von Matthias Vogel
Wenn es jemanden gibt, der das Ende der Saison herbeisehnt, dann ist es Harald Planer. Mit 1:7 geriet sein SFC Stern 1900 zuhause gegen den Lokalrivalen FC Viktoria 1889 Berlin unter die Räder – das war nicht zu erwarten. Aber immer dann, wenn die Steglitzer Fußballerinnen sich dem Tor des Tabellenzweiten annäherten, zog der das Tempo an und traf. „Wir können den Motor einfach nicht mehr starten“, sagte ein selbstkritischer Sterne-Coach am Ende.
Eine Szene des Stadtteil-Derbys diente Planer als bester Beleg für den Unterschied zwischen seiner Elf und der benachbarten Konkurrenz aus Lichterfelde. „Gerade als wir so ein bisschen aufkommen, zwei Lattenschüsse von Kimberly Lange und Emina Wacker zu verzeichnen haben, schnappt sie sich den Ball, dribbelt 30 Meter vor dem eigenen Tor los bis auf unsere Grundlinie und legt überlegt quer auf ihre Kollegin, die völlig unbedrängt einschieben kann. Es war so, als würde sie sich sagen: Was ist denn hier los, das geht nicht!“ Planer meinte Viktorias Eyline Jakubowski, die mit ihrer Vorlage auf Beslinda Shigjeqi in die Drangphase der Sterne nach der Pause den Deckel auf den Viktoria-Sieg nietete: 5:0 (56.). „Schlüsselspielerinnen. Mentalitätsspielerinnen. Da hat Roman einige im Kader, mir fehlen sie.“ Vor dem Seitenwechsel hatten die starke Danya Barsalona, Katharina Göttfried mit einem Eigentor und zweimal Louise Trapp für das 0:4 auf der Anzeigetafel des Stadions Schildhornstraße gesorgt.

Die individuelle Klasse der Himmelblauen war ein Grund für das Sterner Debakel, aber nicht der einzige. „Ich habe mal zusammen gezählt: Bezogen auf den Kader, mit dem wir in die Saison gestartet sind, fehlten mir heute acht Stammspielerinnen“, sagt Planer. Und die, die noch auf dem dem Platz stünden, würden alle laufen und alle wollen – aber es reiche einfach nicht mehr. Gleich in der Anfangsphase der Partie wusste der Sterner Trainer deshalb nicht, was er für ein Gefühl für die Partie entwickeln sollte. „Wir kommen gut in die Partie und du denkst: Es sieht gut aus! Kurz darauf steht Viktoria zweimal alleine vor der Kiste. Da wusste ich dann, irgendwie passt das heute nicht.“

Roman Rießler, Trainer der Viktoria diktierte nahezu die gleiche Spielanalyse in den Notizblock: „Die Treffer für uns fielen wirklich immer in den besten Phasen von Stern.“ Erschwerend für die Gastgeberinnen kam hinzu, dass Viki-Pfeil Louise Trapp einen Sahnetag erwischte und Rießlers taktische Variante griff. Trapp markierte nicht nur zwei Treffer selber, sondern bereitete auch noch „ein oder zwei weitere vor“, so genau wusste das Rießer nachher nicht mehr. Genau wusste er noch, dass die Idee, die letzte Reihe mit drei Spielerinnen, die Außenbahnen deshalb nur einfach, aber dafür das Zentrum satt zu besetzen, eine sehr gute war. „Wir wollten uns zunächst durch die Mitte nach vorne kombinieren und im letzten Drittel die schnellen Außen einsetzen. Das hat gut geklappt“, freute sich der Viki-Coach: Weil die aus der Innenverteidigung auf die „Sechs“ beorderte Jessica Purps ein Bombenspiel abgeliefert habe und eben Trapp an diesem Tag den gewohnten Kuchen mit einer Kirsche servierte.

Fazit des Revierkampfes: Der Ärger von Planer zur Pause, dem Rivalen nicht wie gewohnt einen harten Fight liefern zu können, war am Abend des Spieltages der Erkenntnis gewichen, dass es höchste Zeit für die Sommerpause und dann auch einen Neuanfang ist. Und die Viki-Girls haben mit dem 7:1 ihre theoretischen Chancen auf die Meisterschaft und den Aufstieg am letzten Spieltag gewahrt, und das untermauert, was eigentlich auch schon vor der Partie feststand, nämlich dass sie eine großartige Saison spielen.
SFC Stern 1900 – FC Viktoria 1889 1:7 (0:4). Sterne: Maass, Göttfried, Sange, Gierig (46. Selmke), Schröder, Wacker, Ibrisevic, Lux, Messer (46. Haertel), Sohr, Lange. Viki-Girls: Buchholz, Statz, Barsalona, Shigjeqi (75. Nesges), Fandre, Reh, König (65. Türk), Purps, Sänger, Jakubowski, Trapp. Tore: 0:1 Barsalona (14.), 0:2 Göttfried (ET, 25.), 0:3, 0:4 Trapp (28. , 40.), 0:5 Shigjeqi (56.), 1:5 Lange (66.), 1:6 Statz (70.), 1:7 Nesges (76.). Zuschauer: 100.
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