Überraschung im Keim erstickt

von Matthias Vogel

Kreuzberg. Eine Halbzeit lang machten die Fußballerinnen des BSC Marzahn dem Klassenprimus das Leben schwer. Danach fand Türkiyemspor besser in das Samstagsspiel der Berlin-Liga und machte aus einem 0:1-Pausenrückstand noch einen 5:1-Sieg. Marzahn haderte mit den Schiedsrichterentscheidungen.

„Spitzenreiter! Spitzenreiter! Hey! Hey!“ tönte es nach 90 Minuten durch das Willi-Kressmann-Stadion an der Dudenstraße. Für ihr kleines Tänzchen mussten sich die Schützlinge des Trainers Murat Dogan allerdings mehr zur Decke strecken als gewohnt. Nach einer halben Stunde brachte Michelle Fansel die Gäste nämlich in Führung. Einen Ballverlust im Mittelfeld bestrafte der BSC mit einem schnellen Vertikal-Pass auf seine zentrale Spitze. Fansel zog aus etwa 18 Metern ab und der Ball sauste flach und platziert in die Maschen. Bis zur Pause hatte die Führung Bestand, es roch nach einer Überraschung, zumal Dogan sich kurz vor Wiederanpfiff skeptisch zeigte, die Partie noch umbiegen zu können. „Marzahn hat das Zentrum gut geschlossen und ohne Arzum Eren haben sind wir bislang nicht so gefährlich über außen. Schauen wir mal“, sagte der Coach.

Youngster Hanna Ayad bot eine starke Leistung in der zweiten Hälfte und traf zweimal ins Schwarze. Foto: Matthias Vogel

Lang musste niemand schauen. Türkiyemspor hatte es eilig. Erst prüfte Youngster Hanna Ayad BSC-Torhüterin Lea Grün mit einem Flachschuss, nachdem eine harmlos Flanke von Karla Krüger an vier Abwehrspielerin vorbei segelte (46.). Kurz darauf egalisierte Aylin Yaren per Strafstoß, Erika Szuh war im Strafraum regelwidrig gelegt worden (48.). Der Zeiger lag noch in der Kurve der folgenden Minute, als auch schon das 2:1 fiel. Yaren hatte die Kugel aus dem Halbfeld in den Strafraum gechippt, beim Zweikampf zwischen Sanna El-Agha und der herauseilenden Grün traf keine der beiden den Ball so richtig, dahinter lauerte Ayad und schob ein (49.). Marzahns Team-Chefin Franziska Schöber und Trainer Harald Lindner sprangen auf und monierten lautstark eine Abseitsposition von Ayad, Schiedsrichter Menga Lusevakueno sah es anders, der Treffer zählte.

Marzahns Abwehrspielerin Vildane Elezi hatte mehr zu tun, als ihr lieb war. Foto: Matthias Vogel

Nach einem Foul an Erika Szuh an der Strafraumkante der Kreuzbergerinnen gingen dann ausgerechnet Routinier Saffiye Kok die Nerven durch. Sie stieß eine Marzahner Spielerin unsanft weg, der Unparteiische ahndete zum Entsetzen der BSC-Funktionäre die Tätlichkeit nur mit einer gelben Karte. Auch dem 3:1, das die flotte Ayad in der 59. Minute markierte, sahen Schöber und Lindner einen Regelverstoß vorausgehen. Der Pass auf Hayad sei durch den Schiedsrichter selbst abgefälscht worden, für Schöber wäre ein Schiedsrichterball als Spielfortsetzung logisch gewesen. Der Pfiff blieb aus, Ayad machte sich mit Ball am Fuß auf die Socken und krönte den 30-Meter-Sprint mit einem eiskalten Abschluss.

BSC-Angreiferin Luana Panten wurde einige Male gut auf der rechten Seite in Szene gesetzt. Die passende Anschlussaktion fehlte aber dann. Foto: Matthias Vogel

„Aufgrund von deutlich mehr Torchancen geht der Sieg für Türkiyemspor natürlich in Ordnung. Aber ohne die Schiedsrichterentscheidungen kommt es nicht so weit, da bin ich mir sicher“, wetterte Schöber nach der Begegnung. Viel hatte der Regionalliga-Absteiger nach dem dritten Gegentreffer aber auch nicht mehr zu bieten. Sibel Toktas konnte am Ende eines doppelten Doppelpasses mit El-Agha relativ einfach auf 4:1 stellen (70.). Den Schlusspunkt setzte dann die stark aufspielende Erika Szuh. Erst schleppte sie das Spielgerät tief aus der eigenen Hälfte nach vorne und schickte dann die eingewechselte Fay Abel steil. Lea Grün war auf dem Posten, war außerhalb des 16ers eher als Abel am Ball, kickte ihn aber genau Szuh vor die Füße. Und die traf aus 25 Metern das verwaiste Tor (89.). Ansonsten machte Grün eine überragende Partie, parierte unter anderem zwei Großchancen von Krüger sowie eine von Szuh und bewahrte ihr Team vor einer deutlicheren Niederlage.

Freute sich ausgelassen über ihren Treffer zum 5:1: Erika Szuh (Bildmitte), Türkiyemspors Beste an diesem Tag. Foto: Matthias Vogel

Dogan war am Ende aus zweierlei Gründen zufrieden: Zum einen sei ein 5:1 gegen Marzahn ein gutes Ergebnis und ein Ständchen zum seinem Geburtstag sangen ihm seine Mädels auch noch.


Türkiyemspor – BSC Marzahn 5:1 (0:1). Türkiyemspor: Gündogdu, Wagner, Kok, Badem (72. Nguyen), Krüger, El-Agha, Toktas , Szuh, Yaren, Ayad (80. Abel), Kaplan. BSC Marzahn: Grün, Schöber, Vi. Elezi, Fansel, Lüdicke (46. Grünheid), Kampe, Lionne, Va. Elezi, Panten, Emde (80. Westphal), Platte. Tore: 0:1 Fansel (29.), 1:1 Yaren (48.), 2:1, 3:1 Ayad (49., 59.), 4:1 Toktas (70.), 5:1 Szuh (89.). Schiedsrichter: Menga Lusevakueno, SR-Assistenten: Felizitas Schlechta, Hamed Waquass Klani. Zuschauer: Yep!

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von Anders Noren.

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