Eine spezielle Rückrunde

von Matthias Vogel

Spezielle Situationen erfordern spezielle Maßnahmen. Niemand glaubt an ein Straucheln des Branchenführers Türkiyemspor in der Berlin-Liga der Frauen. Auch nicht einer der gefährlichsten Verfolger: Borussia Pankow, Vierter im aktuellen Tableau. Deshalb will Trainerin Josi Ruß schon jetzt auf das Ziel der kommenden Saison hinarbeiten. Und das hat es in sich: Berliner Meister.

Die Ruß’sche Rechnung geht so: Ist Türkiyemspor erst einmal der Liga nach oben hin entfleucht, wäre der Thron frei. Na ja, nicht wirklich frei, aber zumindest freier. Der Überflieger wäre weg, okay, aber der zweite Anzug des 1. FC Union Berlin sitzt ja traditionell wie angegossen und Blau-Weiß 90 Berlin, Grün-Weiß Neukölln, Berolina Mitte und auch die Hertha aus Zehlendorf würden ja in der kommenden Spielzeit nicht weniger ambitioniert ins Rennen gehen.

Zusammen mit Verena Baier ist Caro Klausch (re., hier gegen Viktorias Youngster Alena Diesing) der Kopf der Borussia. Auch ihr würde vor dem Karriereende der Meistertitel gut schmecken. Foto: Matthias Vogel

Das weiß auch Ruß natürlich und eigentlich spinnt sie ja auch nur ihren Traum: Als Trainerin des Berlin-Meisters abzutreten. Die frühere Torjägerin der Borussia hängt nach dieser Saison noch ein Jahr als Trainerin dran, danach ist Schluss und die Familie Trumpf. Das Gleiche gilt für ihre so leistungsstarken Routiniers. „Ich denke, auch Spielerinnen wie Caro Klausch, Verena Baier oder Mandy Vorwerk hätten dann genug.“ Aber diesen Titel, den hätten sich alle zusammen noch vorgenommen.




„Wir bekommen zu viele Gegentore!“

Die Rückrunde soll also der Vorbereitung auf den großen Coup dienen. Neuzugänge wie Shari Dittrich und Messalina Ebel (SC Staaken) sowie Allrounder Mercedes Wittkowski (Lichtenberg 47), sollen integriert werden, die bereits im Sommer von Hohen Neuendorf gekommene Rebecca Gabriel soll die Lücke schließen, die der Abgang von Duygu Agal (hält sich bei Berolina Mitte fit) hinterlassen hat. Dazu sucht die Borussia bereits jetzt nach Verstärkungen im Defensivbereich. „Da haben wir Schwächen. Wir bekommen zu viele Gegentore.“ Exemplarisch führt die Trainerin den 6:4-Sieg gegen Lichtenberg an. „Das Spiel haben wir klar im Griff und müssen am Ende noch bangen. Das geht gar nicht!“

Foto: Matthias Vogel

Gar nicht gehen für sie auch unfassbare Ausrutscher wie das 1:8 gegen Union oder das unnötige Remis gegen Staaken. „Da hätten wir zur Pause 5:0 führen müssen“, sagt Ruß. An diesen Schwächen soll in der Vorbereitung gearbeitet werden. Bewusst hat sich Ruß Hertha Zehlendorf als letzten Testspielgegner ausgesucht. „Junge, laufstarke Wilde liegen uns nicht. Das muss sich ändern“, sagt sie. Am 9. Februar beginnt die Rückrunde für die Borussia dann mit einem echten Knaller: Um 10 Uhr gastiert sie auf dem Platz an der Mariendorfer Rathausstraße, beim Tabellenfünften Sp.Vg. Blau Weiß 1890.

Angenommen, Josi Ruß‘ Traum ginge in Erfüllung: Borussia Pankow würde am Ende der Saison 2020/2021 vom Platz an der Sonne grüßen, sie selber würde besten Gewissens hinschmeißen. Wie ginge es weiter? „Aufsteigen wäre aus meiner Sicht nicht sinnvoll. Der Umbruch wird kommen. Unsere B- und C-Juniorinnen sind stark, und mein Nachfolger, B-Juniorinnen-Trainer Frank Krug, ist ein sehr guter Trainer. Aber Regionalliga käme dennoch zu früh.“

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von Anders Noren.

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