von Matthias Vogel
Lichterfelde. Mit zwei Toren frisch aus der Traumfabrik hat Beslinda Shigjeqi am Wochenende die Verhältnisse zwischen dem Regionalliga-Vizemeister FC Viktoria 1889 Berlin und dem SV Eintracht Leipzig-Süd ins Lot gebracht. Bis dahin taten sich die Himmelblauen schwer im letzten Drittel. Und auch in der Defensive wirkte Viktoria nicht unverwundbar, was den Doppelpack der Stürmerin umso wertvoller macht. 3:0 hieß es am Ende für die Gastgeberinnen.
Shigjeqi, die gerade erst aus ihrem Urlaub in den Kader zurückkehrte, kam nach einer Stunde Spielzeit in die Partie und brauchte dann genau zehn Minuten für ihren ersten Geniestreich. Abwehr-Boss Tatjana Fandre hob einen Freistoß aus 30 Metern, zentrale Position, gefühlvoll zwischen den Elfmeterpunkt und den Torraum der Leipzigerinnen. Der Rest ist hohe Fußballkunst. Mit dem Rücken zum Tor nahm Shigjeqi die Kugel mit der Brust nach links mit und donnerte sie aus fast zu spitzem Winkel noch irgendwie in den kurzen Knick. Erleichterung im Lichterfelder Lager. Denn bis dato hatten sich die Viki-Girls seltsam verkünstelt vor dem Eintracht-Kasten. In der ersten Hälfte brachte es Luise Trapp etwa fertig, den Ball aus nächster Nähe fast in Gomez-Manier über die Kiste zu jagen. Im zweiten Spielabschnitt steuerten Kimi Zietz und Coco Statz auf eine Verteidigerin zu … aber wohin eigentlich? Jedenfalls nicht zielstrebig zum Tor, auch diese Gelegenheit blieb also ungenutzt.

Zehn Minuten nach ihrem 2:0 stand Shigjeqi dann mit ausgebreiteten Armen genau an dem Punkt, von dem aus sie mit einem prächtigen Distanzschuss das 3:0 markiert hatte. So als wollte sie sagen: „Was für ein Tag!“ Parallel zur Kante des gegnerischen Strafraums war sie mit dem Ball am Fuß und in Begleitung eines Bodyguards von halb links aus ins Zentrum gelaufen. Den einen Schritt Vorsprung nutzte sie nach einer halben Drehung zu einem Schuss, und der schlug, etwas gegen die Laufrichtung von Leipzigs Torsteherin Anna-Lena Kriegk, im linken Giebel ein, sehr zur Begeisterung ihre Mitspielerinnen, die sie für ihr zweites Traumtor ausgiebig herzten. Selbst der etwas emotionslos um die Ecke kommende Stadionsprecher konnte sich ein monotones „Was für ein Treffer!“ nicht verkneifen.

Foto: Matthias Vogel
Nicht verschwiegen darf, dass Zietz den Tag der herrlichen Tore mit ihrem Treffer zur Führung bereits eingeleitet hatte. Statz hatte sie blendend im Zentrum freigespielt. Zietz drehte und blickte auf, sah das Kriegk zu weit vor dem Tor stand und hob das Spielgerät gefühlvoll über sie hinweg zum 1:0 ins Netz (10.). Und nicht verschwiegen werden dürfen auch die Tatsachen, dass sich Leipzig als unangenehmer Gegner mit einem aggressiven Pressing erwies, mit dem die Viki-Girls nicht immer gut zurecht kamen, und es für Viktorias Trainer Roman Rießler durchaus noch einiges zu tun gibt. „Wir stehen eigentlich ganz gut hinten und haben wirklich lichte Umschaltmomente. Was mich gestört hat war, dass wir in diesen Momenten einfach nicht konsequent nachrücken.“
FC Viktoria 1889 Berlin – SV Eintracht Leipzig-Süd 3:0 (1:0). Viki-Girls: Dimmig – Reh, Fandre, König, Grosch – Barsalona (79. Agac), Sange (63. Shigjeqi), Gerken, Trapp – Statz – Zietz (72. Kaya). Eintracht: Kriegk, Schönball, Bartsch, Baum, Scharfenberg, Kandt, Dettmer (68. Nöller), Schupeck, Heckler (80. Stolle), Böker (88. Viezens), Förster. Tore: 1:0 Zietz (10.), 2:0, 3:0 Shigjeqi (73., 83.). Schiedsrichterin: Linda Thieme (Fußballkreis Jena-Saale-Orla). Zuschauer: 50.
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