von Matthias Vogel
Vorbei sind die Zeiten der spannenden Derbys zwischen dem SFC Stern 1900 und dem FC Viktoria 1889 Berlin. Mit 8:0 fetzten die Himmelblauen die Gelb-Blauen vom Sterner. Als Mannschaft wollten die Steglitzer Fußballerinnen dem übermächtigen Nachbarn Paroli bieten. „Aber wenn man ehrlich ist, waren wir auf jeder einzelnen Position hoffnungslos unterlegen“, konstatierte ein frustrierter Sterner Coach Johannes Fritsch nach seinem 90-minütigen Albtraum.
Steglitz. Viktorias 6er Anina Sange, vor zwei Jahren selber noch für Stern am Ball, saß nach ihrer Auswechslung auf der Tartanbahn des Steglitzer Ovals und schüttelte – halb bedauernd, halb entsetzt – den Kopf: „Innerhalb von einem Jahr sind hier plötzlich nur noch drei Spielerinnen am Ball, mit denen ich noch zusammen gespielt habe. Das ist schon irre.“

Sie hatte Recht. Stern muss in dieser Spielzeit eine Rundumerneuerung meistern. Ein sich schnell drehendes Personal-Karussell ist im Fußball ja nicht per se ungewöhnlich. Richtig schwierig wird es aber natürlich, wenn die neue Belegschaft insgesamt sehr wenig Erfahrung für eine höhere Spielklasse mitbringt. Und genau das war am vergangenen Sonntag nicht zu übersehen. Die Steglitzerinnen waren im Bezirks-Derby überfordert, gerade einmal eine Handvoll Offensiv-Aktionen trugen die Gastgeberinnen vor, und nur zwei davon mündeten in so etwas wie Torgefahr: Kimberly Lange schoss jeweils knapp neben das Tor.
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Ansonsten war wirklich nur Viktoria am Drücker. Und so sehr die Fritsch-Elf auch bemüht war, die Räume eng zu machen: Es war einfach kein Kraut gewachsen. Viktorias Zehner Stefanie Gerken gab dann folgerichtig und überlegt den doppelten Dosenöffner (9., 16.), Interims-Spitze Marlies Sänger markierte nach toller Vorarbeit von Danya Barsalona das 0:3 (33.) und Shooting-Star Trinity Künzel stellte nur eine Minute später auf 0:4. Messe gelesen! Köpfe aufrichten war für Fritsch in der Pause Trumpf, auf Lichterfelder Seiter wurden schon im Hinblick auf das Pokalspiel am kommenden Sonntag in Bochum eher Feinheiten an der Taktiktafel besprochen.
Shooting-Star Trinity Künzel dreht frei
Mit der Unterstützung von Aktiv-Posten und Linksverteidigerin Selina Grosch drehte dann Künzel völlig frei, lief immer wieder im Bogen ins Zentrum ein und erzielte aus einem gefühlten halben Dutzend Großchancen – jeweils mustergültig bedient von Sange und Tatjana Fandre – die Treffer fünf und sechs für die Viktoria. Die eingewechselte Kimi Zietz packte das 0:7 obendrauf und am Ende durfte sich nach einer Ecke auch noch Innenverteidigerin Vanessa Lux in die Scorer-Liste eintragen: 0:8.

Viki-Coach Roman Rießler war freilich zufrieden am Ende: „Ein Start-Ziel-Sieg. Sehr gut. In den letzten beiden Derbys gegen Stern war das ja nicht der Fall. Mir hat gut gefallen, dass wir zu richtigen Zeitpunkten das Tempo rausgenommen haben, um dann auch wieder anziehen zu können.“ Johannes Fritsch war indes zu bedauern, ihm selber zog im Hinblick auf die Begegnungen mit schwächeren Gegnern besonders die schwächelnde Offensive Sorgenfalten auf die Stirn: „Die ganzen Gegentore können gegen Viktoria passieren, aber dass wir unsere im Training gezeigte Offensiv-Qualitäten so gar nicht auf den Platz bringen konnten, gibt mir zu denken.“
Pflicht so erledigt, dass die Kür in Bochum im Bereich des Möglichen liegt, das war das Fazit von Roman Rießler. Ansonsten zeichneten die 90 Minuten in Steglitz ein ernüchterndes Szenario. Für die Liga an sich und für Stern im Speziellen. Und wenn man Johannes Fritsch richtig zugehört hat, dann ist es am Sterner höchste Zeit, alle Kräfte zu bündeln, um die Spielklasse zu halten.
SFC Stern 1900 – FC Viktoria 1889 Berlin … 0:8 (0:4). Gedimmte Sterne: Bartholdy, Gohlke, Kleinfeld, Gaese, Nowak, Armanious, Seifert, Breitsprecher, Boldt, Dewjatkina, Lange. Auch geschimmert: Hartwig, Tauer, Schmitz, Selmke. In himmelblau: Haake, Statz, Dey, Lux, Barsalona, Sange, Fandre, Grosch, Künzel, Sänger, Gerken. Vorgespielt für Bochum: Reh, Hülsekopf, Zietz, Kaya, Steinmeyer. Tore: 0:1, 0:2 Gerken (9., 16.), 0:3 Sänger (33.), 0:4, 0:5, 0:6 Künzel (34., 47., 54.), 0:7 Zietz (67.), 0:8 (86.). Schiedsrichtergespann: Ja. Zuschauer: 100.
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