Thüringer Teamspirit

von Matthias Vogel

Aufsteiger 1. FFV Erfurt bekleidet gerade den siebten Platz im Tableau der Regionalliga Nordost. Wahrlich nicht schlecht. Das findet auch der Trainer der Erfurterinnen, Gino Heinze: „Wenn mir jemand diesen Platz im Endklassement schriftlich garantieren könnte, würde ich sofort unterschreiben.“ Was sein Team ausmache? „Der Teamspirit“, sagt er.

Heinze wäre wohl fehl am Platze, hätte er nicht auch Spiele gesehen, die seine Mannschaft besser hätte zu Ende bringen müssen. „Wenn ich an das 0:0 im Derby gegen den FF USV Jena II oder das 2:4 gegen den Magdeburger FFC denke, da haben wir jeweils zwei bis drei Großchancen, die wir einfach nur über die Linie drücken müssen. Machen wir aber nicht und lassen deshalb Punkte liegen.“ Auch das 3:5 gegen den SFC Stern 1900 liegt ihm noch schwer im Magen: „Sicherlich eines der beiden schlechtesten Spiele von uns in dieser Saison.“

Katja Groll (li.) erwehrt sich einem Angriff der Roten Bullen. Foto: 1. FFV Erfurt.

Zufrieden ist er dennoch. Natürlich, als Aufsteiger 16 Punkte erbeutet zu haben, ist aller Ehren wert. Gesorgt dafür haben zwei Umstände. Zum einen kommt Erfurt in der Defensive sehr kompakt und in der Offensive schwer auszurechnen um die Ecke. „Das sieht man ja an der Torjägerliste“, sagt Heinze, „wir haben immerhin 23 Kisten gemacht, aber keine Spielerin hat mehr als fünf erzielt.“ Gefahr droht dem Gegner also von mehreren Positionen aus, durchaus unangenehm. Der zweite Erfolgsfaktor ist der Zusammenhalt auf dem Platz. „Das macht uns in der Regel aus. In der Regel? „Ja“, sagt der Coach, „da sind auch Spiele dabei gewesen, in denen es früh gegen uns ging und dann reicht es, wenn bei zwei oder drei Spielerinnen der Kopf nach unten geht.“

Heinze findet diese Ausnahmen von der Regeln nicht weiter schlimm. Viele seiner Spielerinnen sind unter 23, einige gerade einmal dem Juniorinnen-Bereich entwachsen. „Da kann man noch nicht zu viel erwarten, die entwickeln sich erst noch.“

Die Torhüterposition bereitete dem 1. FFV Erfurt kurzfristig Kopfzerbrechen. Stammtorhüterin Katharina Günther steht aus gesundheitlichen Gründen ab sofort nicht mehr zur Verfügung. Und ihr Ersatz Sophie Jorcke laboriert noch an den Folgen einer Verletzung. Glück im Unglück für die Thüringerinnen: Ihnen flogen gleich zwei ligataugliche Torwächterinnen zu. In Maxi Albert unterstützt eine „alte Bekannte“ das Team, schon im Jugendbereich kickte sie für den 1. FFV, jetzt bringt sie Regionalliga-Erfahrung mit zurück. Und dann hat sich Griseldis Meißner eingeklinkt, sie stand in ihrer Karriere bereits für Leipzig, Halle, Magdeburg und Jena zwischen den Pfosten und hat in ihrer Vita auch Zweitliga-Spiele stehen.

Ansonsten stehen Heinze die 16 Feldspielerinnen aus der Hinserie zur Verfügung, zur Not kann er auf zwei Spielerinnen aus der Landesklassen-Vertretung des Vereins zurückgreifen. Der Altersdurchschnitt der Erfurterinnen liegt bei 25 bis 26 Jahren. „Das ist für diese Liga glaube ich eine ganz gute Mischung“, findet der FFV-Coach.

Noch drei Siege, dann haben es Dana Behnsen (am Ball) und ihr 1. FFV Erfurt geschafft: Klassenerhalt. Foto: 1. FFV Erfurt

Diese Mischung aus erprobten und jungen Spielerinnen steht gleich am Sonntag, 1. März, auf dem Prüfstand. Um 14 Uhr wird das Derby beim FF USV Jena II angepfiffen. „80 Prozent dieser Mannschaft haben die Bundesliga-U17 des Vereins durchlaufen, der Rest kommt aus dem Bundesliga-Kader runter. Die spielen sehr offensiv, mit ungeheurem Tempo. Ein schwerer Brocken“, sagt Heinze.

Gegen die Big Five der Liga wird Erfurt sicher das Augenmerk auf die Defensive legen müssen. „Aber generell wollen wir schon mutig spielen. Und wenn wir in der Rückrunde unsere Chancen besser nutzen, dann dürften wir die noch nötigen Punkte für den Klassenerhalt auch holen.“ Gino Heinze und sein Co haben nämlich ausgerechnet: Aus neun Spielen drei Siege, das müsste reichen. Gegen Jena ist der erste Dreier jedenfalls nicht zwingend einkalkuliert.

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von Anders Noren.

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