Bewährter Kader, hohe Ziele

von Matthias Vogel

Die Fußballerinnen des BSV Grün-Weiß Neukölln haben in der Vergangenen Spielzeit einen merklichen Satz nach vorne gemacht. Am Ende stand die Elf des Trainers Norbert Sengstock auf dem 3. Platz der Berlin-Liga. Die Formulierung der Ziele für die neue Saison sind die logische Konsequenz: Minimum Top 3, Maximum Meisterschaft.

Besonders seine Belegschaft nimmt Sengstock zum Anlass für eine breite Brust. Niemand hat den Kader verlassen, dazu hat sich Neukölln in Julyne Höhns mit einer der besten Torschützinnen der vergangenen Landesliga-Saison verstärkt. 18 Mal hatte die unscheinbare, aber sehr fleißige und schussstarke Stürmerin für den Aufsteiger Wittenauer SC Concordia eingenetzt. „Eine, die sich über jede ausgelassene Chance schwarz ärgert“, freut sich Sengstock.

Nele Becker (re.) erzielte auf Zuspiel von Viona Canning die Führung, hätte laut ihres Coaches aber mehr aus ihren Freiräumen außen machen können. Foto: Matthias Vogel

So wie am vergangenen Sonntag, als sein Team beim Regionalliga-Aufsteiger FSV Babelsberg 74 mit 1:3 den Kürzeren zog und Höhns kurz vor Schluss einen „Riesen“ zur Ergebniskosmetik ungenutzt ließ. Für sie vielleicht eher untypisch, für Grün-Weiß laut Sengstocks Dauer-Analyse nicht. „In der vergangenen Saison standen wir hinten besser, vorne gelangen uns aber noch zu wenig Treffer. Wir müssen vor dem Tor effektiver werden. Die Mädels sollen sich für ihren Aufwand belohnen. Da darf es keine Freunde mehr geben. Das müssen sie verstehen.“ Dazu habe es sowohl im ersten Test gegen die HSG Warnemünde (Verbandsliga, 2:1-Sieg für Neukölln) als auch jetzt gegen Babelsberg Abstimmungsprobleme und zu große Löcher im Mittelfeld gegeben. „Die müssen wir ebenfalls noch stopfen“, sagt Sengstock.

Bänderdehnung und Schuh kaputt: Laura Lück braucht nach dem Test gegen Babelsberg viel Eis und eine Verhandlung mit ihrem Arbeitgeber um Prozente auf die Vervollständigung ihrer Ausrüstung. Foto: Matthias Vogel

Am Sonntag hatte Babelsbergs Beste Aline Reinkober den Freiraum im Zentrum zu drei Prachtoren aus der Ferne genutzt. „Sie hat die Akzente gesetzt und ich erwarte in Zukunft, dass sich mein Team darauf einstellt und bei Ballbesitz des Gegners immer einer in der Nähe von so einer Spielerin ist.“ Mit seiner Abwehrreihe war Sengstock indes zufrieden. Nadine Kennin auf links, Renee Gesche und Susan Hornung im Zentrum und Angelina Bratschke hätten als einzige Normalform gehabt und zudem den Spielaufbau besser praktiziert als noch gegen Warnemünde. „Obwohl es nur ein Test war, ärgere ich mich tatsächlich ein wenig über das Ergebnis, weil mit einer besseren Einstellung mehr möglich gewesen wäre“, so der Coach.

Kommendes Wochenende testet GW bereits gegen den nächsten Regio-Neuling: Türkiyemspor. Die starken Gegner hat sich Sengstock bewusst herausgesucht. „Ich will, das wir gefordert werden, nur dann können wir uns verbessern.“ Die Testreihe ist dann abgeschlossen, weil ja noch der Rest des Berliner Polytan-Pokals ausgespielt werden muss. Im Halbfinale trifft Grün-Weiß am Sonntag, 16. August, zuhause auf den Regionalligisten SFC Stern 1900 (Anpfiff 14.30 Uhr). „Das Spiel wollen wir unbedingt gewinnen“, gibt der Trainer zu Protokoll. Sollte das gelingen, ist das nächste Wochenende mit dem Finale auch schon ausgebucht.

Schon in guter Form präsentierte sich Rechtsverteidigerin Angelina Bratschke. Foto: Matthias Vogel

In den kommenden Wochen wird sich der Kader vervollständigen. Alina Kapheim und Antonia Brelle fehlten nur an diesem Wochenende, die beiden Italienerinnen Marca Valente und Ester Vescovi – letzte Saison zugeflogen und in der 2. beziehungsweise 3. italienischen Liga am Ball – weilen gerade noch in der Heimat, um die Familie in der Corona-Krise zu unterstützen, genauso wie der zweite Neuzugang, Michelle Auerbach vom 1. FFC Chemnitz. Und dann geht der Angriff auf die Tabellenspitze auch schon bald los, für den der BSV Grün-Weiß Neukölln gut gerüstet scheint. Sengstock sieht sein Team bezüglich des Titels zwar eher als „Geheimfavoriten“, rechnet Teams wird dem 1. FC Union Berlin II, Borussia Pankow und Hertha 03 Zehlendorf bessere Chancen aus. „Aber vielleicht wachsen wir ja auch mit unseren Zielen.“


Startelf BSV GW Neukölln: Schramer – Kennin, Gesche, Hornung, Bratschke – Becker, Lück, Brück, Waibel – Canning, Höhns. Eingewechselt: Schmalbein, Kunze und – lest, lest! – Härte. Tore: 0:1 Becker, 1:1, 2:1, 3:1 Reinkober.

Titelbild (Matthias Vogel): Neuzugang Julyne Höhns am Ball, Mareen Härte staunt.

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