von Matthias Vogel
Viel vorgenommen hat sich der FSV Moabit für die neue Saison. Die beiden Elfer-Truppen sollen sich in der Landesliga und der Bezirksliga sportlich verbessern, dazu das Profil der Ausbildung im Juniorinnen-Bereich geschärft und die Ausrüstung für alle Mannschaften rundum erneuert werden. Headcoach Martin Meyer und sein Co Alexander Wegener sehen wichtige Weichen gestellt, jetzt muss nur noch das Personal mitspielen.
Das Ansinnen ist so hehr wie aufwendig: Das Trainer-Duo will jede Spielerin zu einer besseren Ausgabe ihrer selbst machen – von der Nummer 1 bis 50. Wegener filmt schon länger alle Spiele für die Video-Analyse. Dazu hat das Gespann vor dem Start in die Vorbereitung mit jeder Spielerin lange Einzelgespräche geführt, jeweils rund 60 Daten erhoben und mit Hilfe moderner Software ausgewertet. Und nun soll im Training nach den Ergebnissen gearbeitet werden. „Es geht um sechs Bereiche, etwa Taktik, Technik, die Füßigkeit oder die Koordination“, sagt Meyer.

Ein bisschen fühlt man sich an die Marschroute von FC Bayerns Kurzzeit-Coach Jürgen Klinsmann erinnert, aber freilich geht es im Poststadion nicht um den Buddha in der Umkleide. Eher um Selbstreflexion, das Formulieren eigener Ziele und das Abgleichen mit denen der sportlichen Leitung. Dass am Ende des Liedes auch noch Zweikämpfe gewonnen und Tore geschossen werden müssen, weiß Meyer: „Wir haben uns noch ein schlaues Buch zugelegt, da stand das zum Glück drinne.“

Das Angebot der Trainer steht auf der einen Seite, dessen Nutzung auf der anderen. Nicht immer sind alle Leistungsträger des FSV mit von der Partie. Das spiegelte der Verlauf der vergangenen Saison durchaus wider. Zu Beginn mussten viele Spielerinnen an einem Wochenende sowohl in der Bezirksliga-Truppe als auch in der Ersten kicken, weil der Kader nicht komplett werden wollte. Gen Ende der Hinrunde hörte der Moabiter in der Landesliga sogar schon das Abstiegsgespenst mit den Ketten rasseln. In der Rückrunde drehte die schließlich wieder gut besetzte Elf aus Mitte auf und wenn die Corona-Krise nicht dazwischen gekommen wäre, hätte man vielleicht sogar noch um den Aufstieg mitspielen können.
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An Quantität mangelt es dem FSV jedenfalls nicht. Viele neue Gesichter haben sich dem Team über den Saisonwechsel angeschlossen. Fast nur Spielerinnen von außerhalb, die wegen ihres Studiums oder Berufs nach Berlin gekommen sind, und am Moabiter die zentrale Lage schätzen. So viele, das Meyer aus Sorge, jemanden zu vergessen, erst lieber gar keine Namen nennt. Einen prominenten Zugang im Kader haben er und Wegener dennoch zu vermelden – Mareike Methner hat es im Zuge der Bero-Abwanderungswelle ein Haus weiter gespült. „Natürlich eine Verstärkung“, sagt Meyer.
Bereits in guter Form: Jessi Grassmann (Titelbild)
In den bisherigen Testspielen trat seine Elf schon wieder nur arg dezimiert an. Nach gutem Beginn mit einer stark aufspielenden Flügelspielerin Jessi Grassmann setzte es beim brandenburgischen Landesligisten FC Ludwigsfelde deshalb nach 1:0- und 3:2-Führung noch eine 3:8-Schlappe, das Team brach im zweiten Spielabschnitt völlig ein. Jüngst unterlag man der neu formierten Berlin-Liga-Mannschaft von Berolina Mitte mit 0:6. „Da haben uns sieben oder acht Spielerinnen aus unserer Wunsch-Elf gefehlt“, sagt der Headcoach, Jule Klandt, Pia Etzold, Inga Müller oder Hanyah Holletzek etwa. Ab jetzt jedoch, werde „die Ente so richtig gemästet“. Zum nächsten Test am kommenden Wochenende gegen den frisch gebackenen Berlin-Ligisten SFC Stern 1900 II erwartet der Dirigent seine volle Kapelle und spricht deshalb von der „ersten echten Standortbestimmung“.

Individueller Drill, jeder Matrose wird besser, dazu alle Offiziere an Bord – dann könnte sich Meyer das Erreichen der gesteckten Ziele gut vorstellen: Die Bezirksliga-Mannschaft soll Anschluss an das Mittelfeld der Tabelle finden, die Erste um den Titel mitspielen. Ist die Crew allerdings nicht deutlich häufiger komplett als in der vergangenen Spielzeit, wird die MS Meyer/Wegener wohl wieder nicht unter Volldampf durch die Landesliga-Gewässer cruisen. Man wird es sehen, die Ente verrichtet bekanntlich erst am Ende ihr großes Geschäft.
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