegen das Top-Team der Eisernen beeindruckte ihn: „Da habe ich meine Mannschaft das erste Mal über sich hinauswachsen sehen.“ Nach Rückstand habe seine Elf die Partie an sich gezogen, dominiert und verdient noch den Ausgleich erzielt.
Stern bis zum Winter ohne Emina Wacker
Freilich lässt Fritsch während der Trainingseinheiten hart an der Regionalliga-Tauglichkeit arbeiten, aber es sind auch ein sich lichtendes Lazarett und die Rückkehr von Kräften wie beispielsweise Katharina Göttfried, die ihr Studiumssemester in Frankfurt beendet hat und jetzt wieder in der Mutterstadt weilt, die der Hoffnung ein Essen spendieren. „Es ist von der Belegschaft her schon eine deutlich bessere Lage als noch vor zwei Wochen“, sagte Fritsch. Verzichten müssen die Gelb-Blauen nach wie vor auf ihre wieselflinke Stürmerin Emina Wacker. Am „Sterner“ wird gemunkelt, dass sie ab der Rückrunde dann in blaukarierten Hosen und deutlich zweikampfstärker für Stern auflaufen wird. Sie ist anlässlich ihres Studiums in Schottland und trainiert dort zweimal die Woche bei den Highländerinnen mit. „Eher britisch dort“, witzelte Fritsch.

Dann schrammte er noch genauso knapp am „Fünfer für das Rasenperlen-Phrasenschwein“ vorbei, wie Roman Rießler mit seiner Andeutung auf die eigenen Gesetze des Pokals: „Es ist ein neues Spiel, erstmal steht es 0:0“, sagte er. Schepperklingeling! Grunz! Danke! – aber Recht haben sie beide, die Coaches der Lokalrivalen.
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