von Matthias Vogel
Leipzig. Ein Pferdchen hat der Berliner Frauenfußball noch im Stall. Der SC Staaken steht am heutigen Sonntag, 9. Juni, im Großen Preis der Regionalliga beim FC Phoenix Leipzig in der Startbox. SC-Trainer Stephan Illmann glaubt an ein positives Rennwochenende: „Das große Plus für uns ist, dass wir im Hinspiel kein Gegentor kassiert haben.“
Staakens Fußballerinnen fahren ohne Handicap nach Leipzig: Mit 1:0 behielten sie in einem packenden ersten Akt der Relegation verdient die Oberhand. Unterm Strich hatten sie dabei mehr und bessere Chancen als die Elf aus Sachsen, weshalb der Sieg auch absolut in Ordnung ging. Gerade in den ersten 20 Minuten standen die Gäste völlig neben der Kappe und mussten froh sein, nach zehn Minuten nicht schon mit 0:3 zurück zu liegen. Maxi Woelke traf nach einer zu kurz abgewehrten Ecke aus 17 Metern nur die Latte (2.), Monika Sinka scheiterte am Ende eines schicken Konters knapp an Torhüterin Denise Henkel (5.), genauso wie Abwehrchefin Pia Feldhahn, die mit dem Ball am Fuß und mächtig viel Tempo aus der eigenen Hälfte in das Zentrum des gegnerischen Terrains eingedrungen war und einen wuchtigen Fernschuss abgefeuert hatte (9.). Noch ein, zwei Fernschüsse aus der Schmiede Julie Illmanns, dann blies die gute Schiedsrichterin Elisa Schicketanz bei tropischen Temperaturen zur Trinkpause.

Warum das wichtig ist? Weil das Leipziger Trainergespann während der Unterbrechung seinen Schützlingen ordentlich den Kopf wusch. „Wenn wir hier etwas holen wollen, dann müssen wir langsam anfangen Fußball zu spielen“, polterte es aus dem Schatten gegenüber der Zuschauertribüne. Die Phoenix-Mädels schienen begriffen zu haben: Kurz nach Wiederanpfiff hatten sie eine unglaublich dicke Doppelchance. Franziska Music zwang Staakens Torfrau Nadine-Michelle Moschko zu einer Glanztat, den Nachschuss hätte Angelina Lübcke versenken müssen, wuchtete ihn stattdessen an den Fangzaun daneben. Jetzt war es plötzlich nicht nur das erwartete Spiel auf Augenhöhe, sondern ein richtig packendes Match. Der Beleg dafür ereignete sich noch vor dem Seitenwechsel. Einen Distanzschuss von Illmann entschärfte Henkel mit Mühe. Ihr postwendender Abschlag sauste weit über das Staakener Geläuf, passierte Freund und Feind und landete schließlich bei Leipzigs Top-Torjägerin Marlene Haberecht. Die legte sich die Kugel bei ihrem Alleingang auf Moschko ein bisschen zu weit vor, weshalb die SC-Torhüterin diese Riesenchance vereiteln konnte.

In einer ausgeglichenen zweiten Hälfte – nach einer Ecke verhinderte eine Phönix-Abwehrspielerin den Einschlag von Jasmine Gehrings Kopfball-Torpedo im Torgiebel, auf der anderen Seite musste Moschko noch einmal gegen Haberecht Kopf und Kragen riskieren, um einen Gegentreffer zu verhindern – ergab sich die entscheidende Situation als Folge einer Umstellung im Staakener Offensivspiel. Monika Sinka und Maxi Woelke hatten gerade die Flügel getauscht, als Sinka über rechts auch schon frei gespielt wurde, sich toll im Eins-gegen-eins durchsetzte und nach innen flankte. Am zweiten Pfosten kam Julie Illmann zum Kopfball, Henkel war noch dran, fand sich aber schlussendlich zusammen mit dem Spielgerät in den Maschen ihres Kastens wieder. 1:0 – großer Jubel, neongelber Menschenberg.

„Wichtiges Tor, wichtig auch, dass wir kein Gegentor kassiert haben“, sagte die Schützin nach der Partie. Christin Janitzki, bärenstarke Phoenix-Innenverteidigerin, die mit einer ähnlichen Aktion wie der von Pia Feldhahn fast die Führung für Leipzig erzielt hatte (37.), sagte: „Noch ist nichts passiert. Ich denke, wir wissen jetzt, an was wir arbeiten müssen und dann werden wir sehen, wer nach dem Rückspiel die Nase vorne hat.“ Phoenix-Trainer Timo Enders war etwas wortkarg direkt nach der Begegnung: „Alles möglich, war kein 0:3, sondern nur ein 0:1“, lautete die knappe Spielanalyse. Staakens Coach Stephan Illmann sagte: „Verdienter Sieg, ich glaube, die haben uns ganz schon unterschätzt.“

Wenn dem so auch so war, wiederholen wird es sich nicht. Illmann freut sich dennoch auf das Rückspiel. „Es wird schwierig, aber wir haben alles getan, haben während der Woche auf Rasen trainiert, um uns optimal vorzubereiten. Und die Mädels sind heiß.“ So wie in den ersten 20 Minuten des Hinspiels will Illmann sein Team den Gegner wieder hoch anlaufen lassen. Dazu sollen seine Scharfschützinnen jede Gelegenheit nutzen, um aus der Ferne zu schießen. „Das ist unsere Stärke, da sind wir immer für ein Tor gut.“ Kommen die Spandauer Fußballerinnen auch nur einmal zum Jubeln, bräuchte Phoenix wegen der Auswärtstor-Regel schon drei Treffer für den Einzug in die Regionalliga. Die Staakener Karten im Großen Preis der Regionalliga sind also gut, die Startbox öffnet sich um 14 Uhr auf der „Rennbahn“ an der Wurzner Straße 140 in Leipzig.

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