Packende Pokalrunde

von Mattia Uccello

Kuriose Tore, Kantersieg von Stern II, echte Pokal-Luft in Moabit und eine folgenschwere Verletzung in Schöneberg – die erste Runde im Pokal der Zweit- und Drittvertretungen des Berliner Frauenfußballs war nicht ohne.

Türkiyemspor III – Moabiter FSV II … 1:3 n.V. (1:0, 1:1)

Kreuzberg. „In Davis-Cup is alles mäglich“, hatte der ehemalige jugoslawische Tennis-Profi Niki Pilic einst mit sympathischen Akzent gelehrt, und er musste es ja wissen: Als Trainer hat er drei verschiedene Länder zum Sieg des Mannschaftswettbewerbs geführt. Im Fußball sind es die „eigenen Gesetze“, die mit dem Pokal in Verbindung gebracht werden.

In der Partie zwischen Türkiyemspor III und dem Moabiter FSV II griff die Binsenweisheit prompt. Mit einem Tor der Marke „gelingt nie wieder“ von Malou Linke retteten sich die Gäste in die Verlängerung. 20 Minuten vor Ende der regulären Spielzeit wuchtete Linke den auftippenden Ball aus gut und gerne 35 Metern aus der Drehung in Richtung Türkiyem-Kasten. Die Kugel flog und flog und senkte sich schließlich unhaltbar ins Netz. Nach besserer erster Hälfte war das Team aus Kreuzberg zwei Minuten vor der Pause verdient aber glücklich in Führung gegangen. Eine Ecke passierte Freund und Feind, ehe der überraschte Moabiter „Freund“ Stefanie Krauß das Spielgerät in die eigenen Maschen bugsierte.

Tor des Jahres war gestern – möglicherweise erzielte Moabits Vorsitzende Malou Linke gegen Türkiyemspor das Tor ihres Lebens. Foto: Martin „Mad“ Meyer

Moabits Coach Alex Wegener stellte zur Pause um, brachte Sally Paschmann für Linke auf der Außenbahn, die deshalb – ins Zentrum beordert – für ihr Tor des Jahres an der richtigen Stelle stand. Der zweite Abschnitt ging ohnehin an Moabit, auch weil die ebenfalls eingewechselte Julia Rölle in der Mitte nun fleißig viele Lücken schloss. In der Verlängerung verwandelte Lioba Virchow einen an der eingewechselten Lisa Kuntze verursachten Foulelfmeter sicher für den FSV (103.), ehe Kuntze bei ihrem Comeback in der Schlussminute mit dem 1:3 den Sack für das Team aus Mitte zumachte. „Total verrückt“, sagte Kuntze, Wegener sprach aufgrund der Leistungssteigerung von einem verdienten Sieg seiner Elf.


SV Rot-Weiß Viktoria Mitte III – SFC Stern 1900 II … 0:13 (0:8)

Mitte. Der dritte Anzug der Viktoria war für den Neu-Berlin-Ligisten Stern II keine „Challenge“. Trotzdem: 13 Buden müssen erst einmal geschossen werden. Die ehemaligen Regionalliga-Spielerinnen Kristin Krömer (3 Treffer) und Nicole Schröder (4) nutzten jedenfalls freudig erregt die ungewohnte Beinfreiheit für die halbe Miete, den Rest des Schützenfestes steuerten Johanna Barth, Sunhild Hartmann, Alex Bautista, Lea Roth, Jaqueline Miethke und Laura Faulhaber bei.


SV Rot-Weiß Viktoria Mitte II – Borussia Pankow II … 2:0 (0:0)

Die Gastgeberinnen standen auf dem heimischen Geläuf an der Stralsunder Straße kompakt und verschoben schnell und konsequent. Dementsprechend wenig Möglichkeiten habe sich laut Viktoria-Coach Antonio Schmid die Borussia erspielen können. Weil das Spiel im letzten Drittel noch nicht das sei, was es einmal sein soll, brauchte es eine Ecke für die Führung seiner Elf. Lee Maurer zirkelte selbige in die Box, Selda Yildirim traf ins Schwarze (54.). Maurer scheiterte später mit einem Freistoß daran, den Deckel drauf zu machen – Pankows Torhüterin Sarah Handke war auf dem Posten und lenkte ihr Geschoss noch um den Pfosten.

Immerhin: Maurer trat dann noch die Ecke, welche die Borussin Sarah Glöckner ihrer Elf unglücklich ins eigene Nest legte (90.). „Als Pankow dann aufmachte, hatten wir noch Kontermöglichkeiten. Dabei fehlte uns allerdings die letzte Überzeugung, sie auch zu Toren zu verwerten“, sagte Schmid nach der Partie. Was ihm noch aufgefallen ist? „Das war ein Spiel auf Augenhöhe, kein Zweifel. Aber Pankow hat mir einfach zu hart agiert. Wir haben deshalb einige Verletzungen wegstecken müssen.“


SC Charlottenburg II – B. W. Hohen Neuendorf II … 1:4 (0:2)

Charlottenburg. SCC-Coach Daniel Kübler hatte große Mühe, überhaupt eine Elf auf den Platz zu bringen. Einige Spielerinnen bestritten ihr erstes Spiel überhaupt, einige mussten reaktiviert werden, darunter Routinier und Trainerin der 3. Mannschaft Viola Babin. Sie war es auch, die den Ehrentreffer für Charlottenburg erzielte (80.) – so viel zum Thema „eigene Gesetze“. Hohen Neuendorf ging durch ein Eigentor von Carmen Strauch in Führung, Lina-Marie Wintzer vor (26.) und Alisa Eßbach nach (56.) der Pause stellten auf 0:3. Wintzer markierte auch noch das 1:4 (83.). Am Sieg der Gäste gab es nichts zu rütteln, aber kein Kübler-Fazit ohne einen positiven Aspekt: „Samantha Sudfeld hat im linken Mittelfeld eine sehr starke Partie gespielt und auch Melis Özhan im Tor hat uns mit drei oder vier ganz tollen Paraden vor Schlimmerem bewahrt.“

Applaudierten sich am Ende gegenseitig: Die Teams aus Hohen Neuendorf (li.) und Charlottenburg. Foto: Daniel „Dan“ Kübler

FC Internationale II – FC Viktoria 1889 Berlin II … 1:3 (0:1)

Schöneberg. Auf dem kleinen und seifigen Inter-Platz am Vorarlberger Damm bekam der Berlin-Ligist aus Lichterfelde nichts geschenkt, löste die Aufgabe gegen eine lauffreudige und um Kompaktheit bemühte Inter-Elf laut Viki-Trainer Matthias Vogel aber gut: „Inter hat das zwar geschickt gemacht, wir haben aber so gespielt, wie man dann und dort spielen muss: Über außen und geduldig. Das hat mir gefallen und war teilweise auch schick anzuschauen. Im letzten Drittel fehlt es uns noch an Zielstrebigkeit und der letzten Konsequenz, daran müssen wir arbeiten.“ Die auffällige Nele Amarell hatte zwei der vielen Angriffe über außen mit dem schwächeren linken Fuß überlegt zu zwei Treffern veredelt (28., 52.) und damit die Weichen für den Favoriten auf Sieg gestellt.

Laufstark, fleißig, torgefährlich – Ex-Adler Nele Amarell (11) wird immer wertvoller für die Viktoria. Foto: Matthew Bird

Einen Beitrag zu den Besonderheiten eines Pokal-Wettbewerbs lieferten nur drei Minuten der zweiten Hälfte. Die erst 16-jährige Linksverteidigerin Pia Ortner ging erst im Strafraum zu ungestüm zu Werke und brachte eine Inter-Spielerin zu Fall. Den fälligen Elfmeter verwandelte die Torhüterin der Gastgeberinnen souverän zum Anschlusstreffer (63.). Nur zwei Minuten später bügelte der Viki-Youngster dann das Missgeschick wieder aus, als er eine Engelmann-Ecke auf den zweiten Pfosten per Kopf zum 1:3 unter die Latte nagelte (65.).

Katha Engelmann und Toni Repkow trafen noch das Aluminium des Inter-Gehäuses, Repkow musste kurz nach ihrem gescheiterten Solo und einem unglücklichen Zusammenprall mit einer schweren Knöchelverletzung vom Platz. Ärgerlich für den starken Neuzugang und die Viktoria: „Weil sie gerade immer besser in Fahrt kam und uns im Liga-Betrieb schmerzhaft fehlen wird“, so Vogel.

Der FC Internationale lobte in den sozialen Medien zu Recht den engagierten Auftritt seiner zweiten Garnitur.


Türkiyemspor II – FC Viktoria 1889 Berlin III … 2:1 (1:0)

Die U 23 des Neu-Regionalligisten zog im Duell der Bezirksligisten verdient in die nächste Runde des Pokals ein. Die erste Hälfte ging klar an die Gastgeberinnen, die Führung in der 40. Minute war folgerichtig. In der zweiten Schicht war die Viktoria ebenbürtig, der Ausgleich gelang trotz ein, zwei guter Möglichkeiten aber nicht. Als die Elf aus Lichterfelde in der Schlussphase alles nach vorne warf, markierte Derya Uhlig nach einem Konter das 2:0 für die Kreuzbergerinnen. Nach fast identischer Aktion traf Uhlig danach nur den Pfosten, im Gegenzug gelang Stella Perlitz mit einem Prachtschuss unter die Latte aus 30 Metern Entfernung noch die Ergebniskosmetik (90.). „So etwas ist mir auch noch nicht passiert. Ich wünschte, ich hätte mich mehr darüber freuen können“, gab Viktorias Neuzugang zu Protokoll.


BSV GW Neukölln II – Berolina Mitte II … 1:3 (1:0)

Komplett Bero ist bekanntlich im Umbruch, deshalb darf der Sieg bei der Reserve des DFB-Pokal-Teilnehmers trotz des Klassenunterschieds auf dem Papier durchaus als ein Achtungserfolg gewertet werden. Michelle Handke verstaute die Kugel zur Führung für Grün-Weiß zum 1:0 in den Maschen (22.). Kurz nach der Pause egalisierte Clara Kranz (52.), ein Doppelpack von Jona Hecht besiegelte für den frisch gebackenen Landesligisten aus Mitte den Einzug in die nächste Runde (56., 75.).

Nach Analyse des Bero-Coaches Christian Schöne entsprach die Torfolge durchaus dem Spielverlauf: Neukölln in der Anfangsphase überlegen, danach war Bero Chef im Ring. Schöne monierte nach dem Abpfiff „nerviges Zeitspiel“ Neuköllns ab der 40. Spielminute und ein „ständiges Bedrängen des Schiedsrichters von außen“. Den Einzug in die nächste Runde nehme er gerne mit, allerdings gebe es noch viel zu tun: „Der Kader ist riesig, aber für unsere Qualität müssen wir noch hart arbeiten.“

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von Anders Noren.

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