Ein Schlager zum Auftakt

von Matthias Vogel

Mariendorf. Durch die winterliche Stille brach sich der Ruf der Berliner Fan-Gemeinde Bahn: Bitte endlich wieder Frauenfußball unter freiem Himmel! Zum Glück wurde er erhört, und zwar gleich mit ganz großen Lauschern. In der Berlin-Liga kommt es am Sonntag, 9. Februar, zum Spitzenspiel zwischen der Sp.Vg. Blau Weiß 1890 Berlin und Borussia Pankow. Die Gäste auf vier im Tableau, Blau Weiß auf fünf. Anpfiff ist um 10 Uhr auf dem Rasenrechteck an der Rathausstraße 10.

Mit voller Kapelle reist die Borussia zum Knaller nach Mariendorf. 19 Spielerinnen werden auf dem Spielbericht auftauchen. Hart für Trainerin Josi Ruß, dass ausgerechnet Verena Baier fehlt. „Das ist bitter, sie ist nicht nur fußballerisch, sondern auch hinsichtlich der Mentalität ganz wichtig für uns“, sagt die Trainerin vor dem Topspiel.

Ihre Sorgen möchte Clemens Haack haben. Ihn plagen massive Personalprobleme, gerade einmal ein Dutzend Spielerinnen stehen ihm zur Verfügung. Alle anderen sind krank, verletzt, im Urlaub oder haben sich für ein halbe Jahr ins Ausland verabschiedet, bei Lena Pflanz ist Letzteres der Fall. Die junge Angreiferin kam zu Beginn der Saison vom Landesligisten SV Adler und hat sich bestens bei Blau Weiß eingelebt. Mit zwölf Treffern rangiert sie auf dem siebten Platz der Torjägerliste, aus ihrem Team war nur Evergreen Constanze Hess erfolgreicher (14). Zwei Neuzugänge verzeichnete der Club in der Winterpause: Torhüterin Phyllis Xhemajli und Offensivkraft Laura Pinkawa kamen von Viktoria 89 II, Pinkawa steht aber ebenfalls auf der Liste der Verletzten.

Voller Tatendrang erwarten Elena Felsch und ihre Kolleginnen von Blau Weiß die Borussia aus Pankow. Foto: Matthias Vogel




Die Vorbereitung ist laut Haack eher mäßig verlaufen. Nur ein Testspiel habe man bestreiten können. „Das haben wir zwar mit 9:1 gegen den brandenburgischen Landesligisten Ludwigsfelder FC gewonnen, recht viel Aussagekraft hatte die Partie für mich aber nicht.“ Mit anderen Worten: Als Standortbestimmung muss der Vergleich mit der Borussia herhalten.

Torhüterin Annelie John dürfte gegen Pankow alle Hände voll zu tun bekommen. Foto: Matthias Vogel

Während der Winterpause ist man in Klausur gegangen an der Rathausstraße. „Wir haben die Vorrunde analysiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir genau da stehen im Tableau, wo wir hingehören“, so Haack. Wer ihn kennt weiß, dass er lieber nach oben schielt, die Einschätzung nimmt aber zumindest im Auftaktspiel den Druck von den Schultern seiner Schützlinge – gegen Pankow kann man durchaus verlieren.

Holprige Vorbereitung: 1890-Coach Clemens Haack dient das erste Rückrundenspiel zur Standortbestimmung. Foto: Matthias Vogel

Muss man aber nicht: Im Hinspiel behielt Blau Weiß nach packenden und ausgeglichenen 90 Minuten die mit 4:3 die Oberhand. „Damals waren sich alle einig, dass dieses Spiel keinen Sieger verdient gehabt hätte“, erinnert sich Ruß an das „sehr gute Berlin-Liga-Spiel“ . Nicht, dass der Stachel der Niederlage besonders tief säße. Aber Josi Ruß findet, dass dieses Mal ihre Elf mit einem Sieg an der Reihe sei. „Und das habe ich meiner Mannschaft mit auf den Weg gegeben.“

Taktisch ließen sich die beiden Coaches sich nicht in die Karten schauen. Ein wenig vorsichtiger als gegen weiter unten angesiedelte Teams wolle sie agieren lassen, verriet Ruß lediglich. Haack ist einfach gespannt, wie sich seine Rumpf-Truppe gegen den leicht favorisierten Gegner schlagen wird: „Mal sehen, was rumkommt.“ Das klingt ein wenig nach Abtasten. Wenn sich danach ein derart rasanter Schlagabtausch wie im Hinspiel ergibt, soll das Recht sein. Dann wäre der Termin für die Fans immer noch Pflicht. Und Hauptsache, die Kugel rollt endlich wieder.

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von Anders Noren.

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