Bero schrammt knapp am ersten Dreier vorbei

von Matthias Vogel

Eine unerwartete Taktik in Marienfelde, eine unglückliche Elfmeterschützin in Mitte, und eine trotz eines überdeutlichen Resultats ungewöhnlich deckungsgleiche Spielanalyse, vermeldet aus Spandau – und zack!: Schon ist er fertig gespielt, der zweite Spieltag der Berlin-Liga-Fußballerinnen.

Sp.Vg. Blau Weiß 1890 Berlin – SFC Stern 1900 II … 2:0 (0:0)

„Stocki“ sagt: Chancenwucher bei Blau Weiß gegen clever agierende Gäste aus Steglitz. Die Torhüterin der Gastgeberinnen, die den bürgerlichen Namen Annelie John trägt, hatte nach eigenen Angaben nicht sonderlich viel zu tun am Sonntag. Die Sterne attackierten erst ab der Mittellinie und hätten in der Defensive „einfach richtig Bock gehabt, zu laufen“, sagt sie. Die Folge war ein mühsames Anrennen der in dieser Saison erstmals von Tobias Dünhaupt trainierten Heimelf gegen ein stabiles Abwehrbollwerk, war das Duell Dominanz gegen Nadelstiche.

Nur ein Dutzend Frauen am Start, aber Blau Weiß triumphiert. Verletzungen oder – wie im Falle von Katharina Wenk – berufliche Verpflichtungen machten den Kader dünn. Foto: Matthias Vogel

Laut John gab es dennoch gute Chancen für ihr Team, „die wir dann aber wieder einmal ausgelassen haben, eine bekannte Stärke von uns.“ Höhepunkt: Einen an Anna-Sophie Fechner begangenen Foulelfmeter versemmelte Michelle Fansel (17.). Torlos zur Pause, der Tag fühlte sich bis dato gebraucht an für die 90er, zumal die Nadelstiche mit der Verletzung des Steglitzer Offensiv-Asses Nicole Schröder weniger wurden. Zunächst musste sie Sterne-Koch Jens Freikowski deshalb in die Abwehr verfrachten, nach der Pause blieb die ehemalige Regionalliga-Spielerin dann draußen. Nicht verschwiegen werden darf ein guter Freistoß von Kristin Krömer, den sie lediglich zu sanft über die Mauer hinweg in die Torwart ferne Ecke hob. „Dadurch konnte ich ihn noch halten“, sagte John.

Apropos gebraucht: Das Bezirksamt hatte aus unerfindlichen Gründen keinen Platzwart entsandt, die Partie wurde mit sofortigem Einverständnis der Gäste vom feinen, aber eben nicht „aufgebauten“ Rasenplatz an der Rathausstraße auf den ungemütlichen Hockeyplatz verlegt. „Sehr fair und schön, dass Stern da so unkompliziert war“, befand John.

Eine andere Halbzeit, das gleiche Bild: Stern wartete an der Mittellinie, Blau Weiß suchte Lücken. Salz in die Suppe streute dann endlich Laura Pinkawa, die nur fünf Minuten nach ihrer Einwechslung die verdiente Führung erzielte. Elena Felsch hatte sich auf dem linken Flügel durchgesetzt und scharf ins Zentrum an die Strafraumkante gepasst. Pinkawa zimmerte die Kugel flach in die rechte untere Ecke (66.).

Stern macht nicht auf

Wer nun dachte, Stern würde zur Jagd auf den Ausgleich blasen, sah sich getäuscht. Die Steglitzerinnen gaben weiter den Igel, eine unerwartete Taktik, befand auch John: „Einmal haben Constanze Hess und ich uns den Ball achtmal hin- und hergeschoben, bis dann endlich eine Spielerin von Stern kam.“

Noch einmal kam hingegen ihre Elf mit Erfolg durch, diesmal brauste Felsch über die rechte Seite an und zog den Ball auf den zweiten Pfosten, wo Alexandra Enge nur noch ihren Huf zum 2:0 hinhalten musste (80.). Nicht verschwiegen werden darf? Genau! Ein Freistoß von Krömer, diesmal aus zentraler Position, den sie aber genau so zentral platzierte, weshalb John wieder keine Probleme hatte. „Ich will es mal so formulieren wie es Leon Goretzka nach dem 4:3-Sieg der Bayern über Hertha getan hat. Das war ein Arbeitssieg“, so die Torhüterin und Pressesprecherin.


Berolina Mitte – Wittenauer SC Concordia … 2:2 (0:2)

Es ist nicht überliefert, aber vermutlich würde sich Viktoriya Kogan am liebsten noch immer gerne in ihren Allerwertesten beißen, weil sie in der ersten Hälfte den Foulelfmeter – begangen an Katharina Vom-Dahl – nicht im Concordia-Netz untergebracht hat. Beros neuer Trainer Oliver Thomaschewski verlor kein Wort der Kritik über die unglückliche Elfmeterschützin, sagte aber: „Dann hätte die Partie sicher einen anderen Verlauf genommen.“ Das Statement kam nicht von ungefähr. Bero war Chef im Ring, hatte über die gesamte Spielzeit und besonders in der zweiten Hälfte deutlich mehr und bessere Chancen als die Gäste.

Neuer Wind für Bero weht von der Seitenlinie: Unter Oliver Thomaschewski stehen nach zwei Spielen zwei Punkte zu Buche. Foto: Matthias Vogel

Denen war das optische Übergewicht der Gegnerinnen freilich egal. Nach Kogans Fauxpas gelang den Gästen noch vor der Pause ein Treffer, nach Thomaschewskis Dafürhalten mit freundlicher Unterstützung seiner Elf. Nach einem langen Diagonalball von rechts nach links in die Berolina-Box eilte Torhüterin Alishya Tanoku fast bis an die Strafraumecke hinaus, um den Ball abzufangen. „An sich eine sehr gute Aktion von ihr, leider konnte sie den Ball nicht festhalten“, analysierte Thomaschewski. Dem Slapstick-Tohuwabohu setzte Stefanie Bienert mit ihrem Treffer zum 0:1 ein Ende (44.).

Kurz nach der Pause schockte Concordias Top-Torschützin Michelle Behrends Bero gleich noch einmal. Einen Pass aus dem Mittelfeld in die Tiefe veredelte sie mit einem Prachtschuss aus 20 Metern Entfernung zum 0:2 und Thomaschewski ärgerte sich: „Diesen Angriff hätten unsere Angreiferinnen unterbinden müssen, wir stehen beim Ball aus der Abwehr ins Mittelfeld schon schlecht. Da müssen wir im Training noch einmal ran.“

Großartig für Bero und dessen Trainer, dass die Aufholjagd durch ein Solo von Vom-Dahl (52.) und einen tollen Freistoß von Anna Villarroel (71.) noch zum Remis gereichte. Beruhigend auch für das Bero-Lager, dass nach der Abwanderungswelle nach der abgelaufenen Saison entgegen aller Befürchtungen nun – nach den Unentschieden gegen das Spitzenteam Hertha und gegen den hoch gehandelten Aufsteiger Concordia feststeht: Das neu formierte Team aus Mitte ist wohl mehr als ligatauglich.

Thomaschewski hat das auf seinem Zettel und er ist froh, den 0:2-Rückstand noch wettgemacht zu haben. Aber es arbeitet auch in ihm, denn: „Eigentlich müssen wir dieses Spiel gewinnen.“


Spandauer Kickers – Borussia Pankow … 2:6 (0:2)

Eine 2:6-Packung zuhause und der heimische Trainer, in diesem Falle Thomas Winzer, erzählt von einer guten Leistung seiner Elf ? Das mag seltsam anmuten. Aber die ungewöhnlich deckungsgleiche Analyse der Gäste-Trainerin Josi Ruß bringt einen dann doch auf die Idee, eine hoch interessante Partie versäumt zu haben.

Spandau stand tief, setzte auf Zweikampfhärte sowie Konter und hatte laut Winzer durchaus einige sehr gute Chancen, die Partie offener zu gestalten. Es seien eben diese kleinen Ungenauigkeiten gewesen, die das Ergebnis dann so klar hätten werden lassen.

Hmmm… lecker: Räume!

Unverhoffter Ballbesitz, sich plötzlich auftuende Räume – Dinge, die dem starken Personal von Pankow gut schmecken. Und so stand es zur Pause trotz aller Kickers-Gegenwehr durch die Treffer von Sabrina Schrader (4.) und Ex-Bundesliga-Spielerin Monique Kerschowski (44.) eben doch 0:2. Zehn Minuten nach der Pause stand schon ein 0:4 auf dem Notizzettel des Schiedsrichters – Caro Klausch hatte aufgedreht (49., 54.). Ihre Schwester Franziska stellte noch auf 0:5 (62.), ehe Antonia Platte (63.) und Lea Teutenberg (85.) Belege für die engagierte Teamleistung der Kickers lieferten. Ruß war beeindruckt: „Die haben wirklich bis zum Schluss nicht aufgegeben.“

Franziska Klausch markierte in der Schlussminute noch das 2:6. Ein Ergebnis, dessen Aussagekraft beide Trainer ebenfalls nicht anfechten wollten. „Spandau hat es uns schwer gemacht, hatte auch noch weitere gute Torchancen. Aber wir eben auch“, sagte Ruß. Winzer stieß in dasselbe Horn: „Das geht unterm Strich schon in Ordnung so. Mir tut es nur leid für meine Mannschaft. Sie hat richtig gut dagegengehalten, aber eben ein paar Fehler zu viel gemacht.“

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von Anders Noren.

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