von Matthias Vogel
Hohe Ziele hatten sich die Fußballerinnen von Hertha 03 Zehlendorf für die auf nur eine Serie gekappte Berlin-Liga-Spielzeit gesteckt. Unter die ersten Drei kommen, so lautete das Ziel. Nun hat ausgerechnet die eher flach gehandelte Elf von Berolina Mitte den Plänen von Hertha-Coach Henrik Suttinger gleich zu Beginn der Saison einen ordentlichen Dämpfer aufgeschraubt, weil sie einen Zähler aus Zehlendorf entführte: 1:1 (0:0).
Es lief schon so, wie sich Suttinger das vorgestellt hatte: Seine junge Mannschaft war von Anfang an – und übrigens auch bis zum Ende – optisch überlegen, hatte deutlich mehr Ballbesitz und im zweiten Spielabschnitt auch die besseren Torchancen. Die Möglichkeiten für Hertha während der ersten Schicht sind hingegen schnell aufgezählt: zwei gefährliche Fernschüsse von Jennifer Kandetzki, die einmal links und einmal rechts am Bero-Kasten vorbeizischten.

Durchkombinieren bis zum Abschluss war nicht, weil Bero sehr gut verschob, die Abstände untereinander wahrte und somit den Raum für Zehlendorfer Kombinationen eng hielt. „Das war ja auch unser Ziel und hat in der ersten Hälfte auch echt gut geklappt“, konstatierte Oliver Thomaschewski, seit dieser Saison Trainer des Teams aus Mitte. Zu pass kam seiner, nach dem großen Aderlass zum Saisonwechsel neu zu formierenden Mannschaft dabei aber auch, dass Hertha bezüglich der Offensivaktionen nicht den besten Tag erwischte. 03er-Offensivspezialistin Selma Teuffert beschrieb ihren Tag so: „Wir hatten Probleme, uns Chancen zu erarbeiten und waren ziemlich ideenlos. Sobald wir in Tornähe waren, wurde es konfus. Da hilft einem der ganze Ballbesitz nichts.“

Spektakuläre zweite Hälfte: Direkt nach Wideranpfiff stürmte Anne Villarroel alleine auf das Zehlendorfer Tor zu, allein ihr Abschluss war zu zaghaft, Jamie-Lee Tißler konnte den Schuss fast wegstoppen (46.). Eine denkwürdige Szene prophezeite dann: Dieser Tag war alles, aber kein glücklicher für die Suttinger-Elf. Serafina Scharf donnerte aus 23 Metern halblinker Position einen Freistoß an die Unterkannte des Bero-Gehäuses, den aufspringenden Ball köpfte eine Hertha-Spielerin in die Maschen. Die Freude blieb aus, Schiedsrichter Hüseyin Bülbül entschied nämlich auf Abseitsstellung. Kurios: Zuschauer auf Torlinien-Höhe waren sich zum einen sicher, den Ball nach Aluminium-Kontakt hinter der Linie, und zum anderen danach auch kein Abseits gesehen zu haben.
Führung, powered by Bero
Die Führung für Zehlendorf ließ dennoch nicht lange auf sich warten, wenn auch mit Bero-Beihilfe. Alex Drexler spielte zum Entsetzen von Thomaschewski von der Mittellinie zurück in die eigene Hälfte, direkt in den Lauf von Xenia Zeinert, die von der rechten Seite nach innen brach und Beros Torfrau Alishya Tanoku mit der Pike und per Tunnel aus spitzem Winkel überwand.
In der Folge hatte Hertha beste Optionen, den Drops ganz aufzulutschen, doch Zeinert vergab nach zwei hervorragenden Spielzügen zwei Riesen. „Wer will es ihr verdenken“, sagte Suttinger nach der Partie. „Das Mädel ist 16 Jahre alt.“
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Jugendliche Leichtfertigkeit hin oder her, Bero machte etwas aus der Situation, wenn auch wieder etwas glücklich: Bülbül entschied in der Schlussphase auf Foulelfmeter für Bero. Eine Entscheidung, die zumindest aus der Ferne streitbar war. Villarroel war das natürlich wumpe. Sie knallte den Strafstoß humorlos und unhaltbar unter die Latte zum 1:1. Der Rest war das große Zittern bei Bero, dann war Schluss und die Dunkelblauen feierten ihren ersten Saisonpunkt.

Suttinger war konsterniert, er habe sich fraglos mehr erwartet von seiner Elf. „Klar, die beiden umstrittenen Situationen sind ärgerlich. Aber wir hatten trotzdem genügend Möglichkeiten, das Spiel für uns zu entscheiden.“ Thomaschewski, der sein Debüt unbedingt mit etwas Zählbarem feiern wollte, empfand die Punkteteilung als glücklich, aber durchaus auch als gerecht. Falsch lag er nicht, Beros Defensive um Routinier Jessica Albrecht stand stabil und war dank Kapitänin Katharina Vom-Dahl auch im Angriff immer mal wieder gefährlich. Und deshalb ist der erste Spieltag der Berlin-Liga um eine Überraschung reicher.
FC Hertha 03 Zehlendorf – Blau-Weiß Berolina Mitte 1:1 (0:0). Hertha: Tißler, Kandetzki, Scharf, Fieauff, Hoffmann, Dreher, Haesler, Teuffert, Eckhoff, Gabler, Zeinert. Eingewechselt: Rakow, Schöpp, Grundmann, Merabti. Bero: Tanoku, Drexler, Mayer, Kogan, Hartung, Busch, Villarroel, Nenninger, Schorlemer, Albrecht, Vom-Dahl. Eingewechselt: Hohmann, Becker, Mandiola. Tore: 1:0 Zeinert, 1:1 Villaroel. Schiedsrichter: Hüseyin Bülbül. Zuschauer: 50.
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