von Matthias Vogel
Der Corona bedingte Abbruch der Spielzeit 2019/20 hat auch Teams im Frauenfußball unverhofft oder schneller als gedacht den Aufstieg beschert. In der Landesliga der Frauen stand etwa das Backup des Regionalligisten SFC Stern 1900 nach 16 von 26 Spieltagen auf Platz 2. Ab in die Berlin-Liga also, zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte.
Die Tabelle lügt nicht! Aber ab welchem Zeitpunkt? Das ist der Sterner Reserve wumpe. Sie steigt auf und gut ist! Immerhin waren ja auch zwei Drittel der Saison absolviert und wer bis dato Vize ist, ist es sicher nicht unverdient. Trotzdem: Der SV Buchholz und auch Viktoria Mitte befanden sich in Schlagdistanz zu Stern und hätten sich sicher über eine Fortsetzung des Spielbetriebs gefreut, auch wenn kein Aufschrei der Entrüstung zu vernehmen war. Hätte, hätte … .

Nun ist es eben wie es ist, die Steglitzerinnen machen zusammen mit dem unangefochtenen Klassenprimus Concordia Wittenau einen Satz in die nächsthöhere Etage. Noch ist nicht bekannt, wann die nächste Saison beginnen wird. Das macht es allen schwer, die Vorbereitung zu planen. Sterns Trainer Jens Freikowski jedenfalls hat am vergangenen Donnerstag bereits zum Aufgalopp für die neue Saison gebeten.
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„Die Mädels wollten unbedingt trainieren, weil sie wegen Corona so lange Pause hatten. Also haben wir jetzt anfangen. Ich könnte mir vorstellen, dass wir das jetzt auch bis zum Saisonstart durchziehen. Deshalb darf es zu Beginn durchaus etwas ruhiger zugehen“, sagt Freikowski, während sich seine 18 Spielerinnen eigenständig warm machen. Hier also ein „Corona-Eckle“, Routinier Kristin Krömer muss ihren Teammates klar machen, wer zu Beginn in die Mitte muss: „Jung, ist doch klar!“ Auf der anderen Seite ein Angriff über den Flügel, die Hereingabe zwischen Torraum und Dummy soll verwertet werden. Alles entspannt, aber was auffällt: Zwei bewegliche und offenbar hungrige Torhüterinnen buhlen schon jetzt um die beste Parade – Stern II ist zwischen den Pfosten gut aufgestellt.
Nächster Halt: Berlin-Liga!
In den Lift zur höchsten Berliner Spielklasse sind Freikowski und seine junge Equipe gerne eingestiegen, hochtrabende Erwartungen hat am „Sterner“ allerdings niemand. „Klar nehmen wir das jetzt gerne mit. Aber wir sind realistisch, das wird ein Abenteuer“, sagt Freikowski. Eine seiner Spielerinnen habe es sinngemäß ganz gut formuliert, so findet er: „Mal gucken, ob es schon reicht.“

Cool: Obwohl sich die Ereignisse mit dem Abbruch der Saison und der vom Verband festgelegten Auf- und Abstiegsmodalitäten für Stern II überschlagen haben und die sportlichen Anforderungen steigen werden, dreht bei 1900 niemand am Rad und das Personal-Karussell sich daher nur gemächlich. Paula Wöbke, zuvor vereinslos und kürzlich nach Berlin gezogen, schließt sich den Gelbhemden an, zum Kader stoßen außerdem Emma Somorowski aus der eigenen U17 sowie Lara Pricelius vom SV Adler.
Weil es nach der Corona-Saison keinen Absteiger gibt aber zwei Aufsteiger, und in Meister Türkiyemspor nur ein Team die Liga nach oben verlässt, ist die Berlin-Liga in der Spielzeit 2020/21 stolze 16 Mannschaften stark. „Unser Ziel ist ganz klar der Klassenerhalt. Und der wird bei vier Absteigern schwer genug“, sagt Freikowski. Der Abenteuerlust, die der Aufstieg an der Kreuznacher Straße geweckt hat, tut das keinen Abbruch.
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