Dreierpack, Kantersiege & Bruder Leichtsinn

von Matea Uccello

Nach den ersten vier Begegnungen des zweiten Spieltags der Berlin-Liga ist es glasklar: Der Weg über den Titel führt nur über den 1. FC Union Berlin II. Die Hartrampf-Elf schickte Mitbewerber FC Hertha 03 Zehlendorf mit einer derben Packung nach Hause. Bruchlandung auch für die Reserve des FC Viktoria 1889 Berlin beim Friedrichshagener SV und irgendwie auch für die Pokal-Heldinnen vom BSV Grün-Weiß Neukölln.

Friedrichshagener SV – FC Viktoria 1889 Berlin … 3:1 (1:1)

Cindy Wolter war mit ihrem Dreierpack die Spielerin des Tages. Den fulminanten Führungstreffer von Viktorias Katha Engelmann (9.) nach schönem Spielzug unter das Dach des Gastgeber-Gehäuses aus 25 Metern egalisierte Wolter mit einem traumhaften Heber aus der gleichen Distanz (17.). Nach einer Stunde hatte sie dann Glück, als ihr Freistoß von der Strafraumkante – unhaltbar weil von der Lichterfelder Mauer abgefälscht – in das von Davina Leitzke gut behütete Tor trudelte: 2:1 (59.). Viktoria drückte weiter, aber Wolter machte den Sack eine Viertelstunde vor Abpfiff zu. Die Gäste verteidigten einen harmlosen Angriff des SV nicht konsequent, dem Ballgewinn auf der rechten Seite folgte das schnelle Zuspiel auf Wolter im Zentrum, die den Ball aus halbrechter Position in die lange Ecke des Viktoria-Gehäuses bugsierte (73.).

Schwer zu verteidigen und gegen Friedrichshagen mit einem Pfostenschuss und einer Großchance im Pech: Viktorias Nele Amarell. Foto: Matea Uccello

In der ersten Halbzeit hatte Katja Taubert das 2:1 für dem SV auf dem Fuß, die Himmelblauen hatten durch Mayumi Ahoki per Doppelchance und eine Friedrichshagener Spielerin, die den nach einem Angriff über die rechte Seite in höchster Not den Ball fast ins eigene Tor gewuchtet hätte, die Möglichkeiten zur Führung. Während der zweiten Schicht erspielte sich die Viktoria einige hochkarätige Chancen, Annika Dittmar verstolperte alleine vor der Bude, Nele Amarell scheiterte erst am Pfosten und etwas später an einem in letzter Sekunde vorschnellendem SV-Abwehrbein. Ein strammer Freistoß von Engelmann war zu zentral platziert, Friedrichshagens Torhüterin Jennifer Böttcher konnte gut parieren. Fünf Minuten vor Ende der Partie pfiff der Unparteiische zum Entsetzen der Gäste dann ein reguläres Tor von Dittmar ab, der Ball soll vor Amarells Hereingabe von rechts im Toraus gewesen sein. „Bitter, weil diese Kiste in dieser Situation durchaus noch zu einem Unentschieden hätte führen können“, sagte Viki-Coach Matthias Vogel nach dem Spiel. „Verbockt haben wir es heute aber schon selber. Wir haben durchaus ansprechenden Fußball gezeigt, hatten viel Ballbesitz. Blöde Tore können passieren, aber wir müssen weiter hart an unserer Chancenverwertung arbeiten.“

In der Fußballwoche ist von einem „glücklichen, aber nicht ganz unverdienten Sieg“ Friedrichshagens zu lesen. SV-Trainer Stefan Götze muss der Redaktion die nicht ganz falsche Analyse per Mail geschickt haben, ob seines unaufhörlichen verbalen Einsatzes hatte ihn nämlich in der zweiten Hälfte die Stimme verlassen (71.).


  1. FC Union Berlin II – FC Hertha 03 Zehlendorf … 5:1 (4:1)

„In der Pause hat es erstmal einen Einlauf für mein Team gegeben“, gab Unions Coach Oliver Hartrampf zu Protokoll. Bemerkenswert, schließlich lag seine Elf gegen die ambitionierte Hertha nach 45 Minuten bereits 4:1 in Führung. „Das war bis dahin nicht gut und insgesamt ist der Sieg tatsächlich um zwei, drei Tore zu hoch ausgefallen“, sagte er. Genervt hatten Hartrampf bis dato die Probleme im Zentrum. Das hatten die Zehlendorferinnen zunächst in Beschlag und aus diesem Übergewicht nicht nur den zwischenzeitlichen Ausgleich durch Isabella Trincia (17.) erzwungen – für Union hatte Julia Marinowski zu Beginn der Partie eine Ecke direkt verwandelt (4.) – , sondern sich auch zwei bis drei weitere gute Möglichkeiten erspielt. Youngster Hannah Kratz (28.), erneut Marinowski (31.) und Tiziana Udich per Elfmeter (41.) stellten bis zur Pause auf 4:1, dennoch gab es die Gardinenpredigt.

Herthas Isabella Trincia gelang das 1:1 gegen Union, danach kam die Suttinger-Elf trotz guter Leistung nicht mehr zu Zählbarem. Foto: Matea Uccello

Hartrampf stellte um und was er dann sah, besänftigte ihn, nicht nur was seine Mannschaft betraf. „Das war ein Spiel nach meinem Geschmack. Ausgeglichen und auch hart, dabei aber nie unfair. Hertha hat alles reingehauen, heute hatten wir einfach auch das Spielglück auf unserer Seite.“ Hannah Kratz veredelte noch ihre starke Leistung mit dem 5:1 (68.). Unabhängig vom gesamten Spielverlauf brachte eine Fehlentscheidung von Schiedsrichter Maximilian Joecks Hartrampfs Puls zusätzlich auf Touren. Die Elf von Hertha-Coach Henrik Suttinger hatte die Abstöße zuvor einige Male über einen unauffälligen Streichler des Balles von Torhüterin Jamie-Lee Tißler zur Fortsetzung der Partie für eine Innenverteidigerin ausgeführt. Als eine von denen die Spieleröffnung verschlief, Udich dazwischen sprintete und mit einem sehenswerten Lupfer Tißler überlistete, pfiff Joecks ab – der Ball habe sich nach dem Hinlegen eben noch ein bisschen bewegt und sei deshalb eben noch nicht frei gewesen, so die Begründung.

„Das ist zwar nicht spielentscheidend, ärgert mich aber enorm für Tizi, weil sie das richtig gut gemacht hat“, so Hartrampf. Ein Blick auf die Tabelle dürfte ihn entspannt haben, Union II grüßt nach dem zweiten Kantersieg gegen einen Mitbewerber um den Titel souverän von der Tabellenspitze. Wohl dem Trainer, dessen Offensive trotz „gebrauchten Tages“ noch fünf Kisten zusammenschustert.


SC Staaken – Lichtenberg 47 … 8:0 (3:0)

Ein Kantersieg ohne großartige Aussagekraft, so könnte man den Triumph des SC getrost taufen. Lichtenberg trat nur mit zehn Spielerinnen an und auch sonst scheinen die Lichter bei 47 langsam auszugehen. Staakens Trainerin Janine Köhler: „Die haben gerade wirklich sehr zu kämpfen, deshalb darf unser Sieg nicht überbewertet werden.“ Ein bisschen Erkenntnis konnte sie dennoch aus der einseitigen Partie ziehen: „Acht Tore muss man dennoch erst einmal machen, zumal Lichtenbergs Torhüterin Juliana Heynen eine ganz starke Partie gemacht hat und für mich wirklich Spielerin des Tages war.“ Was noch festzuhalten ist: Torjägerin Julie Illmann ist doch wieder für den SC am Ball und Neuzugang Jana Teodoridis – überraschend von Blau-Weiß nach Staaken gewechselt – scheint sich mit zwei Treffern gut eingelebt zu haben. Die weiteren Treffer erzielten eben Illmann, Kimberly Stegermaier (2), Victoria Brodziak (2) und Anessa Bussewitz.


BSV Grün-Weiß Neukölln – FC Internationale … 3:3 (3:0)

Eine Nacht wird Neuköllns Trainer Norbert Sengstock nicht genügen, um dieses Ergebnis zu verdauen. Seine Truppe war zunächst ganz klar Chef im Ring, erzielte durch Laura Waibel, Susan Hornung per Prachtschuss aus fast 30 Metern und Chantal Brück nach Ablage von Julyne Höhns drei blitzsaubere Tore, Inter war phasenweise überfordert. „Und dann kam Bruder Leichtfuß„, konstatierte Sengstock zerknirscht. Weil der BSV nach Wiederanpfiff zu lässig agierte und Inter nun besser in die Zweikämpfe kam, verlagerten sich die Kräfteverhältnisse mit zunehmender Spieldauer.

Nele Düll und Lucy Grote brachten die Schönebergerinnen auf 3:2 heran. Und wie es dann eben dann gerne kommt im Fußball, bekamen die Gäste in der 87. Minute noch einen Elfmeter zugesprochen, den Inter-Capitana Saskia Halfenberg etwas glücklich – Torhüterin Lisa Schrama war im richtigen Eck – zum 3:3 und damit zu einem Remis verwandelte, das sich wie ein Sieg angefühlt haben muss. Sengstock wollte weder die Leistung des Gegners schmälern, noch den Einbruch seiner Mannschaft. „Inter hat sich den Punkt verdient, aber der Elfer hatte schon einen bitteren Beigeschmack. Lisa erwischt gegen die anlaufende Stürmerin klar zuerst den Ball, erst dann trifft sie auch sie. Für mich eine knappe Entscheidung, die man eher nicht pfeifen darf.“

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von Anders Noren.

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