von Matthias Vogel und Bodo Heinemann
Sie haben von Anfang an darauf hin gearbeitet, haben dank einer unglaublichen Rückrunde mit 15 Siegen in Serie den Titel der Regionalliga Nordost eingesackt und am Sonntag, 26. Mai, um 14 Uhr ist es nun soweit: Im Hinspiel um den Einzug in Deutschlands zweithöchste Spielklasse erwarten die Fußballerinnen des 1. FC Union Berlin den Meister der Regionalliga Südwest, die SG 99 Andernach.
Die Bäckermädchen aus Rheinland-Pfalz haben in dieser Saison eine ähnlich beeindruckende Bilanz wie die Elf des Trainers Falko Grothe vorzuweisen. Auch sie erzielten in der Punkterunde 89 Treffer, auch sie holten sich den Pokalsieg. Grothe hat nicht nur deshalb Respekt vor der Aufgabe. Er hat „ein bisschen Videomaterial“ über den Gegner gesichtet. „Von daher wissen wir in etwa, was uns erwartet. Auf jeden Fall ein sehr guter Gegner.“

Für den Coach der Eisernen Ladies ist das allerdings absolut kein Grund, das eigene Spiel grundsätzlich zu ändern. „Wir werden sicher ein, zwei Anpassungen vornehmen. Aber hinten einigeln werden wir uns sicher nicht.“ Ballbesitz, Spiel gestalten, die schnellen Außen einsetzen und vorne Marta Stodulska in Szene zu setzen, so lautete die Rezeptur für das Double. Jetzt soll noch der ganz große Wurf her, den Aufstieg hätten sich seine Spielerinnen verdient, findet Grothe. Außerdem habe er den Ehrgeiz, nicht nur aufzusteigen, sondern auch dann die 2. Bundesliga zu halten. Das sei nach Hohen Neuendorf keinem Team mehr gelungen, inklusive Eisern Union. Bis er sich sich darüber ernsthaft Gedanken machen darf, hat der DFB noch mindestens 180 Minuten erfolgreich zu bestreitende Spielminuten zwischengeschaltet.

Der Gegner erwartet wie Grothe „ein Duell auf Augenhöhe“. Der Andernacher Trainer Kappy Stümper sagte: „Zweifelsohne ein ebenbürtiger Gegner. Aber wir vertrauen auf unsere eigenen Stärken. Allerdings müssen wir unser Potenzial schon vollständig abrufen, sonst wird das nichts. Mit einer Vorstellung wie im Pokalfinale gegen Holzbach werden wir in Berlin nicht weit kommen.“ Dort reichte den Bäckermädchen eine mittelmäßige Leistung, um den Tabellenvorletzten ihrer Staffel mit 3:1 in die Schranken zu weisen.

Die Eisernen Ladies müssen am Sonntag höllisch auf die Offensive der Gäste aufpassen. Wie bei Union selbst droht auch Andernacher Torgefahr nicht nur von einer Position aus. Ein halbes Dutzend Angreiferinnen markierten in der Meisterschaft mehr als 75 Prozent aller Tore. Herausragend ist dabei der Wert von Maren Weingarz. Die linke Flügelflitzerin stand Andernach wegen den Folgen eines Kreuzbandrisses erst mit Beginn der Rückrunde zur Verfügung. Mit 17 Treffern führt sie dennoch die Team interne Topscorer-Liste an. In acht Pflichtspielen gelangen ihr 15 Kisten, im letzten Saisonspiel gegen Wormatia Worms ein Hattrick in nur sechs Minuten.
Berlin lechzt nach einem Zweitligisten
Die beiden Aufstiegsspiele erfolgen im Europacup-Style. Bei Gleichstand nach Hin- und Rückspiel wiegen Auswärtstreffer schwerer. Schadlos halten und selber Zählbares hamstern, das ist der Spagat, den Union hinkriegen muss. Andernach würde unter Umständen ein Mauern und Kontern reichen. Es wird spannend im Fritz-Lesch-Stadion an der Dörpfeldstraße. Dazu lechzt die Frauenfußball-Community der Hauptstadt nach einem Zweitligisten. Warum sollte also nicht eine stattliche Kulisse live verfolgen, wer die Nervosität schneller ablegt, die bessere Tagesform erwischt, ob den Bäckermädchen die 620-Kilometer lange Anfahrt in den Knochen steckt und wie am Ende die Voraussetzungen für das Rückspiel eine Woche später zur gleichen Uhrzeit im Andernacher Stadion sind?
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