Effektive Eiserne holen den Pokal

von Matthias Vogel

Nicht berauschend, aber auch nicht unverdient hat der erste Anzug des 1. FC Union Berlin den Pokaltag der Frauen für seinen Verein perfekt gemacht. Die Grothe-Elf knackte den Liga-Konkurrenten FC Viktoria 1889 nach anfänglichen Schwierigkeiten mit 3:2 (3:1). Ausschlaggebend für den Erfolg war eine bärenstarke Defensive und eine gnadenlose Effektivität vor des Gegners Kasten.

Es war die 18. Spielminute, ab der sich die Eisernen Ladies fingen. Früh waren sie in Rückstand geraten, weil sich Viktorias Louise Trapp kurz nach dem Anpfiff trotz Josephine Bonsu im Nacken und dem Pressschlag vor der Nase im Mittelfeld großartig durchsetzte und die Kugel Bilderbuch mäßig halbrechts in den Lauf von Beslina Shigjeqi legte. Die versah den Sahnepass mit Zucker-Topping und wuchtete den Ball in die lange Ecke (2.). Kurz darauf hatte Corinna Statz sogar das 2:0 für die Himmelblauen auf dem Fuß. „Da waren wir überhaupt nicht auf dem Posten“, konstatierte Union-Coach Falko Grothe nach der Partie. Jene 18. Minute war dann so etwas wie ein Weckruf für die Eisernen. Nach einem Ballverlust von Jule Reh im linken Lichterfeld gelangte das Rund schnell zu Marta Stodulska im Zentrum. Zwei seichte, aber wirkungsvolle Haken und sie kam zum Schuss, der knapp am rechten Pfosten des von Inga Buchholz gehüteten Kastens vorbei strich.

Louise Trapp (re.) erzielt das zu späte 2:3, Josephine Ahlswede machte ansonsten gegen das schnelle Viki-Girl einen hervorragenden Job. Foto: Matthias Vogel

Fast schlagartig wirkte Union sicherer, selbstbewusster – und glich prompt aus: Eine Ecke konnte Buchholz nur abklatschen, den zu kurzen Befreiungsschlag von Eyline Jakubowski schlug eine Eiserne zurück in den Strafraum. Die aufgerückte Innenverteidigerin Nathalie Götze hielt den Fuß hin: 1:1 (22.). Nur drei Minuten später hatte Stodulska die Führung auf dem Fuß. Einen weiten Ball über die Viktoria-Abwehr hinweg von Interims-Innenverteidigerin Marie Weidt hob die agile Stürmerin über Buchholz hinweg, aber eben auch neben das Tor (25.). Es war wohl die turbulenteste Phase dieses Pokalfights. Corinna Statz war urplötzlich per Dribbling durch, suchte aber vergeblich nach einem Adressaten in der Mitte, anstatt aus halblinker Position selber abzuschließen (29.). Schon im direkten Gegenzug jubelten die Roten: Stodulska erhielt einen langen Diagonalball auf der linken Seite, überrumpelte Nadine König und flankte nach innen. In die Hereingabe warf sich Nadia Pearl mit allem was sie hat und erzielte mit ihrem Rumpf das 2:1 (30.). Richtig lang wurden die Gesichter auf der Viktoria-Bank, als Stodulska nur eine Minute vor dem Pausenpfiff das 3:1 markierte. Wieder war sie über links durchgebrochen, hatte den Haken nach innen geschlagen und den Ball in der langen Ecke des 89er-Gehäuses verstaut.

Dilara Türk (am Ball) hatte Unions Coach Falko Grothe vor dem Spiel Sorgen gemacht. „Wir haben sie aber ganz gut in den Griff bekommen.“ Foto: Matthias Vogel

Roman Rießler haderte mit den Schiedsrichterentscheidungen. Nach Abpfiff sagte er, die Ecke vor dem Ausgleich sei keine gewesen und dem Unioner Führungstreffer eine Abseitsstellung vorausgegangen. „Da waren heute einige sehr fragwürdige Entscheidungen dabei. Dass wir in der Fortsetzung der Partie schlecht verteidigen, steht auf einem anderen Blatt.“ Auf seine Mannschaft hatte der Viki-Coach aber keinen Groll. Zwar habe man nicht den erfolgreicheren, aber auf jeden Fall den besseren Fußball gespielt, dazu Union einen starken Pokal-Fight geliefert. In der Tat streckte sich Viktoria während der zweiten Schicht merklich nach der Decke, suchte aufopferungsvoll nach einer Lücke im Köpenicker Deckungsverbund. Was aber fehlte, war die Durchschlagskraft und das änderte sich auch nicht nach dem Platzverweis von Greta Budde, die im Zuge einer Diskussion um einen Freistoß-Pfiff offenbar den Schiedsrichter berührt hatte und deshalb ausgeschlossen wurde. Eine Viertelstunde vor Schluss segelte Shigjeqi knapp an einer Flanke der eingewechselten Danya Barsalona vorbei, davor missglückte Marlies Sänger nach einer Freistoßflanke ein Kopfball aus aussichtsreicher Position. Mehr Gefahr drohte Union trotz Sturm und Drang nicht. In der Nachspielzeit gelang Trapp noch der Anschlusstreffer, freilich zu spät.

Einmal mehr machte Marta Stodulska (li.) den Unterschied. Eine Kiste machte sie selbst, eine ander bereitete sie für Nadia Pearl (17) vor. Foto: Matthias Vogel

„Wir haben die starken Außen von Viktoria nach der Anfangsphase gut in den Griff bekommen“, urteilte Grothe am Ende, die Haare patschnass von der ersten Sektdusche. „Und im Defensivzentrum sind wir einfach stark.“ Dass seine Elf in der Offensive in der zweiten Hälfte kaum noch stattfand, begeisterte ihn zwar nicht, störte ihn aber auch nicht sonderlich. „Wir mussten ja auch nicht mehr. Aber es stimmt: Wir hatten einige Drei-gegen-zwei-Situationen, die müssen wir besser ausspielen. Und ein Pokalspiel kann eben auch einmal nicht so schön sein, das nehme ich heute aber gerne mit.“


FC Viktoria 1889 Berlin – 1. FC Union Berlin 2:3 (1:3). Viki-Girls: Buchholz, Reh (62. Barsalona), Purps, Sänger, König (46. Schulte), Türk, Fandre, Jakubowski, Trapp, Statz, Shigjeqi. Eiserne Ladies: Eichhorn, Stodulska, Heiseler (81. Fröhlich), Weidt, Bonsu, Ahlswede (90.+1 Schindler), Pearl (75. Zander Zeidam), Schrey, Götz, Radloff, Budde. Tore: 1:0 Shigjeqi (2.), 1:1 Götz (22.), 1:2 Pearl (30.), 1:3 Stodulska (44.), 2:3 Trapp 90.+2). Schiedsrichter: Furkan Kilic. Rote Karte: Budde (75.). Zuschauer: 920.

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