Keine Nerven

von Matthias Vogel

Die Bezirksliga-Fußballerinnen des DFC Kreuzberg hätten sich am Samstag im Spitzenspiel gegen den SV Adler Berlin wenigstens schon einmal die Aufstiegsrelegation sichern können. Daraus wurde wegen eines zu dünnen Nervenkostüms nichts. Der SV gewann beim DFC mit 6:4 (3:3) und darf nun seinerseits wieder auf die Landesliga hoffen.

Am Ende der hin- und her tobenden Partie lag Sofie Götze erschöpft und bedient der länge nach auf dem Boden. An ihr hatte es wahrlich nicht gelegen, dass ihr DFC Kreuzberg mit leeren Händen da stand. Im Gegenteil. Sie war der stete Stachel im Marienfelder Defensivfleisch und sie war es auch, die nach einer zerfahrenen ersten Hälfte, in der sich beide Abwehrreihen löchrig erwiesen wie ein Schweizer Käse, den 4:3-Führungstreffer erzielte. Am Ende eines Konters erlief sie eine lange Diagonalflanke von rechts am zweiten Pfosten. Die Zeit, die sie schneller geschaltet hatte als ihre Gegenspielerin, reichten ihr, um die Kugel kontrolliert gegen die Laufrichtung von Adler-Torsteherin Heike Markowski in die rechte untere Ecke zu bugsieren (53.). Kurz danach hob Götze den Ball über Markowski hinweg erneut in die Maschen. Der Treffer zählte wegen Abseitsstellung nicht, belegte aber die Gewichtsverhältnisse zu diesem Zeitpunkt des spannenden Duells: Kreuzberg war am Drücker.

Ständiger Unruheherd in der Kreuzberger Offensive, und das seit Jahren: Sofie Götze, Torschützin zum zwischenzeitlichen 4:3 für den DFC. Foto: Matthias Vogel

Das änderte sich schlagartig, als Adler einen Foul-Elfmeter zugesprochen bekam. Denn die Gäste vollstreckten nicht nur souverän durch Christine Stretzke (69.), sondern markierten nur eine Minute später durch Maja Wasiak die Führung (70.). Wie schon beim Gros der sechs Tore aus der ersten Hälfte, war auch diesmal die Torhüterin nicht frei von Schuld. Ebru Sönmezer ließ einen ersten Schuss auf ihren Kasten vor die Füße von Wasiak prallen, die für ihren dritten Treffer nur noch abstauben brauchte. Als Luisa Garnatz eine Viertelstunde vor Schluss dann auch noch das 6:4 besorgte – sie traf von der linken Halbposition aus 16 Metern Entfernung in die kurze Ecke – war der Fisch in der Dose. Kreuzberg, allen voran Götze, waren noch bemüht um den Anschluss, mehr als ein Geschoss von ihr, das Markowski großartig entschärfte, und ein Schuss von Peywand Darvish, der hoch oben in den Fangzaun knallte, sprangen aber nicht heraus.

Im Fallen verwandelt Christine Stetzke den wichtigen Elfmeter zum 4:4 für Adler. Ebru Sönmezer wird nach rechts abtauchen, der Ball mittig einschlagen. Stretzkes Kollegin mag gar nicht hinschauen. Foto: Matthias Vogel

Götze, die sich nach dem Abpfiff auch relativ schnell wieder erhoben hatte, wertete die Partie so: „Uns haben heute sicher Chelsea Wright im Angriff und Rosa Wernecke in der Abwehr gefehlt. Aber es ist eben auch so, dass uns immer, wenn es um etwas geht, die Nerven fehlen.“ Die Kreuzberger Angreiferin fühlte sich bei der Adler-Defensive für ihren Geschmack zu gut aufgehoben und bekannte anerkennend: „Die waren gut auf uns eingestellt. Es war schwer, sich der Bewachung zu entziehen.“

Die Bedeutung der Partie war spürbar, es wurde um jeden Ball gekämpft – hart, aber meistens fair. Foto: Matthias Vogel

Durch den Sieg des SV Adler Berlin ist die Staffel 2 der Berliner Bezirksliga wieder ungemein spannend geworden. Die großen Gewinnerinnen des Spieltages könnten die Mädels von SV Rot-Weiß Viktoria Mitte werden. Wenn sie am morgigen Sonntag, 28. April, ihr Heimspiel gegen den SV Askania Köpenick gewinnen, erobern sie sich die Tabellenspitze. Sie hätten dann drei Spieltage vor Schluss 27 Zähler auf dem Konto, zwei mehr als Kreuzberg und Adler.

Sofie Götze war nach dem Abpfiff körperlich wie mental einfach platt. Foto: Matthias Vogel

DFC Kreuzberg – SV Adler Berlin 4:6 (3:3). DFC: Arbaji, Gülle, Kröss, Gelabert, Hartmann, Götze, Schilling, Mann, Assmann, Rizi, Darvish. Ebenfalls im Einsatz: Aberkane, Sönmezer, Zirkelbach. Adler: Markowski, Stretzke, Amarell, Wasiak, Garnatz, Pichel, Wrobel, Kühl, Stöcker, Mettner, k. A.. Tore: 1:0 Darvish (7.), 1:1, 2:2, 4:5 Wasiak (10., 21., 70.), 2:1, 3:2 Mann (15., 32.), 3:3 Pichel (42.), 4:3 Götze (53.), 4:4 Stretzke (69.), 4:6 Garnatz (76.). Schiedsrichter: Andre Brandt. Zuschauer: 40.

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