Aller guten Dinge sind drei!

von Matthias Vogel

Seit es rasenperlen.com gibt, nehmen die Fußballerinnen des Regionalligisten FC Viktoria 1889 Berlin zum dritten Mal in Folge am DFB-Pokal teil – eine starke Bilanz. Morgen früh, Sonntag, 27. September, führt der Weg für die Viki-Girls per ICE in den Pott. Um 14 Uhr wird das Kräftemessen mit den Frauen des renommierten Traditionsclubs VfL Bochum 1848 im altehrwürdigen Ruhrstadion angepfiffen. FC-Coach Roman Rießler pfeift indes auf das Schulterklopfen aus den vergangenen beiden Versuchen, die zweite Runde zu erreichen: „Nur gut spielen reicht mir nicht. Ich will endlich weiter!“

2018, die Viki-Girls gastieren beim 370 Kilometer entfernte SV Herford und unterliegen unglücklich 0:1. 2019, dieses Mal scheitern die Himmelblauen an der starken Borussia zu Bocholt: 0:2, 565 Kilometer Anreise für die Katz‘. 2020, um 7:49 Uhr morgen früh startet der Zug für die Viktoria erneut in den Pott. Im 530 Kilometer entfernten Ruhrstadion lechzt der aktuelle Tabellenführer VFL Bochum der Regionalliga West ebenso nach dem Erreichen der zweiten Runde wie die Rießler-Truppe selbst.

Einen vor? Vanessa Lux könnte in Bochum einen offensiveren Part spielen. Foto: Matthias Vogel

In Lichterfelde hadert man sicherlich mit dem Losglück. Wie wäre es denn einmal mit einem Heimspiel? Der Viktoria täte es gut, dem Berliner Frauenfußball auch. Ist aber eben wieder nicht, und deshalb bleibt der Reisegesellschaft aus Berlin nichts anderes übrig, als es sportlich zu nehmen. Und das tut sie auch. „In erster Linie freuen wir uns über dieses außergewöhnliche sportliche Erlebnis, auf dieses Stadion. Aber natürlich wollen wir uns nach den Anstrengungen, die uns das kostet, auch mit dem Weiterkommen belohnen“, sagt Rießler.

Die Hypothek: Zuletzt kein starker Gegner

Klassenprimus ist der FC nach drei Spieltagen in der Nord-Staffel der Regionalliga Nordost. Neun Punkte und ein beeindruckendes Torverhältnis von 18:1 Toren stehen zu Buche. Dennoch fährt auch eine nicht unwesentliche Hypothek mit nach Nordrhein-Westfalen. Die Liga ist alles andere als ausgeglichen, 17 Treffer wurden gegen den Aufsteiger FC Rostock und den Lokalrivalen SFC Stern 1900 erzielt. Teams, die sich in dieser Saison mächtig nach der Decke strecken müssen, um die Klasse zu halten, und deshalb kein Maßstab für die Partie gegen den VfL sein können. Ein stärkerer Gegner hätte der Vorbereitung auf das Highlight morgen zweifelsfrei besser getan.

Alles das müssen Roman Rießler und seine beiden Co-Trainer Toni Ullrich und Chris Bender – beide neu an der Seitenlinie seit dieser Saison – nun moderieren. Dazu kommt die Analyse der Bochumer Elf. Dazu haben sie sich Video-Mitschnitte angesehen, Schwächen und Stärken des VfL ausgewertet und entsprechende Rückschlüsse gezogen. Rießler hielt sich bedeckt, sagte nur so viel: „Wir werden vermutlich personell umstellen. Und wir haben deshalb zuletzt gezielt auf dieses Match trainiert.“

Der Gastgeber hat es – außer dem Heimrecht – nicht viel einfacher. Auch er weiß nicht genau, was der 8:0-Kantersieg im ersten und einzigen Saisonspiel gegen den SV Budberg und der Gruß von der Tabellenspitze der Regionalliga West wert ist – und was ihn genau erwartet.

Steht Kimi Zietz (re.) in der ersten Runde des DFB-Pokals vor ihrem ersten Einsatz in der Startelf des FC Viktoria 1889 Berlin in dieser Saison? Foto: Matthias Vogel

In einem Interview auf der Facebook-Seite des VfL attestiert Trainer Paul Müller seiner Elf eine gute Vorbereitung und viel Potenzial, spricht von der Viktoria als „einen starken Gegner, der keinesfalls unterschätzt werden darf“. Vorbereitet habe man sich wie auf alle anderen Gegner auch: „konsequent“. Auch für die Gastgeberinnen ist es etwas Besonderes, im Ruhrstadion spielen zu dürfen, laut Ankündigung des Pokal-Fights ist die Begegnung extra dorthin verlegt worden, um das auch im Sonderspielbetrieb der 2. Bundesliga bei den VfL-Profis zur Anwendung kommende Hygienekonzept weiter zu testen. 700 Zuschauer werden demnach erwartet. Eine Zahl, die sich in dem Rund sicher etwas verlieren wird, aber dennoch beeindruckt.

Schweres Spiel: Der Defensive um Innenverteidigerin Celine Dey wird im Ruhrstadion alles abverlangt werden. Foto: Matthias Vogel

Viele Unbekannte, ein Ziel – auf beiden Seiten: Der Einzug in die nächste Runde. Bei Viki herrscht die die Hoffnung auf einen noch attraktiveren Gegner – und zwar dann am besten vor heimischer Kulisse. Roman Rießler ist gespannt, aufgeregt auch ein stückweit, und vor allem optimistisch: „Ich denke, wir sind gut gerüstet.“ Und dann wäre ja noch das Sprichwort: „Aller guten Dinge sind drei.“

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