von Matthias Vogel
Weißensee. Die Frauen des SV Blau-Gelb Berlin werden von einem neuen Trainer durch die kommende Landesliga-Spielzeit navigiert. Sandra Brelauw hat die Segel gestrichen, ihr Nachfolger am sportlichen Ruder ist ein alter Bekannter an der Rennbahnstraße: Sven Klebe.
Es hatte nach einem Plan ausgesehen, der umsetzbar schien, als Sandra Brelauw die blaugelben Fußballerinnen zur Saison 2018/2019 übernahm. Im damaligen Trainer der Zweiten, Marcel Retkowski-Lehmann, ihrem Co-Trainer Tom Rimasch und Taktik-Trainerin Christina Wedell-Westphal hatte die Trainerin kompetente Hilfe zur Seite. Gemeinsam sollte der Abgang oder Rückzug zahlreicher bewährter Kräfte aufgefangen, der weitere sportliche Niedergang des einstigen Berliner Serienmeisters verhindert werden.

Doch recht bald wurde aus dem Coach-Quartett ein Trio, Retkowski-Lehmann ging im September 2018 von Bord, zwei Monate später musste der Verein die Landesliga-Elf vom Spielbetrieb abmelden – es fehlte an Spielerinnen und die Konzentration sollte dem Verbleib der Ersten in der Berlin-Liga gelten. Als das misslang, stiegen auch Rimasch und Wedell-Westphal aus. Zur Saison 2019/2020 stand Brelauw also alleine in sportlicher Verantwortung. Nun warf sie selbst hin.
Ihren Schritt begründet sie so: „Von Beginn an hatte ich mehr damit zu tun, die Mannschaft zusammenzuhalten, als mit ihr wirklich fußballerisch zu arbeiten. Der Abstieg und die Corona-Krise haben die Aufgabe nicht leichter gemacht. Zuletzt hatte ich das Gefühl, nicht mehr genug Energie dafür zu haben. Dazu habe ich sicher auch selber Fehler gemacht, die mich dann in meiner Erkenntnis bestärkt haben, nicht mehr die Richtige für den Job zu sein.“
Unweigerlicher Trainerwechsel?
Glücklich wirkte Brelauw dabei nicht. Mit dem Zeitpunkt ihrer Entscheidung haderte wiederum Stefan Andrzejewski, früher lange selber Trainer der Blau-Gelb-Frauen und seit Februar dieses Jahres Fußball-Abteilungsleiter des Vereins. „Ein Wechsel ist richtig, weil Sandra mir gesagt hat, sie erreicht die Mannschaft nicht mehr. Allerdings kam das schon überraschend und hinsichtlich der kommenden Saison auch sehr kurzfristig für uns.“
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Wie gut, dass manche Verbindungen, die sich über den Fußball ergeben, eine sehr lange Halbwertszeit haben. Sylvana Sproeck, bis vor eineinhalb Jahren noch selber am Ball und mittlerweile Sportliche Leiterin im Frauenbereich, schoss als Erstes Sven Klebe durch den Kopf. Sie rief ihn an und der sagte zu. Brelauws Schritt hält Sproeck für richtig. „Genauso wie ihre Verpflichtung vor zwei Jahren der richtige Schritt war, weil sie uns weiterhelfen konnte.“
Ein alter Bekannter
Klebe ist ein alter Bekannter, nicht nur an der Rennbahnstraße. Dort war der 48-Jährige von 2010 bis 2012 und dann noch einmal von 2013 bis 2014 als Coach tätig, schaffte mit der Zweiten den Aufstieg in die Landesliga. Seit 2004 ist er dem Mädchen- und Frauenfußball verbunden, trainierte bei Altglienicke und bei Union den Nachwuchs sowie beim FFC 2004 Berlin und beim Adlershofer BC die Frauen. Bei ABC stieg er dann vor der Corona-Saison aus. Um die heimische Couch nun doch wieder gegen den Job auf dem Platz einzutauschen, reichte ihm der Hilferuf der ehemaligen Spielerinnen. „Da helfe ich wirklich gerne“, sagt er. Aber wenn er schon da sei, dann wolle er auch etwas bewirken. „Mir geht es grundsätzlich darum, jede Spielerin weiter zu entwickeln.“ Dazu wolle er die Mannschaft aus taktischer Sicht auf die Aufgaben der Landesliga vorbereiten. „Wir sollten mehrere Spielsysteme drauf haben, um flexibel auf die Gegner reagieren zu können“, sagt Klebe. Eine Trainingseinheit hat er bisher geleitet. „Gerne würde ich natürlich vorne mitspielen in der kommenden Saison. Aber allzu viel kann ich gerade noch nicht sagen.“

Was Brelauw künftig macht in Sachen Fußball, steht noch nicht fest. „Ich weiß es einfach noch nicht“, sagt sie. „Wir haben ihr angeboten, als Spielerin an Bord zu bleiben. Sie hat sich Bedenkzeit gewünscht und das ist natürlich okay“, sagt Sproeck. In zwei Jahren erwartet der SV Blau-Gelb Verstärkung aus der eigenen Jugendarbeit. Bis dahin versuchen die Weißenseer Fußballerinnen, den Personalmangel mit intensiver Spielerinnensuche und mit der Reaktivierung von Kickerinnen zu überbrücken, die einst für Ruhm und Ehre bei Blau-Gelb gesorgt haben und jetzt in der Dritten kicken. „Ich werde versuchen, die eine oder andere zu motivieren“, sagt Stefan Andrzejewski, der kurz nach dem Amtsantritt von Brelauw die Kleinfeldmannschaft gegründet hatte und seither trainiert.
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