von Matthias Vogel
Die erste Standortbestimmung der neuen Berlin-Liga-Saison hat Henrik Suttinger, Trainer der Zehlendorfer Fußballerinnen, nicht gerade vom Hocker gehauen: „Ich habe heute ein besseres Landesliga-Spiel gesehen.“ Immerhin verbuchte sein Team das bessere Ende für sich, 4:2 (2:1) hieß es am Ende für den FC Hertha 03 vor heimischer Kulisse gegen den Aufsteiger Spandauer Kickers, zu dem Selma Teuffert einen Doppelpack beisteuerte.
Ohne Torjägerin Sarah Tiede und Flügelspielerin Anna Smolkovic habe seinen Kickers in der Offensive das Tempo gefehlt, resümierte Spandaus Coach Tom Winzer nach der Partie. Der Plan, sich dem Angriffspressing der Hertha zu entziehen, sei zudem fehlgeschlagen. „Weil sich zu Wenige am Spielaufbau beteiligt haben. Also haben wir schnell angefangen, mit langen Bällen zu operieren und das ist für uns einfach suboptimal.“ Beflügelt wurde die Dominanz der Hertha freilich durch den frühen Führungstreffer. Lilli Genthe nutzte einen katastrophalen Fehlpass der Spandauer am Torraum kompromisslos zum 1:0 (6.). Suttinger war weniger vom Tor der erst 16-Jährigen begeistert, als vielmehr von ihrer Leistung im Zentrum des Zehlendorfer Spiels. „Dort musste ich ja heute Emily Urbscheit und Elina Frienauff ersetzen und habe es mit Genthe probiert, weil sie sehr ballsicher ist. Sie hat das Spiel sehr gut an sich gezogen. Bemerkenswert, normalerweise spielt sie Außenverteidigerin.“

Wenn die Partie einen anderen Verlauf hätte nehmen können, dann ab der 24. Minute. Silvana Rust hatte eine Freistoßflanke aus dem Halbfeld in die Hertha-Box geschlagen, dort stieg Lisa Krüger am höchsten und köpfte den Ball ans Lattenkreuz. „Nur zwei Minuten später bekommen wir das 2:0“, kommentierte Winzer die beiden Schlüsselszenen. Letztere ging dann so: Einer schnellen Spielverlagerung auf den linken Flügel folgte der Flachpass ins Zentrum, dort schloss Adressatin Selma Teuffert aus zehn Metern sofort ab, der Ball schlug halbhoch und etwas gegen die Laufrichtung der neuen Kickers-Torfrau Yasmin Rösicke (VfL Wolfsburg II) ein (26.).

Noch vor der Pause nährte Krüger dann doch noch die Hoffnung Winzers, vielleicht etwas Zählbares eintüten zu können. Der Ballverlust der 03er im Mittelfeld war für sie der Startschuss für ein Solo, das sie mit einem strammen Schuss aus 20 Metern unter das Dach des Tores hämmerte (33.). „Über dieses Gegentor habe ich mich wirklich geärgert, weil wir viel zu spät umgeschaltet haben“, sagte Suttinger. Eine halbe Stunde Spielzeit hielt sich diese Hoffnung bei seinem Gegenüber, dann zerschlug sie sich jäh, weil Teuffert einen laut Winzer berechtigten Elfmeter versenkte (64.). Den Deckel für die Hertha machte dann Neuzugang Saskia Loth (FC Viktoria 1889 Berlin II) zehn Minuten vor dem Ende drauf. Die eingewechselte Linksverteidigerin war bei einem Konter über rechts in den Strafraum eingelaufen und veredelte den Querpass zum 4:1 (80.).
Slapstick-Einlage zum Abschluss
Nach einer Slapstick-Einlage der Torhüterin und einer Abwehrspielerin gelang Samantha Dobbert dann noch Ergebniskosmetik für Spandau. Nach dem Motto: „Nimm ihn du, ich hab‘ ihn sicher“ kullerte die Kickers-Hereingabe im Zeitlupentempo zwischen den beiden durch in Richtung langer Pfosten, Dobbert staubte ab (87.). Den Fauxpas seiner Hintermannschaft schmunzelte Suttinger weg.

„Ich kann meiner Mannschaft heute keinen Vorwurf machen. Hertha hat das gut gemacht und wir sind nach der verkorksten Vorbereitung mit nur einem Testspiel noch nicht eingespielt. Wir haben unser Bestes gegeben, aber das war an diesem Tag für die Berlin-Liga zu wenig“, fasste Winzer zusammen. Und Suttinger? Stieß fast ins geiche Horn: Gefühlt war die Vorbereitung sehr kurz, weil viele meiner jungen Spielerinnen in den Ferien im Urlaub waren. Ich denke, die komplette Mannschaft trainiert erst seit drei Wochen zusammen.“ Er habe seiner Mannschaft gesagt, zum Saisonstart sei ein Sieg enorm wichtig, egal, wie der zustande käme. „Dann darf man nachher auch nicht unzufrieden sein“, sagte er. „Aber da ist schon noch viel Luft nach oben.“
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